Der Versicherer expandiert in chancenreichen Geschäftsfeldern, drosselt aber Bereiche mit unergiebigen Perspektiven. Die Gefahrenlage mahnt zur Vorsicht.
Der Versicherungskonzern sei mit Strategie und Finanzplänen auf Kurs, schreibt Zurich Insurance (ZURN 380.00 -0.11%) im Quartalsbericht. Das reicht nicht für ein Kursfeuerwerk. Denn die Geschäftsgefahren sind nicht ohne.
Gas gegeben hat das Management in der Schadenversicherung, wo nach ergebnisschlechten Jahren alle Versicherer die Tarife erhöht haben. Die Zurich-Gruppe habe «umfassend von Preissteigerungen» profitiert, sagte Finanzchef George Quinn an einer Telefonkonferenz: «Das stärkt die in den Verträgen einkalkulierte Marge.» Die Segmenteinnahmen stiegen im ersten Quartal 14% auf 11 Mrd. $.
Etwas gemächlicher expandierte das Geschäftsvolumen der US-Versicherungsgenossenschaft Farmers Exchanges, das die Zurich-Gruppe auf Honorarbasis steuert. Hier stieg die Prämiensumme 4% auf 5,3 Mrd. $. Daran gekoppelt sind die Kommissionseinnahmen des Schweizer Konzerns.
Gebremst hat die Zurich-Führung hingegen bei den Lebensversicherungen. Das Spartenvolumen schwand 4% auf 0,9 Mrd. $ anteilige Prämien. Gemieden wurden Vorsorgeverträge, die mit Zinsgarantien verbunden sind, weil sich die bei niedrigen Kapitalmarktrenditen nur schwer verdienen lassen. Forciert hat Zurich hingegen investmentgebundene Lebensversicherungen, für die sie keine Renditegarantien gewähren muss.
Zur Rentabilität macht das Management auf Quartalsbasis keine Angaben. Es lässt jedoch durchblicken, dass den insgesamt gesteigerten Einnahmen auch substanzielle Risiken entgegenstehen. So haben die Leistungen wegen Naturschäden das Quartalsbudget gesprengt. Deswegen könnte die Marge der Schadenversicherung im Gesamtjahr etwa ein Prozentpunkt geschmälert werden, rechnet der Finanzchef vor. Gedrückt ist auch der Erfolg der Lebensversicherungssparte. Hier belastet die pandemiebedingte Zunahme der Sterblichkeit in für Zurich wesentlichen Ländern, besonders den USA und Grossbritannien.
Vorteilhaft ist, dass das Risikokapital des Konzerns doppelt so gross wie von der Finanzmarktaufsicht verlangt ist – auch dank der Emission nachrangiger Anleihen im ersten Quartal. Damit rüstete sich Zurich dafür, im laufenden Quartal zusammen mit dem Kooperationspartner Farmers Exchanges dem US-Versicherer Metlife bestimmte Geschäftsteile abzukaufen. Diese Akquisition wird sich im weiteren Jahresverlauf vermutlich günstig auswirken.
«Finanz und Wirtschaft» schätzt, dass die Zurich-Gruppe 2021 den Gewinn gegenüber dem zusammengestauchten Vorjahresergebnis deutlich ausweiten wird. Doch die Gefahren bleiben wie erwähnt erheblich in allen Geschäftssparten. Hinzu kommt, dass bei der Anlage von Prämien- und Kundengeldern bis Fälligkeit von Verpflichtungen wegen der Zinslage am Kapitalmarkt eine Erosion des Ergebnisses befürchtet werden muss.
Die Aktien sind gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 im Branchenvergleich teuer. Doch die Kaufargumente bleiben kräftig. Der Kapitalstand des Konzerns ist üppig, und die strategische Ausrichtung ist vorteilhaft, nicht zuletzt dank des Ausbaus der einträglichen Dienstleistungen für die Farmers-Versicherungsgenossenschaft.
Die komplette Historie zu Zurich Insurance finden Sie hier.»
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