Über die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer finden, dass die Verwaltungsräte ihre Aufgaben bezüglich Managerboni nicht wahrnehmen. Eine Mehrheit ortet Handlungsbedarf.

Drei Jahre nach der Umsetzung der Minder-Initiative hält sich in der Bevölkerung hartnäckig ein Misstrauen gegenüber den obersten Führungsgremien der Unternehmen. 55% der Schweizerinnen und Schweizer sind der Ansicht, dass die Verwaltungsräte ihre Verantwortung in Bonusfragen ungenügend wahrnehmen. Gegen die Hälfte (44%) findet, der Staat müsse mehr regeln. Dies ergab eine im April von Demoscope bei über 1000 Personen durchgeführte repräsentative Umfrage im Auftrag des auf Corporate Governance spezialisierten Beratungsunternehmens HCM.

Ja zur Lohnobergrenze, aber wo?

Das Interesse an Bonusfragen ist seit Jahren unverändert hoch. Und trotz der Umsetzung der Minder-Initiative, die die Aktionärsrechte in Salärfragen stärkte, finden 63% der Befragten, überrissene Bonuszahlungen seien ein Systemproblem und keine Einzelfälle. Stephan Hostettler, Leiter von HCM, bemerkte anlässlich der Präsentation der Studie, die Diskussionskultur in Bonusthemen in Verwaltungsrat und Konzernleitung habe sich zwar stark entwickelt und verbessert, aber das komme bei der Bevölkerung nicht an. Dieser andauernde Generalverdacht ist insofern verständlich, als die Boni mit der Annahme der Minder-Initiative nicht zurückgegangen sind, obwohl sich manche aus dieser Abzockerinitiative genannten Vorlage solches erhofft hatten.

Wie ist wichtiger als wie viel

Wann eine Lohnzahlung überrissen ist, darüber herrscht ausserdem nach wie vor keine einheitliche Meinung. Die Angaben reichen von null bis 20 Mio. Fr. Am meisten genannt wurde 1 Mio. Fr., allerdings auch bloss von 10% der Antwortenden. Initiativen, die auf eine zahlenmässige Obergrenze zielen, hätten also in der Schweiz vermutlich geringe Chancen auf eine Mehrheit.

Dass die Menschen finanziell gesteuert werden, bleibt jedoch unbestritten. Drei Viertel der Befragten finden, dass die Kriterien für die Bonuszahlung das Verhalten im Unternehmen beeinflussen. Hostettler betonte die Erfahrung aus seiner Beratungstätigkeit, wonach es wichtiger ist, wie Boni bezahlt werden, als wie hoch diese ausfallen: «Falsche Anreizsysteme können die Kultur eines Unternehmens kaputtmachen.»

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