Finanzmarktexperten zeigen sich erfreut über den Verkauf der Stromnetzsparte, überraschend kommt er aber nicht.
ABB verkauft die Stromnetzsparte an Hitachi und vereinfacht die Konzernstruktur. Für den Anteil von 80,1% erwartet ABB (ABBN 19.755 0.84%) gemäss Mitteilung vom Montag einen Nettoerlös von 7,6 bis 7,8 Mrd. $. Das entspricht einem Gesamtwert der Sparte, die vergangenes Jahr 10,4 Mrd. $ Umsatz erwirtschaftet hat, von 11 Mrd. $. Bis 2020 soll sie vollständig vom japanischen Elektrotechnik- und Maschinenbaukonzern übernommen werden. Die Einnahmen aus der Devestition will ABB zu 100% an die Aktionäre retournieren. Zudem wird die Matrix-Organisation abgeschafft. Künftig werden die Länder und Regionen von den Geschäftseinheiten geführt.
Die Ankündigung kommt bei den Analysten gut an. Die Veräusserung sei nach den jüngsten Entwicklungen und der Bestätigung von Gesprächen zwischen dem Schweizer Energiekonzern und den Japanern aber keine Überraschung, schreiben die meisten.
Zürcher Kantonalbank
Mit der Devestition der Sparte Power Grids folge ABB der Forderung verschiedener Aktionärsgruppen. Insgesamt werde der Konzern wie erwartet rund 26% des Umsatzes und 22% des Gewinns auf Stufe Ebita veräussern (Stand: 2017). Dass die aus der Transaktion resultierenden Mittel den Aktionären zurückgeführt werden, erachtet ZKB als positiv. Vorsichtig bleiben die Analysten dagegen bei den Mittelfristzielen, insbesondere beim Wachstum. Sie weisen darauf hin, dass ABB das mittelfristige Ziel für das durchschnittliche organische Umsatzwachstum von 3 bis 6% beibehält. Die operative Ebita-Marge soll zwischen 13 und 16% betragen und der Gewinn je Aktie schneller wachsen als der Umsatz.
Vontobel
Auch die Bank Vontobel (VONN 54.3 -1.18%) bewertet die Veräusserung positiv, da ABB einen Preis erhalten werde, der innerhalb ihrer Bewertung der Sparte liege, und «die Mittel aus diesem Verkauf den Aktienkurs durch Aktienrückkäufe stützen könnten – vor allem dann, wenn die Wertpapierkurse fallen, sollte das Marktumfeld sich 2019/20 schwieriger gestalten». Die heutige Nachricht sei keine Überraschung, nachdem der Aktienkurs in der vergangenen Woche bereits auf die Veröffentlichung des Artikels reagiert habe. Vontobel bestätigt das «Hold»-Rating und das bisherige Kursziel von 22 Fr.
Helvetische Bank
Die Analysten der Helvetischen Bank sind vom definitiven Verkauf der Stromnetzsparte ebenfalls wenig überrascht. Er mache Sinn, und der Preis stimme ebenfalls. Was bisher jedoch nicht bekannt gewesen sei und bei ABB einer Revolution gleichkäme, sei die angekündigte Abschaffung der komplexen Matrix-Struktur, schreiben die Analysten. Die Helvetische Bank hält diesen Schritt für eine fundamentale und richtige Änderung des Geschäftsmodells und damit für die «Big News» von heute. Die Struktur habe ABB schon immer zu einem schwer führbaren Konzern gemacht. «Die hohe Komplexität des Geschäfts kann nur mit einer divisionsorientierten, funktionalen Führungsorganisation mit klaren Kompetenzen wesentlich reduziert werden.» Obwohl der Umbau nicht einfach werde, bewerten die Analysten die heutigen Meldungen insgesamt positiv.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.