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17:49 Uhr - 31.07.2017

Spotlight 2017: Umbruchsituation

Clariant sucht das Heil in Grösse

Die Ausgangslage

Am 22. Mai haben Clariant (CLN 22.71 0.93%) und der US-Chemiekonzern Huntsman ihre Absicht kundgetan, die beiden Unternehmen  «als Resultat einer zukunftsgerichteten Chancenabwägung» in einer Fusion unter Gleichen zu verschmelzen. Mit einem Pro-forma-Umsatz von 13,2 Mrd. $ (2016) soll so die weltweit zweitgrösste Spezialchemiegruppe entstehen. Grössenvorteile und die damit zusammenhängenden Synergien werden als Hauptmotiv hinter dem Vorhaben genannt.

Das Szenario

HuntsmanClariant wird die versprochenen Synergien von mehr als 400 Mio. $ pro Jahr realisieren und dadurch Wert von rund 3,5 Mrd. $ freisetzen. Zudem wird das breite Portfolio bereinigt werden. Neben der einen oder anderen Devestition wird es auch Zukäufe geben, mehrere ergänzende, mittelfristig aber auch einen grösseren.

Doch es gibt noch ein zweites Szenario: Die Transaktion, über die die Aktionäre beider Gesellschaften jeweils an einer a. o. GV zu befinden haben, wird abgelehnt. Bei Clariant reicht dafür ein Drittel der anwesenden Stimmen. Der Fusionsplan hat vor allem mit Blick auf Clariant Skepsis geweckt.

Das Spezialchemieunternehmen werde unter Wert gebunden, es gebe bessere Optionen, mit denen mehr Wert entfesselt werden könne, argumentiert etwa der oppositionelle Clariant-Aktionär White Tale, der seinen Anteil inzwischen auf knapp über 10% erhöht hat.

Die Einschätzung

Clariant-Aktionäre mit rein monetären Interessen sind mit beiden Szenarien gut bedient. Kommt es wie von den Heiratswilligen geplant – das wahrscheinlichere Szenario –, werden die erwarteten Synergien von 5 bis 6 Fr. je Aktie nach und nach im Kurs sichtbar werden. Wird die Fusion abgelehnt, muss ein anderer, besserer Vorschlag auf den Tisch. Das dürfte dann eher ein Verkauf von Clariant sein – mit einer sofortigen Übernahmeprämie für die Anteilseigner. (CB)

 

EFG erntet die Früchte der BSI-Übernahme

Die Ausgangslage

Die Privatbank EFG (EFGN 7.41 3.06%) International hat die Tessiner Bank BSI übernommen. Der Kauf stand zu Beginn aufgrund von Verstrickungen der BSI in den Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds unter keinem guten Stern. Kunden verliessen die Bank in Scharen, es flossen signifikant Vermögen ab, der Aktienkurs brach ein und Anleger waren erschüttert. Die Valoren haben sich davon noch nicht vollständig erholt. Das ist für Anleger eine gute Einstiegschance.

Das Szenario

Trotz turbulenter Phasen hat EFG die Integration unbeirrt vorangetrieben. Mit Erfolg, mittlerweile beruhigt sich die Situation, es fliessen weniger Kundenvermögen ab und die Bank ist daran, bei Anlegern und Kunden wieder Vertrauen zu erarbeiten. Im zweiten Halbjahr 2017 folgt der grösste Einzelposten der Integration, die Vereinheitlichung der Informatik. Danach dürfte EFG Synergien nutzen, der Erfolg scheint absehbar.

Die Einschätzung

Weil sie mit unvorhergesehenen Problemen konfrontiert war, hat EFG mehrmals den Kaufpreis nachverhandelt und reduziert. Das kommt auch den Investoren zugute.  Noch sind die Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11, einer Dividendenrendite von 3,8% und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,9 günstig bewertet. (JH)

 

Meyer Burger muss nun Gewinne liefern

Die Ausgangslage

Nach einer massiven Kapitalerhöhung Ende 2016 und der Erneuerung der Unternehmensspitze geht es wieder aufwärts mit dem Zulieferer von Solartechnologie. Finanziell ist das Unternehmen vorerst saniert. Die Aktien sind seit Meldung eines Auftrags über 80 Mio. Fr. Ende Mai kaum zu bremsen. Meyer Burger (MBTN 1.54 1.32%) ist aber nach wie vor defizitär.

Das Szenario

CEO Hans Brändle setzt den Fokus auf Profitabilität und bereinigt das Produktportfolio. Wenn er weiter dezidiert vorgeht und sich dank dem Verkaufsmomentum der Umsatz überdurchschnittlich entwickelt, sind schwarze Zahlen auf allen Stufen der Erfolgsrechnung in Reichweite, vielleicht noch dieses Jahr.

Der Effizienzdruck auf die Kunden, den Solarmodulherstellern, bleibt hoch. Das stützt die Nachfrage nach PERC-Lösungen. Ein Grossauftrag für die Heterojunction-Technologie wäre der lang ersehnte kommerzielle Befreiungsschlag.

Die Einschätzung

Die vollständige Genesung des Unternehmens hängt an der Auftragspipeline. Setzt sich der aktuelle Trend fort, steht einer weiteren Erholung der Profitabilität nichts im Weg. Der Aktienkurs läuft einer solchen Entwicklung jedoch schon meilenweit voraus. Anleger müssen sich vor temporären Rückschlägen in Acht nehmen oder diese für den Einstieg nutzen.  (EM)

 

Dufry wird auch in Zukunft zukaufen

Die Ausgangslage

Dufry (DUFN 155.1 0.65%) ist die klare Nummer eins im Reisedetailhandel. Dank der Akquisitionen von Nuance (2014) und WDF (2015) hat das Unternehmen den Umsatz in drei Jahren verdoppelt und die führende Marktstellung ausbauen können. Die übernommenen Unternehmen sind unterdessen integriert und die geografische Diversifikation zahlt sich aus. Dufry ist im zweiten Quartal organisch so schnell gewachsen wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Das Szenario

Schluss mit Übernahmen ist aber noch lange nicht. In Asien will das Unternehmen weiter zukaufen und in den USA in neue Geschäftsbereiche vorstossen. Die Verschuldung soll zwar abgebaut werden, dabei dürfte es sich aber nur um eine Verschnaufpause handeln. Übernahmen gehören zur DNA von Dufry. Derzeit schliesst das Unternehmen Akquisitionen, die eine Kapitalerhöhung erfordern, kategorisch aus. Böte sich aber eine passende Gelegenheit, dürfte diese Politik  angepasst werden.

Die Einschätzung

Dufry dürfte bald einen Teil des Gewinns an die Aktionäre ausschütten. Die Forderungen danach sind immer lauter geworden. Das Ziel bleibt aber Wachstum. Ein Kauf drängt sich bei den Titeln derzeit nicht auf. Die Aktionäre haben von der Wachstumsstrategie bisher kaum profitiert. Daran wird sich wenig ändern. (ML)

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