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17:03 Uhr - 10.02.2022

AHV-Fonds nicht mehr lange stabil

Gute Anlage-Rendite löst das Grundproblem der ersten Säule nicht. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Arno Schmocker.

Der Asset-Manager der drei Sozialversicherungen der Schweiz hat sein Vermögen auch im vergangenen Jahr vermehrt. Compenswiss, eine unabhängige öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes, erwirtschaftete auf einem Marktportfolio von 38,3 Mrd. Fr. eine Rendite von 5,3% nach Absicherung. Annähernd drei Viertel der Performance stammten aus Aktien, in die gut jeder vierte Franken des Portfolios investiert ist.

Der Reservefonds von AHV, IV und EO soll die Zahlungsfähigkeit für deren Leistungen zu jeder Zeit sicherstellen und gleichzeitig das Vermögen sicher und mit marktkonformer Rendite anlegen. Beide Aufgaben hat Compenswiss in den vergangenen Jahren mit Bravour erfüllt. Seit 2012 hat sie mit ihren Anlagen 13 Mrd. Fr. Mehrwert geschaffen, trotz eines Dämpfers 2015 und 2018.

Goldene Anlagejahre vorbei

Indessen haben der Reservefonds und die Sozialwerke von «goldenen Jahren» an den Aktienmärkten profitiert, unterstrich Direktor Eric Breval an der Jahrespräsentation. In den kommenden Jahren ist mit einer niedrigeren Durchschnittsrendite zu rechnen. 2022 ist das Portfolio bislang einige Prozentpunkte im Minus; ob die Lücke derart locker wettgemacht wird wie im Pandemiejahr 2020, ist keineswegs gewiss.

Das Betriebsresultat von Compenswiss ist allerdings auch und auf Dauer vor allem vom sogenannten Umlageergebnis abhängig, dem Saldo aus Beitragseinzahlungen sowie Steuereinnahmen einerseits und andererseits Leistungszahlungen. Sorgenkind ist vor allem die AHV. Die zusätzlichen 2 Mrd. Fr. jährlich aus dem 2019 vom Volk gutgeheissenen Steuerpaket (Staf) räumen dem 1948 geschaffenen Vorsorgewerk nicht mehr als eine Atempause ein.

Nur dank des Staf ist das Umlageergebnis vorübergehend positiv. Bereits im kommenden Jahr rechnet das Bundesamt für Sozialversicherungen erneut mit einem Manko. Ohne Gegenmassnahmen schlittert die AHV in ein Fiasko. In zehn Jahren könnte sich ein Gesamtminus von etwa 28 Mrd. Fr. aufgetürmt haben – und spätestens 2035 wäre die Kasse leer.

Ausgaben 70% höher

Grund sind die demografisch bedingt steigenden Ausgaben. Die Jahressumme der AHV-Renten ist seit der Jahrtausendwende von 27 auf 46 Mrd. Fr. geklettert – über das Vermögensniveau des Ausgleichsfonds. Der Anstieg ist nicht nur der wachsenden Zahl von Rentenbezügern geschuldet, sondern auch dem Umstand, dass sie länger als ursprünglich gedacht Rente beziehen.

Die vom Parlament beschlossene Reform «AHV21», so sie dann nach einem Frust-Referendum der Linken im Herbst an der Urne angenommen wird, schiebt das Problem erneut bloss vor sich her. Die AHV-Rechnung wäre einfach fünf Jahre später, ab 2028, negativ.

Um die erste Säule der Vorsorge langfristig ins finanzielle Lot zu bringen, müsste das Übel an der Wurzel angepackt werden. Eine Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters um ein, zwei Jahre lässt sich ökonomisch schlüssig begründen.

 

 

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