Das Geschäft mit Pharma- und Biotech-Kunden sowie der Absatz von Konsumprodukten lief in den ersten sechs Monaten ausserordentlich gut. Der Konzern hebt seinen Ausblick für das Gesamtjahr an.
Der Pharmazulieferer und Spezialchemiekonzern Lonza (LONN 303.6 6.86%) blickt nach einem starken ersten Halbjahr zuversichtlicher auf den Rest des Jahres 2018. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, stieg der Umsatz in den ersten sechs Monaten auf Jahressicht um 8,2% auf 3,1 Mrd. Fr. Dabei ist in den Vergleichszahlen der Mitte 2017 integrierte US-Kapselhersteller Capsugel pro forma berücksichtigt, den Lonza für 5,5 Mrd. $ übernommen hatte.
Die Valoren stiegen am Mittwoch um rund 6%, das Unternehmen übertraf nicht nur den eigenen Ausblick, sondern auch die Erwartungen der Analysten. Der neue und erhöhte Ausblick der Managements für das Gesamtjahr orientiert sich an den Zahlen des ersten Semesters: Es erwartet nun ein Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Zuvor hatte es ein Plus von mindestens im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet.
Pharma & Biotech mit kräftigem Gewinnschub
Vor allem im Segment Pharma & Biotech steigerte das Unternehmen seine Profitabilität kräftig. Während der Umsatz hier um 14,7% überdurchschnittlich auf 1,6 Mrd. Fr. wuchs, legte der um Sondereffekte bereinigte Kernbetriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) um 24,9% auf 517 Mio. Fr. zu. Die Marge des Kern-Ebitda stieg von 30,4 auf 33,1% – womit dieser Geschäftsbereich bereits über dem mittelfristigen Ziel von 30% für den Gesamtkonzern liegt.
Im Geschäft Pharma & Biotech geht es vor allem darum, dass Lonza für grosse Arzneimittelhersteller oder für kleinere und mittlere Biotechunternehmen die Produktion übernimmt. In diesem Segment sind auch wesentliche Teile von Capsugel integriert worden. «Meine Erwartungen an das Ergebnis und das Synergiepotenzial sind übertroffen worden», sagte Lonza-CEO Richard Ridinger am Mittwoch vor Journalisten. Vor der Übernahme hatte sich aber bereits gezeigt, dass Capsugel deutlich profitabler ist als Lonza, was sich jetzt bemerkbar gemacht haben dürfte.
Schwäche ausserhalb des Healthcare-Geschäfts
Einige Teile von Capsugel hatte Lonza in der neuen Division Consumer Health im zweiten grossen Segment Specialty Ingredients integriert. Diese Division steht für 17% des Konzernabsatzes, der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um 7,6% auf 536 Mio. Fr. und die Kern-Ebitda legte von 24,7% auf 28,5% ebenfalls kräftig zu. Neben Nahrungsergänzungsmitteln und funktionellen Nahrungsmitteln liefen auch Hygieneanwendungen gut, teilte Lonza mit.
Hinterher hinken die anderen beiden Divisionen im Segment Specialty Ingredients abseits des Healthcare-Geschäfts. Die Division Consumer & Resources Protection richtet sich an die Beschichtungs-, Verbundstoff- und Agrarmärkte, ihren Umsatz steigert sie von Januar bis Juni aber nur unterdurchschnittlich um 1,3% auf 678 Mio. Fr. Der Kern-Ebitda sank sogar: um 19,3% auf Mio. 130 Fr., womit die entsprechende Marge deutlich von 24,1 auf 19,2% absackte. Während die Nachfrage nach Verbundwerkstoffen stark war, hätten sich Grundstoffe und Zwischenprodukte auch wegen ihres zyklischen Geschäfts schwächer entwickelt.
Margenschwaches Wassergeschäft könnte verkauft werden
Zur Disposition steht schon länger die Wassersparte. Dazu wiederholte das Unternehmen im Halbjahresbericht: «Die Bewertung der strategischen Optionen für die Geschäftseinheit Water Care wird planmässig fortgesetzt.» Neuigkeiten könnte das Management jetzt auf dem Kapitalmarkttag Ende September in Zürich verkünden. Im Wassergeschäft (9% des Umsatzes) bietet Lonza Produkte und Lösungen für die Wasseraufbereitung im privaten und industriellen Bereich.
Der Umsatz der Geschäftseinheit sank im ersten Quartal um 3,7% auf 283 Mio. Fr. Der Ebitda fiel um 25% auf 33 Mio. Fr. Obwohl die Freizeitpoolsaison in Nordamerika witterungsbedingt stark verzögert begonnen hat, sei das Geschäft im Mai und Juni aber gut in Schwung gekommen, heisst es immerhin im Geschäftsbericht. «Der Ausblick für den Rest des Jahres ist ebenfalls positiv, und vom zweiten Halbjahr 2018 an werden starke Ergebnisse erwartet.»
Die Luft wird dünner
Im Gesamtkonzern stieg der Kern-Ebitda um 10,9% auf 802 Mio. Fr. – was einem Anstieg der Marge von 25,4% auf 26% entspricht. Diesen Wert strebt das Management auch im Ausblick für das Gesamtjahr an. Der Reingewinn stieg dank der Capsugel-Übernahme von 227 Mio. Fr. auf 405 Mio. Fr. Wobei sich die Sonderaufwendungen aus Restrukturierungen und Akquisitionsaktivitäten auf 107 Mio. Fr. beliefen.
Das starke Wachstum im ersten Halbjahr hat viele Anleger positiv überrascht. Mit 33% Marge des Kern-Ebitda im Segment Pharma & Biotech dürften hier aber künftig keine grösseren Steigerungen mehr möglich sein. Die Fokussierung auf die Healthcare-Einheiten sollte eine Verbesserung der Profitabilität bringen, was aber auch mit höheren Restrukturierungskosten verbunden sein dürfte.
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 30 für das laufende Jahr und von 25 für 2019 ist Lonza mit Sicherheit kein Schnäppchen. Die Bewertung ist wegen der Wachstumschancen und der führenden Marktposition zwar mehr als gerechtfertigt, Anleger sollten nach den starken Wachstumsjahren vorsichtiger werden, wenn es um einen Einstieg geht.
Die komplette Historie zu Lonza finden Sie hier. »
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