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14:55 Uhr - 09.03.2015

Alpiq spürt weiter Gegenwind

Der Stromkonzern weist wegen erneut hoher Wertberichtigungen tiefrote Zahlen aus. Zu einem vollständigen Dividendenverzicht kommt es nicht.

Nach 2011 und 2012 schreibt Alpiq auch im Geschäftsjahr 2014 einen deutlichen Reinverlust, diesmal von 902 Mio. Fr. Der Grund sind Wertberichtigungen und Rückstellungen von über 1 Mrd. Fr. nach Steuern, vor allem auf Schweizer Wasserkraft. Obwohl die Bilanz Glanz vermissen lässt, streicht der Versorger die Dividende nicht. Die Aktionäre können wählen, ob sie 2 Fr. je Valor steuerfrei als Ausschüttung aus Kapitaleinlagereserven möchten oder Aktien. Vertreter der öffentlichen Hand und von ihnen gehaltene regionale Versorger haben sich fast durchweg für Variante zwei entschieden, der französische Stromkonzern EDF ebenso.

Würden dies alle Investoren tun, auch die aus dem 12%igen Streubesitz, könnte Alpiq 54 Mio. Fr. sparen. Das ist gemessen an einer hohen Nettoverschuldung zwar nur ein kleiner Beitrag. Verwaltungsratspräsident Hans Schweickardt, der sich an der Generalversammlung Ende April aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellt, betonte aber an der Bilanzmedienkonferenz am Montag, auch solche Einsparungen seien wertvoll. Seinem designierten Nachfolger Jens Alder, ehemaliger Swisscom-CEO, wünschte er viel Erfolg für die «sehr anspruchsvolle Aufgabe» – das Umfeld sei durch Grosshandelspreise, hohe Regulierungsdichte und Marktverzerrungen geprägt.

Bereinigte Zahlen rückläufig

In diesem Markt kommt Alpiq für das abgeschlossene Geschäftsjahr auf einen 14% tieferen Umsatz von 8,06 Mrd. Fr. Bereinigt um Wertberichtigungen und Rückstellungen sank der Ebitda 24% auf 609 Mio. Fr. und das Betriebsergebnis 29% auf 356 Mio. Fr. Damit hat das Unternehmen leicht besser abgeschnitten als selbst in Aussicht gestellt. Der entsprechende Gewinn halbierte sich nahezu auf 145 Mio. Fr. Im ausgewiesenen Verlust von 34.19 Fr. pro Aktie sind noch 48 Mio. Fr. an Zinszahlungen wegen des 2013 aufgenommenen Hybridkapitals  (gut 1 Mrd. Fr.) enthalten.

Mit dem Abbau der Nettoverschuldung kam das Unternehmen nur minimal voran, von 2,1 Mrd. Fr. im Vorjahr sank der Wert auf 1,9 Mrd. Fr. Die operative Schwäche führt dazu, dass die Nettoverschuldung gemessen am Ebitda den Faktor 3,2, nach 2,6 im Vorjahr, erreichte. Wird das Hybridkapital nur hälftig angerechnet, beträgt die Relation gar 4, nach einem Vorjahreswert von 3,2. Die Eigenkapitalquote, die Alpiq mit 39,7% angibt, käme in diesem Fall auf 35,4% zu liegen.

Einsparungen in der Wasserkraft

Im konventionellen Geschäft mit Stromerzeugung will Alpiq effizienter werden. «Die Betriebskosten unserer Wasserkraftwerke, die wir gemeinsam mit Partnern bewirtschaften, liegen über europäischen Vergleichswerten», sagte CEO Jasmin Staiblin. «Bei reinen Unterhaltskosten, die etwa ein Viertel der Gestehungskosten ausmachen, sehen wir ein Potenzial von 25 bis 35% für Einsparungen.» Im Parlament weibelt der Stromkonzern zudem für finanzielle Entlastungen, etwa bei den Wasserzinsen der Gebirgskantone.

Im Segment Produktion sank der Umsatz 1%, der Ebitda halbierte sich. Im Energieservicegeschäft, wo Alpiq grosse Hoffnungen hegt und akquiriert, reduzierte sich der Ebitda 5%  bei 20% tieferem Umsatz. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit weiter schwachen Grosshandelspreisen. Auch würden steigende Abgaben das operative Ergebnis 2015 belasten.

Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank SNB, den Euromindestkurs aufzugeben und negative Zinsen einzuführen, sei hingegen «kurzfristig verkraftbar», hiess es. Alpiq hat das Währungsrisiko für Energieexporte aus der Schweiz abgesichert. Umsatz, Ebitda und Eigenkapital der Tochtergesellschaften im Euroraum reduzieren sich allerdings. Die Auswirkungen des SNB-Entscheids sollen im Rahmen des Halbjahresabschlusses 2015 geprüft werden. Künftig will Alpiq nur noch Semester- und Ganzjahreszahlen veröffentlichen statt wie bisher vierteljährliche. Finanz und Wirtschaft rechnet für 2015 mit einem leichten Verlust von 0.31 Fr. je Aktie.

Visibilität gering

Wie stark sich das Aktienkapital durch die Ausgabe neuer Valoren erhöhen wird, steht im Detail erst an der Generalversammlung fest. Der Aktienkurs am Tag vor dem Aktionärstreffen sei relevant für das Umtauschverhältnis, erklärte Finanzchef Patrick Mariller, der im April durch den früheren Gategroup-CFO Thomas Bucher abgelöst wird. Ob Alpiq auch künftig den Weg einer Wahldividende beschreiten will, liess Mariller offen. Der Verwaltungsrat habe vorerst nur für 2014 entschieden.

CEO Jasmin Staiblin steht bald nicht nur ein neuer Finanzchef zur Seite, sondern auch ein neuer Präsident. «Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Jens Alder», sagte. Rücktrittspläne hat die Chefin nach eigenem Bekunden nicht. «Ich führe meine Aufgabe als CEO von Alpiq weiterhin mit Überzeugung und Motivation aus», betonte Staiblin.

Für Privatanleger zeigt sich einmal mehr, dass der Stromsektor derzeit ein heikles Terrain ist und die Visibilität gering. Alpiq ist im Branchenvergleich mangels Verteilnetz und wegen des fehlenden regulierten Endkundengeschäfts ungünstigen Einflüssen stärker ausgesetzt als etwa BKW. Der Berner Versorger rechnet für 2014 gar mit einem Gewinnsprung. Doch der Strommarkt ist im Wandel, und eine Marktöffnung – falls sie denn kommt – würde Alpiq stärker in die Hände spielen.

Die komplette Historie zu Alpiq finden Sie hier.»

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