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18:49 Uhr - 03.04.2018

Tesla verschafft sich Zeit

Der Elektroautohersteller hat sein Absatzziel für das erste Quartal erwartungsgemäss verfehlt. Doch nun verspricht er einen Produktionsschub. Nach dem Kurssturz erholen sich die Aktien etwas.

Tesla steht in der Beweispflicht. Um sich als profitabler Autobauer zu etablieren, muss der Konzern die Produktion seines Mittelklassewagens Model 3 rasch auf Touren bringen. Die mit Spannung erwarteten Betriebszahlen zum ersten Quartal lassen jedoch weiterhin offen, ob das tatsächlich gelingt.

Das Unternehmen aus Kalifornien hat in den vergangenen sieben Tagen 2020 Model 3 produziert. Für die nächsten sieben Tage rechnet es mit einem ähnlichen Ausstoss. Es hat damit seine Prognose erwartungsgemäss verfehlt. Anfang Februar hatte es angekündigt, bis Ende des ersten Quartals wöchentlich 2500 Model 3 zu produzieren. Der Produktionsrückstand erscheint aber weniger gravierend als teilweise befürchtet.

Tesla-Gründer Elon Musk hatte ursprünglich sogar eine doppelt so hohe Zahl bis Ende März in Aussicht gestellt. Trotzdem gibt er sich wie immer ausgesprochen optimistisch. «Wenn wir weiter in diesem Tempo wachsen, werden wir selbst die Produktionsrate von Ford und dem Model T übertreffen», lässt er sich in der Medienmitteilung vom Dienstag zitieren.

Sorgen über Finanzengpass

An den US-Börsen sorgen die Nachrichten für etwas Erleichterung. Die Aktien Tesla notieren am Dienstag gegen Mittag rund 4% im Plus. Das, nachdem sie seit Ende Januar rund ein Viertel ihres Werts verloren haben und fast 18 Mrd. $ an Marktwert vernichtet worden sind. Stark unter Druck geraten sind ebenso die Anleihen des Konzerns, zumal sich Investoren zusehends Sorgen über einen finanziellen Engpass machen.

Umso wichtiger ist, wie sich die Produktion in den nächsten Monaten entwickeln wird. Diesbezüglich hält Tesla an der bisherigen Prognose fest und will den Ausstoss des Model 3 bis Ende des zweiten Quartals auf 5000 Stück pro Woche steigern. «Das legt die Basis, um im dritten Quartal die lange angestrebte Idealkombination aus hohen Volumen, guter Bruttomarge und starkem positivem operativem Cashflow zu erreichen», heisst es in der Mitteilung.

Tesla hat sich damit aber längst nicht aus der Zwangslage befreit. Im Durchschnitt hat der Konzern letztes Jahr rund 1 Mrd. $ je Quartal verbrannt und per Ende 2017 Nettoschulden von fast 9 Mrd. $ angehäuft. Die hohen Verluste kann er erst dann bremsen, wenn er die Produktion in Gang bringt und ausreichend Einnahmen erzielt. Entscheidend ist daher, ob ihm mit dem Model 3 der Durchbruch im Massengeschäft gelingt.

Musk verbreitet Optimismus

An den Finanzmärkten mehren sich Zweifel. Die Ratingagentur Moody’s beispielsweise hat vergangene Woche zu Vorsicht gemahnt und die ohnehin lädierte Kreditwürdigkeit des Unternehmens weiter zurückgestuft. «Tesla muss kurzfristig eine bedeutende Menge an Kapital aufnehmen, um einen Liquiditätsengpass zu vermeiden», warnte sie.

Vom Konzernsitz in Fremont, unweit von San Francisco, kommen gegenteilige Nachrichten. «Tesla muss dieses Jahr weder mit Aktien noch mit Anleihen Geld aufnehmen, abgesehen von den Standard-Kreditlinien», teilt das Unternehmen mit. Auch hat sich Musk als 1.-April-Scherz auf Twitter über die Befürchtungen einer Liquiditätsklemme lustig gemacht.

Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass sich seine Aussagen über die finanzielle Gesundheit Teslas als Wunschdenken herausstellen. Gut möglich ist zwar, dass sich der Autobauer mit dem weniger schlimmen Produktionsbericht als erwartet etwas Zeit verschafft hat. Der Druck wird jedoch kaum nachlassen, besonders wenn das Klima an den Märkten weiterhin so ruppig bleibt wie in den vergangenen Wochen.

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