Die Strategie in Asien geht auf. Der Aufzugs- und Fahrtreppenkonzern gewinnt Marktanteile. Die operative Marge steigt aber nur langsam.
Das kann sich vielleicht nur ein von starker Hand langfristig geführtes Familienunternehmen «leisten»: ein Profitabilitätsziel aufzukünden, mit der Absicht, ein mehrjähriges umfangreiches Investitionsprogramm durchzuziehen. Genau das hat Schindler (SCHN 185.2 -4.54%) getan.
Enorme Konzernressourcen sind seit drei Jahren nach Asien, speziell nach China, verlagert worden. Die operative Marge litt darunter. Nun zeigt sich immer deutlicher: Der Effort lohnt sich. Die Profitabilität erholt sich schrittweise, der Fahrstuhl- und Fahrtreppenhersteller gewinnt in China Marktanteile.
Der Hauptmarkt schrumpft
Das konzernweite Wachstum des Bestellungseingangs mag mit 2,3% in Lokalwährung bescheiden anmuten. Im Unterschied zur Konkurrenz berücksichtigt Schindler darin aber auch die weniger wachsenden Service- und Reparaturleistungen. Auch im konkreten Vergleich zu Marktführer Otis (–4%) und dem finnischen Konkurrenten Kone (KNEBV 46.39 -1.84%) (–5%) und in Anbetracht eines schrumpfenden Gesamtmarkts für Neuanlagen ist die Zunahme der Aufträge respektabel.
Sie zeigt besonders, dass Schindlers neue, auf China zugeschnittene Produktlinie Anklang findet. Der Hauptmarkt, in dem mehr als die Hälfte der neuen Anlagen weltweit installiert werden, dürfte dieses Jahr gemäss Einschätzung des Schindler-Managements 5 bis 7% schrumpfen – ein Volumen, das dem Markt USA entspricht.
In China ist der Konzern laut CEO Thomas Oetterli in Stückzahlen, aber mangels Grossprojekten nicht im Wert gewachsen. Der Umsatz im Riesenland entwickelt sich im Vergleich zum Bestellungseingang nur zögerlich. Projekte sind da, aber mit der Realisierung hapert es. Da nützte es angesichts der Grössenverhältnisse Schindler nicht viel, dass Europa – zum ersten Mal wohl seit den Neunzigerjahren – im zweiten Quartal das kräftigste Wachstum zeigte.
Margenrückstand auf Konkurrenz immer noch gross
Die Betriebsgewinnmarge vor Restrukturierungskosten stieg vom ersten zum zweiten Quartal von 10,8 auf 11,3%. Der Tiefpunkt war im ersten Quartal 2014 mit 10% erreicht worden.
Seither klettert sie stetig dank Skaleneffekten und steigender Effizienz, wenn auch aufgrund von Preisdruck langsam. Absolut gesehen ist der Rückstand auf Kone (15,3%) und Otis (19,3%) immer noch beträchtlich.
Das frühere Margenziel von 14% will der Konzern nicht aus der Schublade holen. Aber der CEO verspricht für das zweite Halbjahr und 2017 weitere Fortschritte in der Profitabilität, wie es das vergangene Jahr eingeführte Strategieprogramm «Fast forward» vorsieht. Bis Jahresende rechnet er auch mit höheren Bestellungen, unter anderem dank eines neuen Zehnjahresvertrags für Modernisierung und Unterhalt des Nahverkehrssystems in der US-Grossstadt Atlanta, mit einem Auftragsvolumen in dreistelliger Millionenhöhe.
In die Offensive
Aktiver als auch schon agiert Schindler zudem an der Akquisitionsfront. Mit Blick auf die Niedrigzinsen, den hohen Netto-Barbestand von 2 Mrd. Fr. in der Bilanz und der Sistierung des Titelrückkaufprogramms ist die «Hemmschwelle» für Übernahmen gesunken.
Im Juni wurde der Kauf der deutschen FB Group (33 Mio. Fr. Umsatz) kommuniziert, die nicht-standardisierte Anlagen anbietet. Zudem wurde ein zweites Joint Venture in China gegründet, das das bisherige Gemeinschaftsunternehmen Schindler XJ ergänzt. An XJ hält der Konzern 56% und kann demnächst die Option auf den Kauf weiterer 5% wahrnehmen.
Prognose reduziert
Trotz dieser alles in allem guten Perspektiven reagierten die Investoren ungnädig auf den Zwischenbericht. Zur Gewinnenttäuschung kam hinzu, dass Schindler die Bandbreite für das 2016 erwartete organische Umsatzwachstum von 3 bis 7% auf 3 bis 5% reduzierte. Die Prognose eines Gewinns von 750 bis 800 (2015: 689) Mio. Fr. löste ebenfalls keine Begeisterung aus.
In diesem Kontext war es keine Überraschung, dass ein Teil der Anleger Kursgewinne realisierte. Die Schindler PS (SCHP 185.2 -5.46%) hatten im Jahresverlauf 17% gewonnen und auf Allzeithoch notiert. Die Bewertung ist auch jetzt noch sportlich – für Investoren mit Geduld aber nicht zu hoch.
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