Sunnie Groeneveld hat die Initiative DigitalZurich2025/Digitalswitzerland aufgebaut. Nun packt sie neue Projekte an.
Der 2. Juli 2015 war für Sunnie Groeneveld ein «sehr bedeutsamer Moment». Die Zürcherin hatte ein nicht alltägliches Vorstellungsgespräch: Im Stadthaus Zürich stand sie vor der politischen Führung von Stadt und Kanton und den Chefs einiger der grössten Unternehmen des Landes. Ihr Auftrag fortan: Sie sollte als Chefin in eineinhalb Jahren DigitalZurich2025 (heute Digitalswitzerland) aufbauen. Die Initiative will nichts weniger als die Schweiz zum führenden digitalen Innovationsstandort europaweit machen. Ein erfrischend unschweizerischer Anspruch und eine beeindruckend naive Zielsetzung zugleich.
Doch wie kommt eine damals 27-Jährige in diese Position? Es begann mit einem Austauschprogramm der Kantonsschule Enge nach San Francisco. «Rückblickend eine sehr wegweisende Reise», sagt Groeneveld. Später sondierte sie mit ihrer US-Gastschwester per Road Trip verschiedene Universitäten. Eine tat es ihr besonders an: Yale – ausgerechnet eine Elite-Uni, Ablehnungsquote: rund 95%. Doch: «Es war Liebe auf den ersten Blick.» Sie legte sich ins Zeug, machte die Matura als Jahrgangsbeste und «büffelte neben den Abschlusspartys munter weiter».
Als sie dann die ersehnte Zusage aus Connecticut erreichte, war dies «der glücklichste Moment meines Lebens». In Yale beschränkte sie sich aber nicht auf das Wirtschaftsstudium. Fasziniert von der Idee, aus dem Wohnheim heraus ein Unternehmen zu gründen, und vor dem Eindruck einer Welle schlechter Nachrichten im Zuge der Finanzkrise ab 2008 gründete sie HappyHap: eine Website für gute Nachrichten, aus der später die Studentenorganisation Inspire Yale hervorging. Nebenher leitete sie als Basketball-Spielertrainerin eines der Uni-Teams.
«Wenn das deine Komfortzone ist», sagt Groeneveld und zeigt auf den Kaffeebecher vor sich, «dann wird hier Grossartiges passieren» – und platziert die Untertasse 30 Zentimeter weiter weg. Groenevelds Komfortzone erstreckte sich bald von der West- bis zur Ostküste der USA. Im Westen erlebte sie bei Praktika das Start-up-Arbeitsklima. «Rutschbahnatmosphäre», nennt sie es. Bei Google erreichen die Mitarbeitenden die Kantine per Rutsche – nicht nur in Amerika, sondern auch in Zürich. Im Osten der USA hingegen lernte sie auch das althergebrachte, hierarchische Klima der Finanzwelt kennen.
«Macht die Rutschbahn einen wirtschaftlichen Unterschied?», fragte sich die Arbeitsökonomin. Sie kam in einer Forschungsarbeit zum Schluss: «Ja, macht sie.» Die Arbeit wurde zur Grundlage für Inspire 925, Groenevelds 2013 gegründetes Unternehmen. Inspire 925 hilft Firmen dabei, eine gute Arbeitsatmosphäre zu etablieren und das Mitarbeiterengagement zu fördern, oft auch durch den Einsatz von digitalen Tools. Ihre bisherigen Erkenntnisse und Beispiele hat sie in dem Buch «Inspired at Work» festgehalten.
Um Engagement und Zusammenarbeit geht es auch bei Digitalswitzerland. Nach dem Aufbau der Standortinitiative endet Groenevelds Mandat in einem Monat. Sie sei stolz auf die bisherigen Erfolge, nun will sie mit ihrem Unternehmen aber neue Projekte in Angriff nehmen.
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