Der Verkauf des Formenbaus stärkt die Bilanz. Der Fokus liegt nun voll auf dem Autozuliefergeschäft.
Adval Tech (ADVN 196 11.55%) will den Bereich Molds (Formenbau) an die amerikanische Barnes Group verkaufen. Für das Geschäft, das mittlerweile einheitlich unter dem Namen Froboha firmiert und Formen für Spritzgussteile vornehmlich für die Konsumgüterindustrie herstellt, werden Adval Tech 133 Mio. Fr. unter dem Vorbehalt behördlicher Zustimmung zufliessen, wohl noch im dritten Quartal.
Dieser Betrag vergleicht sich mit einem Umsatzvolumen des Geschäfts von 74,4 Mio. Fr. (2015) und einem Ebitda von 9,7 Mio. Fr. Der Verkaufserlös entspricht folglich knapp dem Vierzehnfachen des Ebitda, was als stolzer Verkaufspreis gewertet werden kann.
Ein Drittel des Umsatzes geht weg
Mit dem Verkauf von Molds/Froboha verliert Adval Tech rund ein Drittel des letztjährigen Umsatzes und 45% des Ebitda. Denn Froboha ist derzeit etwas ertragreicher als das zweite, grössere Geschäftsgebiet, Components.
Doch in Components forciert Adval Tech seit einiger Zeit den Ausbau der Gruppe, angepeilt wird die Automobilindustrie. Zu diesem Ausbau hat im März die Übernahme der deutschen Fischer IMF beigetragen. Sie stellt Metallkomponenten für die Autoindustrie her und setzte 2015 rund 30 Mio. € um. Mit diesem Zukauf kam Adval Tech zu einem Produktionsstandort in Süddeutschland, womit die Frankenabhängigkeit gesenkt wird.
Die Strategie nimmt Form an
Mit Fischer IMF kann Adval Tech knapp die Hälfte des wegfallenden Froboha-Umsatzes kompensieren. Das Risiko aus dem Zukauf dürfte gering sein, kennt Adval Tech Fischer IMF doch aus langjähriger Zusammenarbeit.
Den Zukauf in Deutschland konnte sich Adval Tech allerdings nur dank der Finanzkraft ihrer grossen Aktionäre – Willy Michel von Ypsomed (YPSN 197.4 -0.3%) und Michael Pieper, u. a. Franke-Gruppe – leisten. Sie halten je etwas über 20% am Unternehmen, wobei Michel, der den Verwaltungsrat von Adval Tech präsidiert, Garantien für Bankkredite abgegeben und den Kauf von Fischer durch ein Aktionärsdarlehen ermöglicht hat.
Finanziell bald wieder auf eigenen Beinen
Die Bilanz von Adval Tech hätte die Mittel für den Kauf nur knapp hergegeben. Fischer IMF dürfte Adval Tech schätzungsweise 40 bis 50 Mio Fr. gekostet haben. Addiert mit den 60 Mio. Fr. Nettoschulden, die das Unternehmen per Ende 2015 auswies, dürfte die Nettoschuld derzeit etwa 100 Mio. Fr. betragen. Der Eigenkapitalanteil in der Bilanz stand Ende 2015 auf 32%.
Mit dem Verkauf des Formengeschäfts kann Adval Tech nun die Schulden tilgen. Dadurch schafft sich das Unternehmen Spielraum, die Expansion in den Autozulieferbereich weiter zu forcieren. Adval Tech hat einige schwierige Jahre hinter sich, der Ausbau des Spritzgussbereichs just vor der Finanzkrise war ein Schlag ins Wasser, der dem Unternehmen jahrelang Verluste beschert hat.
Erfolg brachte dagegen der Aufbau einer Produktion von Komponenten für die deutsche Automobilindustrie. Am Anfang dieses Aufbaus stand ein Werk in Ungarn, das BMW (BMW 73.41 4.81%) seit 2011 mit Lampenverbundteilen beliefert. Später gelang es, auch Audi ins Boot zu holen. Jüngst hat Adval Tech ein Werk in Mexiko aufgebaut, das für den nahegelegenen Audi-Produktionsstandort Kühlungs- und Luftleitsystemen herstellt. Derzeit wird das Werk hochgefahren, sodass seine Ergebnisse 2016 noch nicht hoch sein werden.
Ganz in der Nähe zum Werk in Mexiko produzieren auch BMW und VW, sodass sich Adval Tech Aufträge von diesen Autokonzernen erhofft. Nicht zu Unrecht, denn VW gehört neuerdings auch zu den Kunden von Adval Techs Werk in Ungarn.
Die Börse hat auf den Molds-Verkauf und die dadurch ermöglichte Entschuldung positiv reagiert. Bis Dienstagnachmittag stiegen die Titel 11%, womit das Unternehmen mit 142 Mio. Fr. bewertet wird.
Dieser Wert entspricht rund 75% des Umsatzes von Adval Tech ohne Molds-Segment, aber inklusive Fischer IMF. Für ein Geschäft, das sich noch immer im Aufbau befindet und noch wenig Gewinn abwirft, scheint das viel, doch Adval Tech ist auf dem richtigen Weg und steht vor einer Wachstumsphase. Die Aktien bleiben daher reizvoll.
Die komplette Historie zu Adval Tech finden Sie hier. »
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