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16:08 Uhr - 18.08.2014

Ascom steht unter Beweispflicht

Nach einem verpatzten ersten Halbjahr braucht der Telecomspezialist einen deutlichen Schub, um seine für das zweite Halbjahr gesetzten Ziele zu erreichen.

Wie geht es nach der überraschenden Prognosesenkung Mitte Juli für Ascom (ASCN 13.05 -0.76%) weiter? Am Mittwoch legt der Technologiekonzern seine Halbjahreszahlen vor. Das Management hat die Erwartung eines Umsatzanstiegs von 5 bis 10% zurückgenommen und geht nur noch von einem stagnierenden Umsatz aus.

Auch die Schätzung für die operative Marge (Ebitda) im Kerngeschäft wurde leicht von 15 bis 16% auf 14 bis 16% zurückgeschraubt. Dafür soll das Geschäft im traditionell stärkeren zweiten Halbjahr kräftig zulegen. Angesichts des von Unsicherheit geprägten Umfelds der letzten Wochen erscheint dies als ehrgeiziges Unterfangen. Auch der Aktienmarkt scheint nicht so recht daran zu glauben: Seit dem Kursrutsch Mitte Juli haben die Ascom-Valoren sich bisher nicht erholen können.

Vorsichtigere Konsensschätzungen

Die Bloomberg-Konsensschätzung geht für das Gesamtjahr 2014 von einem Umsatz von 451 (i. V. 459,7) Mio. Fr. und einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 65,6 Mio. (67,6) Fr. aus. Der Gewinn soll demnach 35 Mio. (36,9) Fr. erreichen. Damit sind die Schätzungen auf Umsatz- und Gewinnstufe etwas konservativer als die bisherigen Aussagen von Ascom selbst.

Im ersten Halbjahr hat Ascom gemäss den schon im Juli vorgelegten Eckdaten 203 Mio. Fr. Umsatz (–10%) sowie eine Ebitda-Marge von etwa 10% erwirtschaftet. Der Gewinn soll im ersten Halbjahr 8 bis 9 Mio. Fr. erreicht haben. Dank eines «sehr starken zweiten Halbjahres» will das Unternehmen im Gesamtjahr aber wieder das Vorjahresniveau von 37 Mio. Fr. erreichen. Als Gründe für das schwache Auftaktsemester nannte Ascom Auftragsverzögerungen in beiden Divisionen – Wireless Solutions (Kommunikationslösungen vor allem im Gesundheitssektor) und Network Testing (Hard- und Software für das Testen und Optimieren von Mobilfunknetzen) – sowie eine geringere Anzahl Grossprojekte.

Wie schwierig ist das Umfeld wirklich?

Der Blick richtet sich auf Aussagen zum Auftragseingang und auf das kommende Jahr. Vor gut einem Monat versicherte Ascom nämlich zusätzlich, am Ausblick 2015 habe sich nichts geändert. Dann soll der Umsatz 5 bis 10% steigen und die Ebitda-Marge auf 16 bis 17% klettern. Noch im Mai hatte CEO Fritz Mumenthaler gegenüber FuW davon gesprochen, das laufende Jahr gestalte sich eher verhalten, die Ziele für 2014 seien aber erreichbar.

Es wäre deshalb eine weitere – unangenehme – Überraschung, sollte nun der Ausblick 2015 ins Wackeln kommen. Konkretere Aussagen zum Auftragseingang – der dank einer Book-to-Bill-Ratio von über 1 Potenzial für Umsatzwachstum anzeigt – sind hier gefragt. Auch sind Aussagen zu möglichen Auswirkungen der Übernahmetätigkeit im Telecomsektor auf das Geschäft von Interesse.

Gemessen an den FuW-Schätzung sind die Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 (2014) nicht zu teuer, dies gilt auch für das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,9. Dennoch ist aus Investorensicht vorerst Zurückhaltung angezeigt, bis Ascom wieder messbare Signale sendet, dass das Geschäft auf den vom Management prognostizierten Wachstumspfad zurückfindet.

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