Schweizerinnen und Schweizer lassen bei der Vorsorge ausser Acht, dass Sparen mit Wertschriften den Ertrag deutlich vermehrt. So sind in der Säule 3a nur knapp ein Viertel der Vermögen in Wertschriftendepots angelegt.
Herr und Frau Schweizer profitieren zu wenig von den Chancen, die das Wertschriftensparen bei der Vorsorge bietet. Das unterstreicht eine Umfrage des Vereins Vorsorge Schweiz (VVS). Im dritten Jahr hintereinander hat er Entwicklung und Struktur der Vermögen in den Säule-3a- und den Freizügigkeitsstiftungen seiner Mitglieder untersucht, die ein Vermögen von über 154 Mrd. Fr. verwalten.
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass das Vorsorgesparen an Bedeutung gewinnt. Die Zahl der neu eröffneten Säule-3a-Konten nahm 2017 um 4,8% (im Vorjahr 4,7%) zu. Bei der Freizügigkeit, der Anlaufstation der Vorsorgegelder bei Stellenwechsel, Jobverlust und/oder Auszeit, waren es 3,7% (3,0%). Letzteres lässt auf eine wachsende Mobilität der Bevölkerung schliessen.
Langer Zeithorizont
Was jedoch nach wie vor vernachlässigt wird, sind Anlagen in Wertschriften. Das meiste Geld bleibt auf dem Konto liegen, wird also bar gehalten, was in Zeiten von Tief- bis Nullzinsen besonders nachteilig erscheint. Zwar hat sich die Wertschriftendurchdringung im vergangenen Jahr erhöht: bei den Freizügigkeitsgeldern auf durchschnittlich 18,4% nach 13,5% im Vorjahr und bei den Säule-3a-Konti von 22,7 auf 23,7%. Aber wenn man sich vorstellt, dass gerade das Vorsorgesparen mit seinem langen Anlagehorizont kaum Risiken und dafür umso grössere Chancen bietet, ist dieser Wert noch immer gering, hält VVS-Präsident Nils Aggett an der Medieninformation fest.
Auffallend ist, dass gerade die jüngere Generation, deren Anlagehorizont besonders weit gespannt ist, dem Wertpapiersparen am wenigsten Bedeutung zumisst. Unter den 25- bis 34-Jährigen, die in die Säule 3a einzahlen, entscheiden sich nur knapp 15% für Modelle mit Wertpapieren, wie sie von den Vorsorgeinstituten in verschiedenen Varianten angeboten werden. Am höchsten ist die Wertpapierdurchdringung bei der Säule 3a unter den 45- bis 54-Jährigen. In dieser Altersklasse beträgt sie 27%. Nachher nimmt sie kontinuierlich auf 15,2% unter den 66- bis 70-Jährigen ab.
Positiv wertet der VVS, dass die Anzahl der Konten und Depots auch in der dritten Säule weiter gestiegen ist: Nach dem Scheitern der Altersvorsorge 2020 stehe das Thema Selbstvorsorge im Fokus, die Bevölkerung suche Absicherung. Jedoch werde weder bei der Freizügigkeit – auch wenn da die Gelder im Verhältnis weniger lang gehalten werden – noch im Säule-3a-Bereich altersgerecht investiert. Dabei zieht der VVS den Vergleich zu den Pensionskassen, wo rund 90% der Vermögen investiert sind. Hier entgehen den Vorsorgenehmern langfristig Chancen, sagt Nils Aggett. Breite Bevölkerungskreise würden den Gedanken an die Vorsorge eher verdrängen, was irgendwie auch erklärbar sei, statt ihr die notwendige Sorgfalt zu widmen. Dem wollen Verein und Mitglieder mit noch mehr Information und Aufklärung entgegentreten.
Einzahlungslücken schliessen dürfen
Ein weiteres Anliegen, das den Verein beschäftigt, ist das Einzahlungspotenzial, das Vorsorgenehmern und -instituten bei der Säule 3a durch die jährliche Höchstgrenze für die (steuerbefreite) Einzahlung entgeht. Aktuell dürfen maximal 6768 Fr. einbezahlt werden. Viele Personen nutzen diese Möglichkeit in einzelnen Jahren nicht oder nur bedingt. Die Gründe sind vielfältig, wie zum Beispiel zu geringes Einkommen, nur bedingte private Vorsorge bei Personen unter 50 oder zeitweise Aufgabe der Erwerbstätigkeit wegen Mutterschaft. Durchschnittlich zahlen Erwerbstätige aktuell rund 3400 Fr. jährlich in die Säule 3a ein. Doch viele können und wollen in späteren Jahren die Lücke zum Maximalbetrag schliessen, was heute nicht möglich ist.
Der VVS schlägt vor, dieses Einzahlungspotenzial, das rund 10 Mrd. Fr. beträgt, zugunsten einer verbesserten privaten Vorsorge zu nutzen. Nachträgliche Einzahlungen über das jährliche Limit hinaus sollen erlaubt werden. Zwei Drittel der Bevölkerung würden die Möglichkeit rückwirkender Beitragszahlungen in die Säule 3a begrüssen. Das hat eine repräsentative Umfrage ergeben, die der VVS unlängst in Auftrag gab.
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