Der Förderlogistiker erhöht den Entwicklungsaufwand. Daher wird das Gewinnwachstum 2017 und 2018 abflachen.
Kann es noch besser werden? Interroll (INRN 1226 -1.53%) hat erneut ein formidables Jahr hinter sich. Das auf Förderlogistik spezialisierte Unternehmen wuchs aus eigener Kraft mehr als 10%. Die Profitabilität entwickelte sich überproportional zum Umsatz. Die Dividende wird ein Drittel erhöht, was auf aktuellem Kurs eine Rendite von 1,3% ergibt.
Interroll zählt nicht zu den ausschüttungsstarken Unternehmen. Etwa ein Drittel des Gewinns geht jeweils an die Aktionäre, die Rendite ist bescheiden. Das können die Publikumsaktionäre jedoch ohne weiteres verschmerzen. Der Wert der Titel hat sich in den vergangenen Jahren vermehrfacht. Die Kapitalisierung von Interroll an der Börse ist seit Anfang 2013 von 300 auf 1 Mrd. Fr. gestiegen.
Das Aktionariat ändert sich
Dass das in Sant’Antonino (Kt. Tessin) domizilierte Unternehmen deutschen Ursprungs auf zunehmend mehr Interesse unter Investoren stösst, zeigt auch der Umstand, dass sich die Zahl der Finanzanalysten, die Interroll regelmässig verfolgen, auf sechs verdoppelt hat. Zudem steigt das Interesse aus dem Ausland: Der Anteil der Aktionäre mit Sitz ausserhalb der Schweiz nahm allein im vergangenen Jahr von 41 auf 50% zu.
Die Aufmerksamkeit lässt sich sowohl mit der Attraktivität der Branche wie mit der Leistung des Unternehmens begründen. Interroll stellt Produkte für den Transport von Behältern, Kartons und Stückgütern her. Kunden sind Systemintegratoren und Anlagenbauer. In den Einsatz gelangen die Förderrollen, Motoren und Antriebe, Sortieranlagen und Fliesslager schliesslich bei Postzentren, Flughäfen, in der Lebensmittelverarbeitung sowie in Distribution und Lagerung.
Ein Erfolgsrezept von Interroll besteht darin, grosse Endkunden wie Amazon (AMZN 848.78 0.17%), Bosch, Coca-Cola (KO 41.92 -0.59%), DHL und Procter & Gamble (PG 90.635 -0.15%) im Marketing direkt anzusprechen, so wie es Geberit (GEBN 434.6 -0.46%) im Sanitärtechnikgeschäft erfolgreich tut. Das kurbelt den Umsatz an.
Interroll hilft dem Handel und der Industrie, effizienter zu werden sowie Zeit und Kosten zu sparen. Die Gruppe setzt aber auch hohe Mittel ein, um die eigene Produktivität zu erhöhen. In den vergangenen Jahren sind 35 Mio. Fr. in ein neues SAP-Informatiksystem investiert worden. Mit ihm lassen sich nicht nur Produktion und Auftragsabwicklung besser überwachen, sondern auch die Kosten.
«Sehr interessantes Marktumfeld»
Sieht das Management langfristige Opportunitäten, scheut es sich nicht, höhere Beträge als üblich zu investieren, auch wenn es die Erfolgsrechnung belastet. 2014 wurden Investitionen vorgezogen. Der Gewinn ging leicht zurück – um seither umso kräftiger zuzunehmen.
Für 2017 und 2018 plant Interroll je 4 bis 5 Mio. Fr. zusätzlichen Aufwand für die Entwicklung neuer Produkte und den Ausbau der Produktionskapazität. Paul Zumbühl, seit Anfang 2000 an der Unternehmensspitze, begründete den Schub an der Jahrespräsentation so: «Wir befinden uns derzeit in einem sehr interessanten Marktumfeld und wollen den Vorsprung auf die Konkurrenz ausbauen.»
Mit dem Marktumfeld sprach Zumbühl den Ausbau vieler Grossflughäfen und den Boom im elektronischen Handel an. Der werde noch sieben bis zehn Jahre anhalten. Der nächste Megatrend zeichnet sich auch schon ab: Dank dem Internet der Dinge (Industrie 4.0) lässt sich bspw. die Distribution dezentralisieren.
Verschnaufpause
Um zu ernten, muss Interroll zuerst wieder sähen. Deswegen ist 2017 und möglicherweise auch 2018 mit einer flacheren Gewinnkurve zu rechnen. Zudem ist davon auszugehen, dass die Bewertungsexpansion der Aktien ausgereizt ist.
Dem Unternehmen sollte es jedoch gelingen, weiterhin rascher als der Markt für Materialhandling (also 4 bis 5% pro Jahr) zu wachsen, geografische Lücken organisch und auch via Akquisitionen zu füllen sowie den Innovationsrhythmus hochzuhalten. Also (ALSN 123.6 -1.83%): Aktien halten und in ausgeprägten Schwächephasen zukaufen.
Die komplette Historie zu Interroll finden Sie hier. »
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