Der Messtechnikspezialist prognostiziert weiteres Wachstum. Der Schwung von 2017 lässt sich aber nicht halten.
Finanzchef Matthias Tröndle hatte die Lacher auf seiner Seite, als er an der Jahreskonferenz von Inficon (IFCN 574 2.87%) trocken sagte: «Unsere Bilanz hat eine recht solide Struktur.» Davor hatte er erklärt, die Gesellschaft habe keinerlei Finanzverbindlichkeiten, verfüge über 85 Mio. $ Nettoliquidität – was mehr als 30% der Bilanzsumme ausmacht – und weise eine Eigenkapitalquote von 77% auf.
Das Understatement spiegelt den Geist in dem auf Vakuuminstrumente, Sensortechnologie und Prozesskontrollsoftware spezialisierten Unternehmen. Worte wie bodenständig, seriös, zuverlässig und gut kommen in den Sinn – gut wie in 21% mehr Umsatz, 19,7% Betriebsgewinnmarge und 48% Gewinnsteigerung zum ansehnlichen Vorjahr (vgl. Tabelle).
Und gut wie in 3,5% Rendite aus der vorgeschlagenen Ausschüttung von 20 (i. V. 16) Fr. je Aktie. Da sie der Kapitaleinlagereserve entnommen wird, ist sie für Privatanleger in der Schweiz steuerfrei.
Die Welle trägt weiter
Die stattliche Erhöhung der Ausschüttung verdeutlicht: Inficon reitet eine gute Welle – eine, die auch 2018 nicht abbricht. Der Umsatz soll weiter auf rund 400 Mio. $ wachsen, und die Ebit-Marge soll auf über 19% verharren.
Mehr will CEO Lukas Winkler derzeit nicht versprechen. Ja, die Guidance sei konservativ, sagte er mit Verweis auf das noch junge Jahr, einen Auftragsbestand, der nur rund sechs Wochen weit reiche, sowie auf Investitionen in den Verkauf und Support in China.
Die Aussichten für drei der vier Zielmärkte werden mit Worten wie «zuversichtlich», «gut» und «günstig» umschrieben. Besonders wichtig sind dabei die anhaltend guten Aussichten im wichtigen Zielmarkt Semi & Vakuumbeschichtung mit Kunden im Halbleiter- und im OLED-Flachbildschirmgeschäft.
Die stärker auf diese Kundengruppen ausgerichtete VAT Group (VACN 167.6 4.1%) geht für 2018 im eigenen Geschäft von 15 bis 20% Umsatzwachstum aus (vgl. Artikel oben). Sollte Inficon im Zielmarkt Semi & Vakuumbeschichtung ähnlich expandieren, wäre das Umsatzziel für das Unternehmen bereits erreicht.
Aktien massvoll bewertet
Er sei froh, mit VAT eine weiteres Unternehmen an der Börse zu wissen, dass sich «mit dem Nichts» – mit Vakuum – beschäftige, sagte Winkler schmunzelnd. Den Unterschied der Aktivitäten erklärte er so: «VAT schliesst das Nichts gegen etwas ab, wir messen das Nichts.»
Als einziger Zielmarkt «ein bisschen ein Sorgenkind» ist Sicherheit & Energie. Das Geschäft mit Identifizierungssystemen für gefährliche Gase und Kampfstoffe hängt stark von staatlichen Grossaufträgen aus den USA und China ab. Das laufende Jahr bezeichnet das Management des in Bad Ragaz ansässigen Technologieunternehmen als herausfordernd.
Dem steigenden Gewinntrend tut das aber keinen Abbruch. Die am konservativen Ausblick orientierte FuW-Schätzung für den Gewinn 2018 wird auf 26.60 $ respektive 25.25 Fr. je Aktie erhöht. Trotz der Erwartung einer merklich höheren Steuerquote sind das gut 7% mehr als im Vorjahr (in dem Inficon von einem positiven Einmaleffekt aus der US-Steuerreform profitierte).
Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 für 2018 ist für das Gebotene und angesichts der freundlichen Perspektiven nicht zu viel. Einem weiteren Kursanstieg sollte darum nichts im Wege stehen.
Die komplette Historie zu Inficon finden Sie hier. »
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.