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12:18 Uhr - 10.03.2015

Credit Suisse: Die steile Karriere des neuen Chefs

Tidjane Thiam, der neue CEO von Credit Suisse, hat sich beim britischen Versicherer Prudential einen Namen gemacht.

Die Ernennung zum CEO von Credit Suisse (CSGN 24.9 7.33%) ist für Tidjane Thiam die Krönung einer eindrücklichen beruflichen und politischen Karriere in Grossbritannien, Frankreich und Elfenbeinküste. Er stammt aus bestem Hause, geschenkt wurde ihm jedoch nichts. Tidjane Thiam hat sich seinen Weg nach oben vielmehr mit einem feinen Intellekt sowie seiner angenehmen und effizienten Art erarbeitet.

Bestnoten an Eliteschule

Tidjane Thiam wurde 1962 in Elfenbeinküste geboren und ist Bürger dieses Landes sowie von Frankreich, wo er aufgewachsen ist und seine Studien an den Eliteschulen Ecole Polytechnique und Ecole Nationale Supérieure des Mines de Paris mit Bestnoten absolviert und einen MBA am INSEAD erlangt hat.

Nach seiner Ausbildung arbeitete er von 1986 bis 1994 für die Beratungsgesellschaft McKinsey in Paris und New York. Ab 1994 stand er in den Diensten der Regierung von Elfenbeinküste und wurde 1998 als Minister für Planung und Entwicklung in die Regierung berufen. Während dieser Zeit war er auch  involviert in die Umschuldungsverhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.

Nach dem Staatsstreich 1999 wurde er verhaftet, später wurde ihm die Stelle als Chief of Staff des neuen Staatspräsidenten offeriert, was er jedoch ablehnte. Er kehrte zurück nach Frankreich und zu McKinsey als Partner. 2002 wechselte er zur britischen Versicherungsgruppe Aviva (AV. 531 -0.56%), fünf Jahre später zu Prudential. 2009 wurde er zum CEO des Versicherers befördert.

Kritik an Übernahmeversuch in Asien

Kurz nach seiner Ernennung lancierte Prudential eine Offerte für AIA, das asiatische Geschäft des globalen Versicherers AIG. Dieses Angebot war nicht von Erfolg gekrönt. Prudential-Aktionäre kritisierten den offerierten Preis (35,5 Mrd. £) als zu hoch. Dieser Kritik wurde allerdings durch das anschliessende IPO von AIA (zu einem höheren Preis, als Prudential gewillt war zu bezahlen) die Spitze gebrochen.

Als Spätfolge dieser Affäre wurde Prudential im März 2013 von der inzwischen aufgelösten britischen Financial Service Authority mit 30 Mio. £ gebüsst und Thiam kritisiert, er habe sie nicht rechtzeitig und offen über dieses Angebot informiert.

Insgesamt wird seine Tätigkeit für Prudential von Dritten als sehr erfolgreich, sein Leistungsausweis als eindrücklich bezeichnet. Er hat Prudential auf Wachstum getrimmt, was sich auch in der Kursentwicklung spiegelt: Der Aktienkurs von Prudential hat sich seit seiner Ernennung verachtfacht.

Umfangreiche Engagements

Neben seinen beruflichen Aufgaben engagierte sich Thiam immer auch anderweitig. 1999 wurde er vom damaligen Weltbankchef James Wolfersohn in den zwanzigköpfigen External Advisory Council berufen. Gleichzeitig ist er Mitglied des Africa Progress Panel, eines zehnköpfigen Gremiums, das sich um die nachhaltige Entwicklung Afrikas kümmert. 2011 wurde er in ein Panel der G-20 berufen, das sich mit Infrastrukturaufgaben befasst.

Tidjane Thiam ist seit 2011 Chevalier der Légion d’honneur. Er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Leute, die ihn kennen, beschreiben ihn als freundlich und bescheiden. So kam er auch an seiner letzten Jahresspressekonferenz von Prudential am Dienstag in London daher. Er begann mit einer Bemerkung über eine Sportveranstaltung und wirkte während der ganzen Präsentation fokussiert, aber trotzdem locker – bevor er sich mit freundlichen und ruhigen Worten verabschiedete. Am Nachmittag wird er sich an einer Pressekonferenz in Zürich vorstellen.

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