Alison Rose übernimmt im November den CEO-Posten. Das ist nicht nur ein Novum für Royal Bank of Scotland, sondern für die britischen Banken allgemein.
Alison Rose ist die erste Frau, die an die Spitze einer britischen Grossbank aufsteigt. Sie übernimmt im November den Chefposten bei der Royal Bank of Scotland (RBS) von Ross McEwan, der im Dezember zur National Australia Bank wechselt, wie das Finanzinstitut am Freitag bekanntgegeben hat. Gleichzeitig ist RBS die einzige Gesellschaft im Leitindex FTSE 100, in der die beiden wichtigsten Führungspositionen von Frauen gehalten werden. Vergangenes Jahr ist Katie Murray zur Finanzchefin gewählt worden.
In der Bankenindustrie ist der Frauenanteil in den Chefetagen noch immer verschwindend klein. Zu den wenigen Ausnahmen gehört unter anderem Ana Botin, die als Präsidentin der spanischen Grossbank Santander amtiert. 2018 wurde Shemara Wikramanayake zur Chefin der australischen Investmentbank Macquarie ernannt. Chanda Kochhar führt seit zehn Jahren die indische ICICI Bank, das grösste private Finanzinstitut. In der Schweiz ist Marianne Wildi von der Hypothekarbank Lenzburg (HBLN 4420 -1.78%) eine der wenigen Bankchefinnen.
Rose hatte bei der RBS bislang den Geschäftsbereich Commercial und Private Banking geleitet und galt schon seit längerer Zeit als Kronfavoritin für den Chefposten. Beobachter sehen in dieser Ernennung auch ein deutliches Zeichen gegen die Macho-Kultur, die die Vergangenheit in der Londoner City geprägt hatte.
RBS gehörte zu den Banken, die beinahe der Finanzkrise zum Opfer fielen. Nur dank milliardenschweren Geldspritzen des Staates überlebte sie das Missmanagement der Jahre zuvor. Unter dem damaligen CEO Fred Goodwin stieg RBS in einer beispiellosen Jagd nach Grösse zur grössten Bank der Welt auf. Noch 2007 agierte sie als Konsortialführer bei der feindlichen Übernahme des niederländischen Bankgiganten ABN Amro für die Rekordsumme von 71 Mrd. €. Heute ist RBS gemessen an der Bilanzsumme auf Position fünfzehn in der Liste der grössten Banken Europas.
Nach der Verstaatlichung im Oktober 2008 dauerte es ein Jahrzehnt, bis sich die Bank von den Altlasten erholte und 2017 erstmals wieder einen Jahresgewinn erzielte. Roses Vorgänger McEwan galt als Aufräumer, der die Restrukturierung des Instituts kompromisslos anging. Trotz der jüngsten Erfolge steht die Bank – nicht zuletzt wegen Brexit – noch vor weiteren Herausforderungen.
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