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12:45 Uhr - 22.04.2016

Silber ist das neue Gold

Der Goldrally von Anfang Jahr geht die Puste aus. Nun ist die Stunde für Silber gekommen. Die Rally könnte anhalten.

Was für ein Comeback! Nach jahrelanger Baisse ist der Silberpreis dieses Jahr um ein Viertel gestiegen. Allein im April hat sich das Edelmetall um 15% verteuert, während der Goldpreis vor sich hin dümpelt. Mit einem Unzenpreis von 17.20 $ notiert Silber (Silber 542 1.69%) (Silber 17.27 1.59%) derzeit auf dem höchsten Niveau seit rund einem Jahr.

«Silber war lange Zeit hinter Gold (Gold 1246.28 -0.22%) zurückgeblieben und hat Aufholpotenzial», sagt Daniel Briesemann, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank (CBK 8.33 0.4%). Der Preisverfall der vergangenen Jahre war bei Silber viel ausgeprägter als bei Gold. Von der Spitze im Jahr 2011 ist Silber von 48 $ auf 13.70 $ im vergangenen Dezember gefallen. Das ist ein Kursverlust von 71%.

Alternative zu Gold

«Die Anleger suchten nach einer Alternative zu Gold, nachdem es so stark gestiegen war», sagt auch James Butterfill, Research-Chef von ETF Securities, einem Anbieter von börsengehandelten Fonds (Exchange Traded Funds, ETF). Das Verhältnis zwischen Gold- und Silberpreis war auf ein Rekordhoch gestiegen, was historisch ein Kaufsignal darstellt. Das habe Investoren zum Kauf von Silber bewogen.

Beim rapiden Anstieg des Silberpreises könnte man vermuten, dass Anleger überrumpelt wurden, die auf einen sinkenden Silberpreis gesetzt hatten. Wenn Investoren ihre Short-Positionen eindecken müssen, befeuert das die Preise an den Finanzmärkten zusätzlich. Doch Butterfill sieht keine Hinweise auf einen klassischen Short Squeeze.

Die Wiederentdeckung von Silber manifestiert sich auch in den Zuflüssen in ETF. Gemäss Daten von Bloomberg sind die Silberbestände der ETF seit Januar um fast 50 Mio. Unzen auf 642 Mio. Unzen gestiegen. Damit haben sie das Rekordniveau von 2013 und 2014 erreicht.

Der Blick auf die ETF-Flüsse zeigt auch, dass Finanzinvestoren trotz der Baisse Silber die Treue gehalten haben. Die Loyalität der Silberanleger steht im Gegensatz zum Goldmarkt, wo ein Exodus der Investorengelder stattfand.

Nun scheinen die Finanzinvestoren Silber der Anlage in Gold vorzuziehen. «Während die Bestände der Gold-ETF seit Mitte März stagnieren, gibt es bei Silber immer noch grosse Zuflüsse», sagt Briesemann. Bei ETF Securities beobachtet man sogar kleinere Abflüsse aus den Goldprodukten.

Silber profitiert laut Briesemann vom aktuell höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer und wird von der allgemeinen Erholung der Industriemetallpreise mit nach oben gezogen. Seit Anfang Jahr hat sich Aluminium 8% verteuert, Zink gar 20%. Gründe für den Nachfrageschub sind die besseren Konjunkturdaten in China und die Aufhellung im Industriesektor.

Silber, das Zwittermetall

Silber gehört zwar wegen der Korrosionsbeständigkeit zur Gruppe der Edelmetalle, doch dem Preisverhalten nach ist es ein Zwittermetall, halb Edel- und halb Industriemetall. Die Preistreiber sind zum Teil die gleichen wie bei Gold, das von Misstrauen in die Papierwährung und das Finanzsystem profitiert. Da aber mehr als die Hälfte der Silbernachfrage aus der Industrie kommt, hat der Silberpreis auch eine zyklische Komponente.

Die Verwendungszwecke des weichen Metalls sind vielfältig. Der wichtigste Abnehmer von Silber ist die Elektronikindustrie. Batterien und Computerchips kommen nicht ohne Silber aus. Silber braucht es auch zum Löten und für zahlreiche Legierungen. Auch in der Fotografie und der Fotovoltaik wird Silber eingesetzt. Das gut formbare Edelmetall tötet Bakterien und wird deshalb für verschiedene Anwendungen in der Medizinaltechnik genutzt.

2016 droht Verknappung

Gemäss der Branchenorganisation Silver Institute soll die Fördermenge der Minen dieses Jahr zum ersten Mal seit 2002 sinken, weil es in der Baisse kaum Anreiz für Investitionen in Minenbetriebe gegeben habe. Der Branchenverband rechnet mit einem Rückgang um 5%. Demnach dürfte 2016 die globale Nachfrage das Angebot übersteigen. Die Basis für weitere Kursavancen ist damit gelegt.

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