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07:40 Uhr - 07.08.2014

AFG hofft auf Besserung im Jahresverlauf

Der Bauausrüster leidet in der Schweiz zunehmend unter Importdruck. Russland und Osteuropa sind Risikofaktoren. Zu früh für Einstieg in die Aktien.

Die AFG Arbonia-Forster (AFGN 23.6 -1.87%) hofft weiterhin auf besseres Geschäft in der zweiten Jahreshälfte. In den ersten sechs Monaten hat der Bauausrüster mit 447 Mio. Fr marginal weniger umgesetzt als in der Vorjahresperiode. Die Ebit-Marge (Gewinn vor Zinsen und Steuern zu Umsatz) sank von 4,1 auf 1,3%. AFG rutschte in die Verlustzone (-2,6 Mio. Fr.), nachdem in der Vergleichsperiode ein minimalen Gewinn von 2,9 Mio. Fr. erzielt worden war. Die Zahlen liegen im Rahmen der Erwartungen, nachdem das Unternehmen am 21. Juli eine deutliche Umsatz- und Ergebniswarnung ausgesprochen hatte.

Margendruck auf breiter Front

VR-Präsident Rudolf Graf, bis November auch CEO ad interim, erklärte, das Unternehmen sei weniger gut vorangekommen als zu Jahresbeginn erhofft. In allen Divisionen stünden die Margen unter Druck, und es seien Sonderaufwendungen im Zusammenhang mit laufenden bzw. abgeschlossenen Devestitionen und Akquisitionen angefallen. Der Importdruck im Schweizer Markt habe sich weiter beschleunigt.

Die Division Gebäudetechnik (Heizen, Lüften, Kühlen, Sanitär) hielt sich im internen Vergleich noch am besten, die Marge verringerte sich bei einem leicht höheren Umsatz (bereinigt +4,7%) lediglich von 7,7 auf 7,4%. Gebremst haben ausser dem intensiven Wettbewerb ungünstige Wechselkurse, vor allem der schwache Rubel. AFG ist aber angesichts einer erfreulichen  Neukundengewinnung und neuer Produkte zuversichtlich, sich im Jahresverlauf zu steigern.

Langwierige Dobroplast-Integration

Die Division Gebäudehülle (Fenster, Aussentüren) setzte bereinigt 5% weniger um und lag schon auf Ebit-Stufe in der Verlustzone, mit einer Marge von -0,6 nach 4,2% im Vorjahr. Vor allem im Geschäft mit Kunststoff-Fenstern in der Schweiz machen sich Preis- und Wettbewerbsdruck durch Importe bemerkbar. Die Verlagerung der Produktion in die Slowakei schreite aber plangemäss voran und zeige erste positive Effekte, teilte AFG weiter mit. Die Eingliederung des polnischen Fensterherstellers Dobroplast ist eingeleitet. Es dauert gemäss Graf aber noch, bis die Effizienzgewinne greifen, sagte Graf.

Die Division Gebäudesicherheit (Profilsysteme, Spezialtüren) erlitt den deutlichsten Rückschlag der Ebit-Marge (von 9 auf 4,1%), bei einem bereinigten Umsatzrückgang von 6,5%. Auch hier machte sich die Schwäche des Rubel bemerkbar. Ausserdem wurden in den Märkten Deutschland, Russland und Mittlerer Osten mehrere Projekte, die zwar bestätigt sind, entgegen der Planung noch nicht abgerufen.

Auftragslage gut

Das Management gibt sich zuversichtlich, dass einige Probleme zügig erledigt werden können. AFG stellt für die Gruppe in Aussicht, dass sich der Rückstand zu den gesetzten Zielen bis Jahresende teilweise aufholen lässt. Die Auftragslage der meisten AFG-Gesellschaften sei gut. Ausserdem setzt das Management auf einen besseren Sortimentsmix, die Entwicklung von Neuprodukten und weitere Kostensenkungen.

Risikofaktor Russland

„Finanz und Wirtschaft“ hält an ihrer Gewinnschätzung für 2014 (1.55 Fr. je Aktie) und 2015 (2.33) fest, woraus sich Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 15 und 10 ergeben. Einen Risikofaktor stellt die Region Russland und Osteuropa dar. Derzeit macht Russland rund 4% des Umsatzes aus (primär Heiztechnik und Profilsysteme). Weitere Regionen Osteuropas machen mehr als 10% aus.

Finanziell steht AFG eher mittelmässig da, mit einer Eigenkapitalquote von 37% und Nettoschulden von 202 Mio. Fr. Der Verschuldungsgrad (Nettoschulden zu Ebitda) beträgt 2,16. Dieser Wert stellt derzeit kein Problem dar, zeigt aber, dass AFG es gelingen muss, genug Cash zu generieren.

Zu viele Unwägbarkeiten

Das operative Geschäft leidet unter einem harten Umfeld. Der Umbau wurde durch viele Faktoren erschwert, die von aussen schwierig einzuschätzen sind. Der abrupte Abgang des CEO im Februar und die lange Periode bis zum Start des Nachfolgers William Christensen im November wird die Entwicklung jedenfalls kaum positiv beeinflussen. Es ist noch zu wenig klar, wie es weitergeht, um auf dem gegenwärtigen Kursniveau schon das Risiko eines Kaufs der AFG-Aktien einzugehen.

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