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12:44 Uhr - 01.10.2014

KPMG: «Mehr M&A-Aktivitäten unter Privatbanken»

Die Beratungsgesellschaft KPMG sieht Bewegung in verschiedenen Sektoren und rechnet mit einem aktiven vierten Quartal.

Die Beratungsgesellschaft KPMG ist überzeugt, dass die Zuversicht der Anleger, die hohe Liquidität der Unternehmen sowie die daraus resultierende steigende Attraktivität für Börsengänge, aber auch öffentliche Übernahmeangebote darauf hinweisen, dass auch das letzte Quartal 2014 aktiv bleiben dürfte.

«Als einer der Haupttreiber der positiven Marktaussichten dient weiterhin der US-Markt, der bei den M&A-Aktivitäten begünstigend wirkt», ist Patrik Kerler, Leiter M&A von KPMG Schweiz, überzeugt. «Zudem wird die Bekanntgabe der Höhe der Bussen im US-Steuerprogramm zusammen mit der Einführung des automatischen Informationsaustauschs in den nächsten Jahren den Druck auf die Privatbanken noch einmal deutlich erhöhen, was zu einer weiteren Beschleunigung der M&A-Aktivitäten in diesem Sektor führen wird», lässt er sich zitieren.

Aktives drittes Quartal

Das dritte Quartal zeichnete sich laut KPMG erwartungsgemäss durch rege Aktivitäten im M&A-Markt aus. Haupttreiber sind das anhaltende Verlangen nach Wachstum sowie der Trend zur Portfoliooptimierung. Gleichzeitig wird es für Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte aufgrund der steigenden Bewertungen und Transaktionspreise immer schwieriger, ihre Liquidität schnell und gewinnbringend zu investieren, wodurch Unternehmen vermehrt Aktienrückkaufprogramme starten. Ein Beispiel ist ABB (ABBN 21.4 -0.37%).

Die These aus der KPMG-Halbjahresbetrachtung, wonach der M&A-Markt auch im zweiten Halbjahr sehr aktiv sein wird, wurde bestätigt. Das dritte Quartal 2014 beeindruckte mit einem Transaktionsvolumen von über 49,5 Mrd. $ bei insgesamt 87 Transaktionen mit Schweizer Beteiligung.

Dabei ist zu beachten, dass die Übernahme der restlichen 55% von Alliance Boots durch Walgreens mit über 23,8 Mrd. $ beinahe die Hälfte des Transaktionsvolumens ausmacht, jedoch die Ausübung einer Option ist, die im Jahr 2012 definiert wurde. Der neue Hauptsitz des Unternehmens wird mit Vollzug dieser Transaktion in die USA verlegt.

Bemerkenswert ist für KPMG insbesondere die rege Aktivität in der Pharmabranche mit vier Deals in den Top Ten. Zudem sind öffentliche Übernahmen, wie beispielsweise die laufende Übernahme von Swisslog (SLOG 1.34 0%) durch Kuka (KU2 47.63 -0.69%) sowie von Nobel Biocare (NOBN 17 0.29%) durch Danaher, auch in diesem Quartal ein grosses Thema.

Wachstum und Portfoliooptimierung als Treiber

M&A-Transaktionen verfolgen im gegenwärtigen Umfeld gemäss der Einschätzung der KPMG-Experten vor allem zwei übergeordnete Ziele: einerseits nachhaltiges Wachstum und andererseits vermehrt eine strategische Optimierung des Unternehmensportfolios. Das «herausstechende Beispiel» für aktive Portfoliooptimierung war  im Urteil der Beratungsgesellschaft in diesem Jahr Novartis (NOVN 90.35 0.22%), die sich durch diverse komplexe und parallel verlaufende Transaktionen strategisch neu positioniert und auf weiteres Wachstum ausgerichtet hat. Auch im dritten Quartal hat Novartis mit zwei weiteren, wenn auch kleineren Transaktionen die neue strategische Ausrichtung weiter vorangetrieben.

Die prognostizierte Konsolidierung im Private Banking hat an Dynamik gewonnen. Von insgesamt 44 Deals im Finanzdienstleistungsbereich in den ersten neun Monaten sind bemerkenswerte 22 im dritten Quartal angefallen. Insbesondere die Übernahme der Tessiner Bank BSI (mit rund 90 Mrd. Fr. Kundenvermögen) durch die brasilianische BTG-Pactual-Gruppe für 1,7 Mrd. $ zeigt gemäss KPMG, dass ausländische Investoren «weiterhin grosses Vertrauen in den Finanzplatz Schweiz» haben. Dies ist jedoch der erste nennenswerte Eintritt einer ausländischen Bankgruppe in den Schweizer Privatbankenmarkt im Rahmen einer M&A-Transaktion seit 2008 (Übernahme von AIG Private Bank durch Aabar Investments).

Neuausrichtung als Kaufgelegenheit

Die Übernahme der Kundenportfolios der LBBW Schweiz durch Notenstein bzw. der Leumi Privat Bank durch Julius Bär (BAER 42.75 -0.23%) zeigt, dass sich Kaufgelegenheiten auch durch die strategische Neuausrichtung der ausländischen Banken ergeben – getrieben durch mangelnde Profitabilität bzw. das Fehlen der kritischen Grösse. Die zu erwartende Klarheit über die Bussen im US-Steuerprogramm dürfte zu einer weiteren Zunahme der Transaktionen führen.

Ein weiterer Einflussfaktor für die M&A-Aktivitäten ist die Unsicherheit an der Währungsfront. «Die überraschende Mitteilung von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, dass der Euroleitzins um 0,1 auf 0,05% weiter gesenkt wird, schürte weitere Befürchtungen über die Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Exportindustrie», sind die KPMG-Experten überzeugt.

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