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15:15 Uhr - 10.03.2015

Geberit verbreitert ihre Wachstumsbasis

Der Sanitärtechniker realisiert 2014 neue Rekordwerte und erreicht für ein Industrieunternehmen geradezu traumhafte Margen.

Zeitenwende für Geberit (GEBN 353.3 3.21%): Zu Jahresbeginn 2015 hat mit Christian Buhl eine neuer CEO das Zepter vom sehr erfolgreichen Albert M. Baehny übernommen, der VR-Präsident wird. Buhl hat, als Gesellenstück, gleich die Integration der finnischen Sanitec zu bewerkstelligen – der grössten von Geberit je durchgeführten Akquisition. Damit erweitert der Sanitärtechniker die Strategie und vollzieht einen Wachstumssprung.

Obwohl die Fussstapfen Baehnys gross sind, sieht sich Buhl nicht mit einem schweren, sondern einem «schönen Erbe» konfrontiert. Die noch unter der Ägide Baehnys 2014 erreichten Rekordwerte zu halten, wird allerdings eine nicht zu unterschätzende Herausforderung sein.

Mehr Marktanteile

Geberit realisierte 2014 ein Umsatzwachstum von 4,9% auf 2,4 Mrd. Fr. In Lokalwährungen entspricht dies einem Zuwachs von 6,4%. Alle Regionen haben zum Wachstum beigetragen. Damit ist es Geberit gelungen, weiter Marktanteile zu gewinnen. Die Region Europa, sie generiert gut 90% des Umsatzes, steigerte die Einnahmen 6%. Stark entwickelt haben sich besonders Grossbritannien und Irland mit einem Wachstum von rund 20%. Die zwei grössten Märkte, Deutschland und Schweiz, sind 6 bzw. 6,6% gewachsen.

Die Ertragslage konnte erneut verbessert werden. Dahinter standen der Volumeneffekt, Preiserhöhungen sowie die effiziente Kostenkontrolle. Der operative Cashflow (Ebitda) stieg 10,8% auf 657,1 Mio. Fr. Das entspricht einer Marge von 27,3%. Damit wurde der angestrebte Zielkorridor von 23 bis 25% deutlich übertroffen. Das operative Ergebnis Ebit wuchs 13% und der Gewinn 14,4% auf 498,6 Mio. Fr., entsprechend einer Umsatzrendite von 20,7%. Derart hohe Margen sind im industriellen Umfeld als geradezu traumhaft zu bezeichnen. Auch weitere Kennzahlen überzeugen restlos: Die Nettoliquidität erreichte Ende 2014 739,2 Mio. Fr. Die Rendite auf dem investierten Kapital stieg von 32,1% im Vorjahr auf 35,5%.

Entsprechend diesem rundum überzeugenden Zahlenkranz erhöht Geberit die Dividende knapp 11% auf 8.30 Fr. je Aktie. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 62,7%. Angestrebt wird eine Bandbreite von jeweils 50 bis 70%.

Am 10. Februar wurde die Akquisition der finnischen Sanitec vollzogen. Das Unternehmen bringt für Geberit den Schritt in den Sanitärbereich des Badezimmers. Überschneidungen mit dem herkömmlichen Geschäft gibt es praktisch keine, die Akquisition ist komplementär. Geberit sieht mit diesem Schritt die eigene Wachstumsbasis verbreitert. Es werden Synergien von rund 45 Mio. Fr. erwartet. Sie resultieren vor allem aus der Zusammenlegung der Konzernfunktionen und des Vertriebs im Schosse von Geberit.

Tiefere Margen

Die Übernahme kostet 1,4 Mrd. Fr. Davon stammen 247 Mio. Fr. aus vorhandenen Barmitteln. Hinzu kommen ein Bankdarlehen sowie die Emission von Bonds in Franken und Euro mit verschiedenen Laufzeiten. Die Emissionen sollten in den nächsten Tagen durchgeführt werden. Sie werden die mit einem Bankenkonsortium ausgehandelte Brückenfinanzierung ablösen.

Die Integrationskosten werden auf rund 45 Mio. Fr. beziffert, verteilt auf zwei bis drei Jahre. Die Transaktionskosten dürften sich auf 23 Mio. Fr. belaufen. Davon werden 15 Mio. Fr. dem laufenden Jahr belastet. Sanitec erarbeitete 2014 einen Umsatz von knapp 690 Mio. € und einen Gewinn von 45,6 Mio. €.

Wegen der Integrations- und Transaktionskosten sowie der allgemein geringeren Margen von Sanitec werden die Margen von Geberit 2015 leicht schrumpfen. Finanzchef Roland Iff wollte das Ausmass allerdings noch nicht beziffern.

Geberit beurteilt das Wachstum der relevanten Baumärkte 2015 zurückhaltend. Dennoch dürfte ein Gewinnzuwachs, inklusive Sanitec, von 10% auf 14.60 Fr. je Aktie möglich sein, zumal das zuvor sistierte Aktienrückkaufprogramm wieder aufgenommen wird. Damit bleiben die Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 stolz bewertet. Sie bieten jedoch auch überdurchschnittlich viel Qualität.

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