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15:40 Uhr - 01.12.2015

Die Konjunktursorgen in der Schweiz nehmen zu

Alle wichtigen Frühindikatoren schwächen sich im November ab. Das nominale Bruttoinlandprodukt schrumpft das dritte Quartal in Folge.

Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Der erfreuliche Wachstumsausweis im zweiten Quartal ändert nichts an der Tatsache, dass die Schweiz weiter unter der Frankenaufwertung leidet. Diese wurde ausgelöst, als die Nationalbank im Januar den Mindestkurs zum Euro von 1.20 Fr. aufgab. Im dritten Quartal stagnierte das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) zum Vorquartal. Nominal, also zu laufenden Preisen, ist es zum dritten Mal in Folge leicht gesunken: –0,1%, nach –0,2 und –0,6% im zweiten und ersten Vierteljahr. So gesehen durchläuft die Schweiz eine leichte Rezession.

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Nicht nur die am Dienstag veröffentlichte BIP-Quartalsschätzung signalisiert, dass die Konjunktur erneut an Fahrt einbüsst. Die beiden wichtigsten Frühindikatoren des Landes melden das ebenfalls. So schwächte sich das Kof-Konjunkturbarometer im November 2,5 Punkte auf 97,9 ab, wie am Montag bekannt wurde. Damit steht es erstmals seit April wieder deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt.

Der Einkaufsmanagerindex PMI, der die Aussichten der Industrie misst, fiel im November unter die ominöse Schwelle von fünfzig Punkten, die zwischen Wachstum und Kontraktion trennt. Mit 49,7 überwiegen die Einschätzungen, die auf eine leicht rückläufige Wertschöpfung hinweisen. Beide Indikatoren stimmen auch inhaltlich überein: Der Rückgang des Kof-Barometers wurde ebenfalls durch eine deutliche Eintrübung der Stimmung in der Industrie getrieben. Die Botschaft ist klar: Die konjunkturellen Sorgen in der Schweiz nehmen zu, nicht ab.

«Im dritten und vierten Quartal dürften wir die grössten Auswirkungen des Frankenschocks in den BIP-Werten erleben», sagt David Marmet, Konjunkturforscher bei der Zürcher Kantonalbank. Ab 2016 sollte dann das Schlimmste überstanden sein. Marmet rechnet dann mit 1,2% Realwachstum im Jahresdurchschnitt.

Vorerst bleiben die Zeichen aber auf Abschwung. Das Seco teilte am Dienstag mit, dass das BIP im ersten Quartal etwas stärker geschrumpft ist als bisher ausgewiesen wurde. Zahlreiche Komponenten im zweiten Quartal korrigierte die Berner Behörde ebenfalls nach unten, beispielsweise die Bauinvestitionen und den Staatskonsum. Die Dynamik verliert an Kraft. Aber die aktuellen BIP-Schätzungen belegen auch, dass die Schweizer Wirtschaft zweigeteilt ist. So weisen die Konsumausgaben der privaten Haushalte ein breit abgestütztes Wachstum zum Vorquartal auf. Alle Rubriken legten zu, ausgenommen Bekleidung und Schuhe. Die grössten Wachstumsbeiträge kamen vom Bereich Gesundheit, gefolgt von Verkehr sowie Wohnen/Energie. Rekordtiefe Zinsen, fallende Preise und eine nach wie vor durch Zuwanderung angetriebene Binnennachfrage stützten den Konsum.

Im Gegensatz dazu schwächte sich das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen markant ab. Im Bau wurden zum zweiten Mal in Folge die Investitionen gedrosselt. Der Aussenhandel ist durch die Frankenstärke und durch Schwächetendenzen in den Schwellenländern geprägt. Er sendet schon seit längerem keine Wachstumsimpulse. Fast alle Sektoren führten weniger aus. Dass am Ende ein Plus von 0,5% im dritten Quartal gegenüber dem zweiten resultierte, ist gemäss Seco allein Pharma und Chemie zuzuschreiben.

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