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08:01 Uhr - 01.04.2015

Kapitalanforderungen steigen

Die Finanzmarktaufsicht will verhindern, dass Risiken von Banken und Versicherungen kleingerechnet werden.

Die Erkenntnis ist kaum bestritten: Die beste Krisenprävention im Finanzsektor besteht aus genügend Eigenkapital für Banken und Versicherungen. Dabei richtet sich die Höhe der erforderlichen Kapitaldeckung nach den vorhandenen Risiken.

Nur sind diese nicht ganz einfach zu eruieren. Darum greifen Finanzinstitute wie auch die Aufsichtsbehörden auf Modellrechnungen zurück. Die Finma widmete den thematischen Schwerpunkt ihrer Jahrespressekonferenz vom Dienstag den Grenzen derartiger Modelle.

Finma-Direktor Mark Branson betonte, dass es ein Irrtum sei, zu glauben, Finanzmärkte seien exakt erfassbar wie Naturphänomene. Das liegt daran, dass Finanzmärkte letztlich eben von Menschen geprägt werden, die sich einer genauen Erfassung entziehen.

Entsprechend kritisierte er die Modellgläubigkeit in der Finanzbranche: «Gesunder Menschenverstand lässt sich jedoch nicht durch interne Risikomodelle ersetzen.»

In der Praxis der Risikoabschätzung gibt es zwei Varianten: das Standardmodell der Finma und interne Modelle der einzelnen Banken. Auch das Standardmodell ist mit den grundsätzlichen Unzulänglichkeiten  solcher Modelle behaftet, aber es gelten für alle Banken dieselben Regeln. Und es rechnet konservativer als interne Modelle. Offenbar hat es da bisher grosse Differenzen gegeben. Die Banken neigen dazu, ihre Risiken möglichst kleinzurechnen und so den Bedarf an Eigenkapital gering zu halten.

Diesen Trend wollen die Aufsichtsbehörden bremsen. Der Basler Ausschuss will Untergrenzen für Risikogewichte einführen und so verhindern, dass Kapitalanforderungen auf ein zu tiefes Niveau fallen. Parallel ist die Finma aktiv geworden. Als erste Massnahme sind institutsspezifische Multiplikatoren eingeführt worden. Dabei werden intern berechnete Risiken mit einem Faktor multipliziert. Dadurch steigt die Kapitalanforderung.

Zweitens wurde ein Modellmoratorium erlassen. Die Finma genehmigt keine internen Berechnungen mehr, die zu tieferen Kapitalanforderungen führen. Drittens müssen die Banken Unterschiede zwischen eigenen Berechnungen und dem Standardmodell offenlegen.

Zudem erhält die ungewichtete Quote für die Höchstverschuldung, die Leverage Ratio, international wie auch in der Schweiz eine grössere Bedeutung. So soll die Fremdfinanzierung begrenzt werden. Überdies sollen auch Risiken gedeckt werden, die in Modellen nicht abgebildet sind. Die Leverage Ratio soll in der Schweiz angepasst werden, der Bundesrat will, dass das Land in diesem Bereich international führend wird. Das heisst nichts anderes, als dass die Kapitalanforderungen für Banken, und wohl etwas weniger ausgeprägt auch für Versicherungen, in Zukunft erhöht werden.

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