Zurück zur Übersicht
18:30 Uhr - 28.10.2014

UBS sichert ihr Dividendenversprechen

Die Grossbank hat ihre Kapitalziele erreicht. Die Ausschüttung dürfte 2015 deutlich zunehmen. Die Aktien profitieren.

Aufgrund der operativen Ertragskraft und der starken Kapitalbasis hat UBS (UBSN 16.32 5.77%) am Dienstag ihre Pläne für eine Kapitalrückführung bekräftigt. Die Bestätigung des Erwarteten wirkte wie ein Befreiungsschlag: Die Aktien der UBS gewannen über 6%.

UBS legte erneut ein von Sonderfaktoren und Bereinigungen geprägtes Quartalsergebnis vor. Die Eckpunkte waren erstens ein Steuerertrag von netto 1,3 Mrd. Fr. aufgrund der Neubewertung von latenten Steuerguthaben aus früheren Verlusten in den USA, zweitens eine rekordhohe Rückstellung von 1,8 Mrd. Fr. wegen drohender Bussen aufgrund von Forex-Manipulationen (vgl. Box) und drittens die Präzisierung von Restrukturierungskosten bis zum Jahr 2017 von durchschnittlich rund 750 Mio. Fr. jährlich. Sie sollen zur Hälfte in die Effizienz und die Effektivität der IT-Infrastruktur fliessen.

«Wir haben einen weiten Weg zurückgelegt», erklärte CEO Sergio Ermotti zu Beginn seiner Web-Präsentation. zoomMit Verweis auf Ertragskraft und Kapitalstärke erklärte er sodann, er sei sehr zufrieden mit der zugrundeliegenden Performance im Berichtsquartal. «Wir haben deswegen keine Zweifel, dass wir in der Lage sein werden, unseren Plan zur Kapitalrückführung umzusetzen.» Tatsächlich zeichnen sowohl die operativen Zahlen als auch (indirekt) die umfangreichen Steuererträge ein Bild der Stärke und Zuversicht. Insbesondere die Kernsparte Wealth Management konnte die verwalteten Vermögen steigern, mit Zuflüssen von 9,8 Mrd. Fr. in allen Regionen. Erneut glänzte vor allem die Region Asien-Pazifik, die rund 80% der neuen Gelder eingebracht hat. Der Ertragssprung reflektiert den kostspieligen Abschluss des Steuerstreits mit Deutschland im Vorquartal. Aber UBS scheint auch in der Lage zu sein, die Preise für ihre Dienstleistungen weiter zu erhöhen.

Mehr Mandate

Auffällig sind das verbesserte Zinsergebnis und die Erfolge im Verkauf von Vermögensverwaltungsmandaten. 24,5% der Vermögen sind im Rahmen von Mandaten angelegt, was höhere Margen bedeutet. Was die Entwicklung der Neugelder betrifft, gab sich Ermotti vorsichtig. Zwar war der leichte Zufluss im europäischen Geschäft bemerkenswert. Im vierten Quartal könnte es aber nochmals zu einem Schub steuerlicher Bereinigungen kommen, was Nettoabflüsse aus Europa bedeuten würde. Solange Europa kein deutliches Wirtschaftswachstum verzeichne, ist gemäss Ermotti auch kein starker Vermögenszuwachs zu erwarten.

Die Bruttomarge konnte um 2 Basispunkte auf 86 Bp gesteigert werden. Sie liegt damit aber weiterhin deutlich unter dem Zielwert von 95 bis 105 Bp. Ermotti sagte dazu: «Wir haben gezeigt, dass wir auch mit einer Marge, die unter unserem Zielwert liegt, gute Zahlen liefern können.» Er betonte dabei aber, dass der Zielwert bestehen bleibe, man jedoch nicht mit allen Mitteln versuche, ihn in jedem Quartal zu erreichen.

Im abgelaufenen Quartal haben alle Divisionen operative Ertragsfortschritte erzielt, weshalb Ermotti von «starken» zugrundeliegenden Ergebnissen sprach.

Sprung der Steuerguthaben

Trotz des Steuerertrags von netto 1,3 Mrd. Fr. und eines bereinigten Vorsteuergewinns von 1,7 Mrd. Fr. sank das den UBS-Aktionären zurechenbare Konzernergebnis im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 5% auf 20 Rp. je Aktie. Der Grund liegt in der massiven Erhöhung der Rückstellungen für Rechtsrisiken. Es kann als Zufall oder als Ausdruck der wachsenden Zuversicht interpretiert werden, dass UBS just in diesem Quartal einen rekordhohen Betrag aus der Neubewertung latenter Steueransprüche verbucht. Die Hälfte der netto 1,3 Mrd. Fr. ergibt sich aus der Verlängerung des für die Budgetierung geltenden Zeithorizonts auf sechs Jahre. UBS will das nicht als aggressive Buchhaltung verstanden wissen. Sie weist darauf hin, dass vergleichbare Banken mit 100% ihrer latenten Steuerguthaben rechnen, sie selbst aber konservativ mit 18%.

Seit Jahresbeginn beträgt der Gewinn je Aktie 68 Rp., verglichen mit 59 Rp. in der Vorperiode. Erwartet werden darf ein Jahresgewinn von 1 Fr. Da im Berichtsquartal die harte Kernkapitalquote nach Basel III auf 13,7% und damit über die Zielgrösse von 13% gestiegen ist, steht einer 50%igen Auszahlung des Gewinns als Dividende nichts mehr im Weg. Das Management rechnet zudem damit, dass die Zusatzausschüttung von 25 Rp., die aufgrund eines regulatorischen Kapitalrabatts abzusehen ist, bereits von der nächsten GV beschlossen werden kann.

Lieber schnellUBS hat unerwartet hohe Rückstellungen für Rechtsrisiken und regulatorische Angelegenheiten gebildet. Sie hat im Berichtsquartal zusätzliche 1,86 Mrd. Fr. zulasten der Erfolgsrechnung zurückgelegt. Das meiste betrifft die Investmentbank (über 1,7 Mrd. Fr.). Die Investmentbank weist aufgrund der Belastung einen Quartalsverlust von 1,3 Mrd. Fr. aus. Den Rückstellungen zugrunde liegen erwartete Bussen für die Manipulation von Devisenkursen. Insgesamt betragen die Rückstellungen der UBS für Rechtsstreitigkeiten nun 3,5 Mrd. Fr.

Ob die Forex-Sache für UBS noch grössere Dimensionen annehmen wird, ist offen. Im Libor-Fall zahlte sie 1,4 Mrd. Fr.; 2,5 Mrd. € wurden ihr erlassen, weil sie mithalf, die Verfehlungen anderer Institute aufzudecken. CEO Sergio Ermotti sagte an der Medienkonferenz, er könne weder den Zeitpunkt oder die finanziellen Dimensionen noch die nicht finanziellen Implikationen einschätzen. Keine Bank hat den Devisenfall bisher abgeschlossen. UBS möchte sich möglichst schnell mit den Behörden einigen, wie sie das schon im Libor-Fall getan hatte. Ermotti betonte, UBS unternehme «aktiv Schritte zur Beilegung» der Angelegenheit. In ihrer Mitteilung wiederholte die Bank, sie gehe davon aus, dass sich ihre Rückstellungen für Rechtsfälle, regulatorische und ähnliche Angelegenheiten für 2014 auf «weiterhin erhöhtem Niveau bewegen» und branchenweit «auf absehbare Zeit erhöht» bleiben würden.

Heikel am Forex-Fall sind verschiedene Aspekte. Erstens ist das potenziell betroffene Marktvolumen – und damit die Strafe – viel grösser als beim Libor. Zweitens musste UBS, wie sie nun bekanntgegeben hat, gegenüber den US-Justizbehörden (DoJ) die Verlängerung des Libor-NPA bis Dezember 2015 akzeptieren. Diese «Nichtanklage-Vereinbarung» enthält die Drohung einer – potenziell bedrohlichen – Strafklage, falls UBS sich während der Laufzeit in den USA einer kriminellen Handlung schuldig machen sollte. Auch andere Behörden könnten, drittens, UBS als Wiederholungstäterin hart anpacken. Es sei denn, die uneingeschränkte Kooperation der Bank mit den Behörden werde erneut deutlich strafmildernd gewichtet. UBS hat im Rahmen ihrer Kooperation etliche, auch höherrangige Mitarbeiter freigestellt. Das DoJ verlangt von den Banken, dass sie Beweismaterial gegen fehlbare Mitarbeiter an die Behörden weitergeben.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.