Weil der Nestlé-Konzern mit dem Hautpflegemittel-Geschäft nicht mehr weiterweiss, übernimmt der Beteiligungsfonds EQT zusammen mit Staatsfonds die Regie.
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé (NESN 99.26 -0.78%) wird die Sparte Hautpflegeprodukte los, deren Bilanzwert 2017 um 2,8 Mrd. Fr. korrigiert hat werden müssen. Neue Eigentümer werden Staats- und Pensionsfonds sowie Versicherer, die unter Führung des Private-Equity-Hauses EQT 10 Mrd. $ investieren.
Für Beteiligungsbranche lange erhoffter Gross-Deal
Dank dieser Riesentransaktion klettert das bislang karge Einkaufsvolumen in Europa von Privatmarktanlegern auf den Zwischenstand von 33,5 Mrd. $.
Gemäss dem Datenanbieter Refinitiv ist nun in etwa erreicht, was in den beiden Vorjahren jeweils bis Mai in europäische Buy-outs gesteckt worden ist.
Anders als Novartis mit der Sparte Alcon konnte
Die Pharmagruppe Novartis (NOVN 82.86 -1.47%), die ebenfalls dieses Jahr einen «Fremdkörper» aus der Konzernstruktur entfernt hat, schlug die Augenheilmittelsparte Alcon (ALC 60.09 -3.08%) über eine Separatkotierung los. Doch Nestlé konnte nicht gleich vorgehen. Die Finanzzahlen des Hautpflege-Geschäfts sind zu wenig stimmig für ein gutes «Börsenleben».
Nun packen EQT und ihre Mitinvestoren die Aufgabe an, aus dem 3-Mrd.-$-Business ein florierendes Gebilde zu formen. Zwar arbeiten Private-Equity-Akteure vermutlich nicht besser als ein fokussiertes Konzernmanagement, aber wahrscheinlich auch nicht schlechter.
Der Kapitaleinsatz ist kein Thema – aber auch Nestlé und andere Börsenschwergewichte sind mit Kapital gut gefüllt. Die Beteiligungsfonds des Private Equity (PEHN 61.5 -0.81%) können jedoch aggregiert jederzeit 800 Mrd. $ bei den Anlegern abrufen, denn auf diese hohe Summe veranschlagt das Branchennetzwerk Preqin das lagernde «Investment-Pulver».
Nach teurem Einstieg sind Business-Ideen gefragt
Einziger wirklicher Unterschied zu Börsenunternehmen, die wie Nestlé ab und an mit aufsässigen Aktivisten-Investoren konfrontiert sind, ist Zeit. EQT und andere Buy-out-Manager haben wenige Kritiker, aber viel Zeit. Nicht die Quartale zählen, sondern die Jahre.
Auch beim bisherigen Nestlé-Problemkind wird es darauf hinauslaufen, dass EQT den Verwaltungsrat mit branchenerfahrenen Managern bestückt, zusammen mit ihnen das operative Geschäft optimiert und Devestitionen wie auch Akquisitionen durchzieht.
Wenn mit solchen Entwicklungsschritten – auch dank Absenz vom Börsenrummel – über die Jahre eine deutliche Steigerung von Gewinn und Unternehmenswert gelingt, wird der hohe Einstiegspreis nebensächlich.
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