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07:28 Uhr - 27.02.2018

Bobst will die Konkurrenz auf Distanz halten

Der Verpackungsboom lässt die Marge weiter steigen. Der Maschinenbauer nutzt die wiedergewonnene Finanzkraft für eine Investitionsoffensive.

 

Rund 100 Mio. Stück Kartonschachteln werden heute in China Tag für Tag verbraucht. In zwanzig bis dreissig Jahren werden es rund 500 Mio. sein, sind sich Branchenexperten sicher. Das zeigt: Verpackungen sind ein Wachstumsgeschäft und werden es noch lange bleiben. Ein wich­tiger Treiber dafür ist der Onlinehandel.

Mitten in diesem Markt steht der Lausanner Verpackungsmaschinenhersteller Bobst (BOBNN 118.5 0.77%). Er profitiert direkt vom Online­verpackungsboom, denn er liefert die ­effizientesten Maschinen an die Ver­packungshersteller rund um die Welt. Und das Unternehmen besetzt bei den verschiedenen Maschinentypen in der Regel die führende Marktposition.

Erneut deutlich bessere Rentabilität

Die starke Positionierung und der wachsende Markt haben 2017 zu einem sehr guten Resultat geführt. An der ­Medien- und Analystenkonferenz vom Dienstag im Hauptsitz in Mex bei ­Lausanne präsentierte CEO Jean-Pascal Bobst die letztjährige Leistung. Umsatz, ­Betriebsergebnis und Reingewinn sind ­allesamt erneut gestiegen (vgl. Tabelle), der Gewinn gar zum dritten Mal hinter­einander je über 25%. Die Betriebs­gewinnmarge ist mit 7,7% erstmals in die Nähe des langfristigen Zielwerts von 8% gekommen. Sie hat diese Marke gar übertroffen, wenn rund 10 Mio. Fr., die für Restrukturierungen an einem deutschen Standort verwendet werden mussten,­ausgeklammert werden.

Dass Bobst noch immer Restrukturierungskosten aufweist, zeigt, dass nicht alles rund läuft. In der Tat weist der Bereich Webfed (Karton, der ab grossen Rollen den Verpackungsmaschinen zugeführt werden) einen Betriebsverlust auf. Hier sind die erwähnten 10 Mio. Fr. Restrukturierungskosten angefallen. Doch auch wenn diese herausgerechnet werden, erreicht die Marge kaum 1%.

Dagegen ist der Gruppengewinn wegen eines niedrigeren Steuersatzes in der Waadt und ersten Auswirkungen der US-Steuerreform überzeichnet worden. Gemäss Finanzchef Attilio Tissi wird die normalisierte Steuerquote künftig etwa 24% betragen. 2017 waren es bloss 15%. Ein Anstieg für 2018 scheint programmiert.
Die Aussichten kommentiert das ­Unternehmen gewohnt zurückhaltend. Tissi erklärt, er rechne mit «leicht höherem» Umsatz und Betriebsgewinn. Die Chancen, dass diese Vorgaben übertroffen werden, stehen gut. Nur schon der Wegfall der Restrukturierungskosten wird den ­Betriebsgewinn 8% heben.

Investitions- und Forschungsoffensive

Doch stehen auch finanzielle Belas­tungen an: Bobst lancierte im vergangenen Jahr mit dem Programm «Ambition 2020» ein Marktbearbeitungsprogramm, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Dazu soll im wichtigen Zukunftsmarkt Asien die Präsenz weiter erhöht werden. «Wir müssen in China offensiv eine starke Marktposition anstreben, sonst dominieren chinesische Anbieter irgendwann den Weltmarkt», erklärte Jean-Pascal Bobst.

Sodann soll das Unternehmen mit dem Bobst Business System, einem gruppenweit einheitlichen IT-System und Geschäftsprozess, zu einer gleichgetakteten Organisation aufgebaut werden und so mehr Schlagkraft entwickeln. Heute ­arbeiten viele Produktionseinheiten ­offenbar noch viel zu insulär.

Dazu kommt eine Forschungs- und Entwicklungsoffensive im Digitaldruck. Das alles führt zu deutlich höheren Investitionen (60 Mio. Fr. für 2018, nach schon hohen 46 Mio. Fr. für 2017) und Kosten. Dass mit dem Heraufsetzen des Umsatzziels auf 1,6 bis 1,8 Mrd. Fr. das Ebit-­Margenziel auf 8% belassen wurde, spricht ­dafür, dass der Gewinnsteigerung vorerst Grenzen gesetzt sind. Für den Aktionär sind das dennoch gute Perspektiven. Bobst wird durch den Investitionseffort in einigen Jahren viel stärker dastehen. Die Aktien bleiben ein Kauf.

 

Die komplette Historie zu Bobst finden Sie hier. »

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