Aktien von Pharmaunternehmen haussieren. Nach der Wahl von Donald Trump schwindet die Angst um Preisreformen.
Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl verunsichert Anleger. Doch nicht alle Sektoren leiden unter dem «Trump-Effekt». Aktien von Arzneimittelherstellern stehen deutlich im Plus. In der Schweiz etwa avanciert der Swiss Market Index vor allem dank der Pharma-Schwergewichte Roche (ROG 235.8 4.85%) und Novartis (NOVN 72.55 4.54%) sowie dank dem Biotech-Wert Actelion (ATLN 141.3 4.05%). Doch auch Titel von Basilea (BSLN 70.1 3.16%) und Cosmo (COPN 144.1 2.93%) zählen zu den Gewinnern. Im Rest von Europa gewinnen die Valoren der Pharmaunternehmen Sanofi, AstraZeneca, GlaxoSmithKline oder NovoNordisk.
«Der Gesundheitssektor könnte einer der Top-Performer nach einer Wahl von Trump sein», schreiben die Analysten von Barclays (BARC 183.45 -1.4%). «Trumps Sieg ist für den Pharmasektor positiv», doppeln die Marktbeobachter der Deutschen Bank nach. «Wir favorisieren nun Sektoren, die von einer republikanischen Administration profitieren werden», schreiben wiederum die Analysten von J. Safra Sarasin. Auch sie erwähnen diesbezüglich die Pharmabranche an erster Stelle.
Damoklesschwert fällt weg
Es scheint, als würden Investoren aufatmen. «Die überraschende Wahl von Donald Trump lässt die Ängste um eine demokratisch geprägte Medikamentenpreisreform schwinden», schreiben die Analysten der Credit Suisse (CSGN 12.43 -0.96%). Hillary Clinton hat während des Wahlkampfes immer wieder ihren Unmut über zu hohe Arzneimittelpreise geäussert und mit einschneidenden Massnahmen gedroht. Das hat bei Anlegern in den letzten Monaten die Lust nach Aktien von Pharmaunternehmen deutlich gesenkt.
Zwar hat auch Trump seinen Wählern Reformen im Gesundheitssystem versprochen. Mitunter will er den Import von günstigeren Arzneimitteln aus Drittstatten erlauben. Insgesamt blieb er zum Thema «hohe Medikamentenpreise» bislang jedoch weit weniger konkret als seine Kontrahentin.
Status quo bleibt wohl vorerst bestehen
Der für die Pharmabranche äusserst günstige Status quo dürfte also vorerst gewahrt werden. Die USA sind der weltweit lukrativste Absatzmarkt für Arzneimittel. Die Amerikaner setzen auf ein marktwirtschaftliches Gesundheitssystem.
Die Preise für Medikamente können im Unterschied zu Europa von den Pharmakonzernen frei gesetzt werden. Damit wird zwar die Innovation gefördert. Die Gesundheitskosten sind aber auch entsprechend hoch. Mit 17% des Bruttoinlandprodukts befinden sich die USA an der Weltspitze.
Fundamentale Faktoren rücken in den Vordergrund
Anleger dürfen nun die fundamentalen Faktoren wieder stärken gewichten. Vieles spricht für den Sektor. Auf diversen Krankheitsgebieten wurden in den letzten Jahren massgebliche Fortschritte erzielt. Neue Medikamente gegen Krebs, Leber und seltene Krankheiten sowie gegen Leiden im Zentralnervensystem wecken begründete Hoffnung auf zusätzliche Milliardeneinnahmen.
Immer mehr private Versicherungen in den USA schliessen sich allerdings zusammen und erhalten so mehr Marktmacht. Der früher oft vernachlässigte wahre Nutzen eines Medikaments rückt rund um die Welt zusehends noch stärker in den Vordergrund. Gemäss dem britischen Medizinal-Journal werden immer noch 50% aller klinischen Interventionen in Grossbritannien ohne klaren Nutzennachweis gemacht.
Die künftigen Gewinner der Branche werden also jene Gesellschaften sein, die eine starke Innovationskraft haben. Zu ihnen gehören mitunter die Schweizer Vertreter Roche und Novartis. Doch auch die Biotech-Unternehmen Celgene oder Alexion aus den USA dürfen dazugezählt werden.
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