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07:25 Uhr - 14.09.2016

Lastminute.com erreicht die eigenen Ziele

Nach einigen Enttäuschungen kann sich der Online-Reiseanbieter endlich an selbst gesteckten Zielen messen. Und er erhöht den Jahresausblick.

Der Managementwechsel zahlt sich für Lastminute.com (LMN 14.3 2.14%) aus. Der Online-Reiseanbieter hat im ersten Halbjahr die eigenen Ziele und diejenigen der Analysten übertroffen. Trotz Brexit und Terrorangst stiegen Umsatz und Betriebsgewinn stärker als erwartet. Unter dem neuen CEO Fabio Cannavale – Ex-CEO und Mitgründer der Gesellschaft – gelang der Turnaround: Lastminute erwirtschaftete im ersten Halbjahr wieder Gewinn. Francesco Signoretti, CEO bis Ende vergangenen Jahres, muss gehen. Das Lastminute-Management erhöht die Jahresziele: Es geht von einem bereinigten Betriebsgewinn vor Steuern, Abschreibungen und Amortisationen auf Stufe Ebitda von 27 statt zuvor 25 Mio. € aus. Die Aktien verteuerten sich teils mehr als 4%.

Restrukturierung und neue Führung

Vergangenes Jahr war ein Übergangsjahr für Lastminute.com. Die Online-Reiseagentur, die unter dem Namen Bravofly Rumbo vor zwei Jahren an die Börse kam, kaufte Anfang 2015 die britische Lastminute.com und gab sich kurze Zeit später diesen Namen. Ende des Jahres organisierte die Gesellschaft Geschäft und Führung neu. Signoretti, unter der das Unternehmen an die Börse ging und Lastminute übernahm, wurde vom CEO zum Leiter der Travel Business Unit. Diesen Posten wird er zu November auch abgeben und Lastminute verlassen. Cannavale, einer der beiden Gründer des Unternehmens und einst Vorsitzender des Verwaltungsrates, übernahm die Führung. Für Lastminute hat sich die Restrukturierung ausgezahlt.

Der Umsatz der Reiseagentur legte im ersten Halbjahr 8,2% auf 133,2 Mio. € zu. Das Ebitda (Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization) verbesserte sich von 2,8 Mio. € im Berichtszeitraum des Vorjahres auf 17,3 Mio. €. Analysten hatten mit einem Umsatz von 135 Mio. € und einem Ebitda von 12 Mio. € gerechnet. Das Unternehmen verbuchte einen Gewinn von 5 Mio. €, nach einem Verlust von 4,5 Mio. € im ersten Halbjahr 2015. Die Nettofinanzposition erhöhte sich seit Ende Dezember von 68 auf 71 Mio. €. Die gesunde Finanzlage erlaube es Lastminute, nach neuen Übernahmekandidaten Ausschau zu halten.

Höhere Ziele für 2016

Die Ziele für das Gesamtjahr passt das Unternehmen an. Die Führung um Cannavale rechnet mit einem Ebitda von mehr als 27 Mio. € nach zuvor mehr als 25. Wie zuvor geht sie von einem Umsatzanstieg gegenüber Vorjahr sowie einer bereinigten Ebitda-Marge von über 10% aus. Die Zahlen überraschen umso mehr, als die Branche mit Terroranschlägen in Frankreich beispielsweise und politischer Unsicherheit  - so der Brexit oder der Putschversuch in der Türkei – zu kämpfen hat. Ottonel Popesco, Lastminute-Verwaltungsratschef, erklärt im Halbjahresbericht, dass die geopolitische Lage «einige Folgen» für die Industrie gehabt hätte, dass Lastminute aber vom diversifizierten Umsatzmodell profitiere.

Besonders das Geschäft mit der Metasuchmaschine Jetcost von Lastminute lief gut: Das Umsatzplus betrug 114%. Mindestens ebenso für den Erfolg verantwortlich ist wohl der effizientere Einsatz der Mittel. Das Verhältnis von Marketingkosten zu Umsatz verbesserte sich von 47,4 auf 41,4%. Damit ist schon jetzt die Zielvorgabe von 42% für 2017 erreicht. Die Zahl der Besucher auf den Lastminute-Webseiten (Unique Visitors) stieg von monatlich 35 Mio. im Vorjahr auf nun 43 Mio. Hinzu kommen niedrigere Personalkosten, vor allem durch Entlassungen bei der übernommenen britischen Lastminute. Das Verhältnis Personalkosten zu Umsatz sank im Halbjahr 14,6%.

Unterbewertet im Vergleich zum Rivalen

Mindestens genauso wichtig wie der gute Zahlenkranz ist für Lastminute-Investoren, dass die gesteckten Ziele eingehalten werden. Durch einige Enttäuschungen sackten die Papiere vom Emissionspreis von 48 Fr. vor zwei Jahren auf weniger als 10 Fr. im März. «Vor allem sind wir zufrieden, dass wir jetzt die Sicherheit haben, dass das Unternehmen im ersten Halbjahr zur Profitabilität zurückgekehrt ist», erklärt auch Credit-Suisse-Analyst Felix Remmers in einer ersten Einschätzung. Mit dem neuen, alten Management und nach der Restrukturierung scheint Lastminute einen Boden gefunden zu haben. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2017 erreicht 20. Auf Basis von Unternehmenswert zu Ebitda kommen Lastminute deutlich günstiger als der spanische Rivale Odigeo eDreams. Die Titel gehören wieder auf den Radar risikofähiger Investoren.

Die komplette Historie zu Lastminute.com finden Sie hier. »

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