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13:39 Uhr - 11.03.2016

SAP: «In allen Branchen massive IT-Investitionen»

Die Nachfrage nach Unternehmenssoftware und Cloud-Dienstleistungen ist hoch. Grosses Potenzial ortet SAP bei Schweizer Banken.

Der Schweizer Ableger des deutschen Softwareriesen SAP (SAP 69.81 1.73%) spürt keine Nachwehen von der Aufhebung der Eurountergrenze Anfang 2015. Der Verkauf von IT-Dienstleistungen in der Schweiz laufe in erster Linie «über die Innovationsfreudigkeit» der Unternehmen, sagt Bernd Brandl, Schweiz-Chef des Softwarespezialisten, am Rande des diesjährigen SAP Forum in Basel. SAP ist zusammen mit Abacus, Microsoft (MSFT 52.05 -1.5%), Sage und Oracle (ORCL 38.05 -1.12%) einer der grössten Anbieter von Unternehmenssoftware im hiesigen Markt und hat Hunderte Schweizer Unternehmen auf der Kundenliste.

Der im deutschen Leitindex Dax (DAX 9803.18 3.21%) geführte Mutterkonzern SAP SE hat 2015 ein über Erwarten starkes Geschäftsjahr hingelegt, was ihn veranlasst hat, die Umsatzziele für 2017 anzuheben (vgl. Kasten unten). Diese positiven Aussichten spiegeln sich gemäss Brandl auch im Schweizer Markt. Besonders bei neuen Angeboten rund um die Daten-Cloud, Digitalisierung und das neu aufgelegte Kernprodukt S4/Hana verzeichne SAP in der Schweiz einen deutlichen Kundenzuwachs. Genaue finanzielle Angaben zum Geschäftsgang macht das Unternehmen keine. In der Schweiz verdient der Softwarespezialist mit Lizenzeinnahmen, Support- und Service-Dienstleistungen sowie Cloud-Angeboten Geld.

Innovation trotz Kostendruck

Auch trotz des Kostendrucks sieht der Länderchef bei Schweizer Unternehmen keine schrumpfenden IT-Budgets, egal, in welcher Branche. Im Gegenteil, die Bereitschaft, in IT und Innovation zu investieren, habe sich sogar noch verstärkt. «Es wird unterschätzt, wie stark sich Schweizer Unternehmen seit Jahren schon mit der Digitalisierung befassen», sagt Brandl. In allen Branchen werde massiv in die IT investiert.

Überraschend ist hingegen die Feststellung, dass für IT-Dienstleister derzeit auch Wachstum in der sich konsolidierenden Bankbranche zu holen ist. Hier steht SAP in Konkurrenz mit spezialisierten Bankensoftwareanbietern wie Avaloq, Finnova oder der an der SIX kotierten Temenos (TEMN 49.45 1.02%). Noch vor einem Jahr sah Brandl im Bankensektor eine eher verhaltene Nachfrage.

Wachstum dank Banken und Cloud

Doch jetzt will SAP im Finanzsektor «überdimensional» wachsen, entsprechend wurde der Bereich auch personell verstärkt. Banken hätten trotz Kostendruck nach wie vor sehr grosse IT-Budgets, und gemäss SAP-Mann Brandl könne eine Bank mit Nichtstun keine Kosten senken. Um sie zu reduzieren, müssten Prozesse angepasst und mit einer passenden Software abgebildet werden, sagt er.

SAP hat in den vergangenen Jahren Milliarden für die Ergänzung des Angebots mit Cloud-Produkten ausgegeben, so für den Spezialisten für Spesenabrechnung Concur (8,3 Mrd. $ 2014) oder den Anbieter von HR-Software SuccessFactors (3,4 Mrd. $ 2012). Die starke Nachfrage nach Cloud-basierten IT-Dienstleistungen legt nahe, dass diese Akquisitionen zumindest strategisch nötig und sinnvoll waren. Ob sich die hohen Investitionen auch finanziell auszahlen werden, wird sich jedoch erst in den kommenden Jahren weisen.

Starke Vorlage vom MutterkonzernDank Wachstum mit zukunftsträchtigen Cloud-Dienstleistungen und im angestammten Softwarelizenzgeschäft stieg der Umsatz des deutschen Softwareriesen SAP SE im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich. Das Unternehmen hob das Umsatzziel für 2017 auf 23,5 Mrd. € an. Bis 2020 sollen 26 bis 28 Mrd. € umgesetzt werden. Im abgelaufenen Geschäftsjahr setzten die Walldorfer 20,8 Mrd. € um und erarbeiteten ein operatives Ergebnis von 6,4 Mrd. €. Doch weil das Geschäft mit Cloud-Angeboten weniger profitabel ist als mit klassischen Softwarelizenzen, erhöhte SAP die Prognose für den operativen Gewinn (7 Mrd. $) nicht. Gemäss Finanzchef Luka Mucic sei die Marge derzeit «nicht interessant», da SAP nicht beabsichtige, in der Cloud langsamer zu wachsen. Renditeoptimierung wäre derzeit ein Nachteil für das Unternehmen. Mit einer Betriebsmarge von 38% (Non-IFRS) im letzten Jahr ist das Unternehmen nach wie vor sehr profitabel und erhofft sich weiteren Umsatzschub vom Verkauf des aktualisierten Kernprodukts, der Unternehmenssoftware S4/Hana.

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