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13:27 Uhr - 28.08.2019

Euro-Zerfall schmälert Unternehmensgewinne

Im zweiten Semester gibt die Europawährung noch weniger her. Besonders betroffen sind viele Schweizer Banken und hier produzierende Exporteure.

Für Importeure und Auslandferienmacher ist die Frankenstärke ein Vorteil. Exporteure und die Tourismusbranche jedoch sind benachteiligt, wenn der Euro nur noch 1.09 Fr. hergibt und der Dollar gerade noch 0.98 Fr. Der Kurs dieser Hauptfremdwährungen schwächelt seit Monaten. «Der Euro bringt aktuell gut 4% weniger als vor Jahresfrist und der Dollar 1%», sagt ZKB-Aktienanalyst Patrik Schwendimann.

Die Europawährung lag bereits im ersten Halbjahr 3,5% unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die US-Valuta stand bis Jahresmitte noch 3,5% höher als im Vorjahr, fällt aber im zweiten Semester nun auch zurück.

Uhrenkonzerne im Fokus

Diese Abschwächung sei «aus heutiger Sicht für die meisten Schweizer Unternehmen gerade noch okay», meint Schwendimann. Falls sich die wichtigen Fremdwährungen noch weiter entwerten, müssten jedoch die Schätzwerte für den diesjährigen Gewinn vieler Unternehmen nach unten revidiert werden.

Reagiert hat Schwendimann bereits beim Uhrenkonzern Swatch Group (UHR 263.8 -0.94%): «Vergangene Woche habe ich die Gewinnprognose 2019 und der Folgejahre um etwa 3% gekürzt – wegen der absatzerschwerenden Bürgerproteste in Hongkong, aber auch wegen der Währungsbelastung.»

Bleiben Euro und Dollar für den Rest des Jahres gedrückt, werden die Fremdwährungseinnahmen der Unternehmen nach Umrechnung in Franken voraussichtlich deutlich unter den Vergleichwert des Vorjahres zurückfallen.

Wie sich das auf den Überschuss auswirkt, ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Wenn der Auslandumsatz wesentlich durch Betriebsstätten im selben Währungsraum erzielt wird – und sich folglich Euro- und Dollareinnahmen mit entsprechenden Ausgaben balancieren –, müssen lediglich geringe Einbussen befürchtet werden.

Banken gefährdet

Schwerer getroffen würden in der Schweiz produzierende und mehrheitlich ins Ausland verkaufende Unternehmen, sagt Philipp Lienhard, Leiter Aktienresearch Julius Bär (BAER 37.5 -0.74%). Das gelte auch für die meisten Banken. Eurowertpapiere machten je nach Institut 20 bis 40% der verwalteten Kundenvermögen aus. «Verliert der Euro gegenüber dem Franken 10%, schwinden die in Franken ausgewiesenen Kommissionseinnahmen 2 bis 4%.»

Ungemütlich werde es, sollten sich weitere wichtige Anlagewährungen abschwächen. Dann komme wahrscheinlich ein Einbruch der Handelsvolumen hinzu, ergänzt Lienhard: «Die Kommissionseinnahmen schwinden in diesem Szenario mehr als die verwalteten Vermögen.»

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