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15:30 Uhr - 16.02.2018

Schindler strebt nach oben

Der Aufzugshersteller sticht Kone und Otis aus. Die Dividende wird stärker erhöht als erwartet.

Erneut ­hat Schindler (SCHP 224.4 0%) zuverlässig geliefert. Der Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller ist 2017 rascher als der Markt gewachsen und hat die Profitabilität ein weiteres Mal gesteigert. Dabei hebt sich Schindler wie schon im Jahr zuvor von den grössten Konkurrenten, Otis und Kone (KNEBV 45.24 2.24%), vorteilhaft ab.

Auftragseingang und Umsatz beschleunigten sich zusehends gegen Jahresende. Am Schluss resultierten Leistungswerte, die die Erwartungen der Finanzanalysten zum grossen Teil leicht übertrafen.

Eine Überraschung ist der Beschluss des Verwaltungsrats, die Ausschüttungsquote zu erhöhen. Künftig werden 35 bis 65% (statt bis 45%) des Gewinns unter den Aktionären verteilt. Als Folge wird die Dividende für 2017 ein Drittel von 3 auf 4 Fr. erhöht. Mit 1,8% bleibt die Rendite freilich eher bescheiden. Kone rentieren doppelt so viel.

Etwas Rückenwind erhielt Schindler im zweiten Semester vom Markt. Übers ganze Jahr nahm die Anzahl neu installierter Anlagen weltweit 3% zu, nach zwei Jahren rückläufigen Volumens. Verantwortlich dafür war die Stabilisierung im chinesischen Markt, in dem 60% aller Neugeschäfte abgeschlossen werden.

Schindler gelang es, mit einem organischen Wachstum von 4,6% mehr zu wachsen als Kone und Otis. Die hohen Investitionen in zusätzliche Standorte, speziell in China, und in eine neue, breitere Produktepalette zahlen sich aus.

Margendelle ausgebügelt

Schindler arbeitete zudem profitabler. Grössenvorteile (Economies of Scale), Effizienzgewinne und ein höherer Anteil an Serviceeinnahmen glichen den Preisdruck und den Mehraufwand von 100 Mio. Fr. für Rohmaterialien mehr als aus.

Bereinigt um Sondergewinne aus dem Vorjahr kletterte das Betriebsergebnis auf Stufe Ebit 10%, der Gewinn 15%. Die vergleichbare operative Marge stieg zum vierten aufeinanderfolgenden Mal auf nunmehr 12%.

Damit ist der Wert von 2012 wieder erreicht. Ein Jahr später gab Schindler das Margenziel von 14% auf, zugunsten einer Investitions- und Wachstumsoffensive in China.

Der Rückstand zu Kone und Otis nimmt ab (vgl. Grafik). Beide haben die Margenschmälerung mit steigenden Rohmaterialien begründet, Otis zudem mit einem höheren Investitionsaufwand im Servicegeschäft. Im laufenden Jahr könnte sich die Lücke weiter verringern.

Der nach siebzehn Jahren abtretende Finanzchef Erich Ammann wies darauf hin, dass sich der Margensprung von 0,5 Prozentpunkten (Pp) 2018 nicht wiederhole. Die Spanne auf dem Auftragsbestand sei 0,4 Pp gesunken, ausserdem nehme der Druck durch die Rohmaterialpreise eher noch zu.

Andererseits erwartet Ammann nur noch 25 (im Vorjahr 35) Mio. Fr. Restrukturierungskosten, und die US-Steuerreform werde die Erfolgsrechnung mit etwa 20 Mio. $ entlasten.

Preissturz in China

Das Marktbild dürfte sich 2018 eher bessern. Schindler peilt wiederum ein or­ganisches Umsatzwachstum von 4 bis 6% an. Brasilien, wo Schindler Nummer eins ist, hat nach vier Jahren Rezession Boden gefunden. Auch der wichtige Markt Indien sollte wieder etwas Wachstum zeigen.

Zentral bleibt China. Konzernchef Thomas Oetterli geht davon aus, dass das Volumen der Neuanlagen stabil bis leicht wachsend ausfällt.

Einfacher wird das Geschäft in China deswegen nicht: «Es gibt immer noch viel zu hohe Produktionskapazität im Markt», betonte Oetterli. Die Preise haben in den vergangenen drei Jahren substanziell nachgegeben – 20 bis 25%, schätzt der CEO. Er hofft auf eine Stabilisierung im laufenden Jahr.

Der Aufholtrend in den Margen spiegelt sich in der Entwicklung der Börsenkurse. Direkt lassen sich die Schindler-Papiere nur mit Kone vergleichen; Otis, ThyssenKrupp (TKA 22.84 0.22%) Elevators und die grossen Japaner sind jeweils Teil eines Konglomerats.

In den vergangenen zwei Jahren haben sich Schindler deutlich besser als Kone entwickelt. Da Schindlers Ausblick erneut optimistischer ist, dürfte sich der Trend vorderhand fortsetzen.

Aktien sind stolz bewertet

Indes: Den Bewertungsrückstand auf Kone – auf der Basis Verhältnis Unternehmenswert zu Betriebsgewinn Ebitda (vor Abschreibungen und Amortisation) – haben die Titel des Schweizer Konzerns wettgemacht. Engagements eilen nicht. Langfristig orientierte Investoren kaufen nach weiteren Börsenkorrekturen zu.

Per Anfang April wird die Führung verjüngt. CFO Erich Ammann wechselt in den Führungsausschuss des Verwaltungsrats und ersetzt dort Rechtsprofessor Karl Hofstetter. Nachfolger als Finanzchef wird Urs Scheidegger, seit 2003 in der Schindler-Organisation tätig.

 

Die komplette Historie zu Schindler finden Sie hier. »

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