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16:05 Uhr - 13.10.2015

SABMiller erliegt dem Werben von AB InBev

Nach mehrmaliger Angebotsaufbesserung kommt Anheuser-Busch InBev zum Zug: Konkurrent SABMiller willigt in die Transaktion ein. Der neue Bierriese verändert die Marktlandschaft.

100 Mrd. Fr.Anheuser-Busch InBev (ABI) ist bereit, für die Übernahme von SABMiller 68 Mrd. £ (100 Mrd. Fr.) auf den Tisch zu legen. Je SAB-Aktie entspricht dies 44 £ in bar, was 50% über dem Kurs am 14. September liegt, dem Tag, bevor die Avancen bekannt wurden. Der SAB-Verwaltungsrat unterstützt die Offerte einstimmig, nachdem sie mehrfach erhöht worden ist. Die Frist für ein formelles Angebot wurde um zwei Wochen bis 28. Oktober verlängert.

Um die Grossaktionäre Altria und BevCo ins Boot zu holen, wird ein Teil des Angebots mit einer Aktienkomponente ausgestattet. Investoren, die am Bierriesen beteiligt bleiben wollen, bietet der Käufer pro SAB-Titel 3.7788 £ in bar und 0,483969 ABI-Aktien. Das entspricht dem Wert der SAB-Titel vom 12. Oktober und enthält eine Prämie von 33% zum Kurs vom 14. September. Die limitierten ABI-Titel dürfen fünf Jahre lang nicht verkauft werden. Kommt die ganze Transaktion aus regulatorischen, etwa wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht zustande, muss ABI an SABMiller eine Entschädigung von 3 Mrd. $ zahlen.ga100 Mrd. Fr.
Zum Schluss kann der Verwaltungsrat von SABMiller (SAB 3960 8.69%) nicht widerstehen. Er unterstützt das mehrfach aufgebesserte Angebot von Anheuser-Busch InBev (ABI), doch muss der ­weltgrösste Brauereikonzern tief in die Tasche greifen (vgl. Kasten unten). Mit einem Wert von 100 Mrd. Fr. zählt die von den Beteiligten erst im Grundsatz genehmigte Transaktion zu den grössten sechs der Wirtschaftsgeschichte. Nimmt sie alle Hürden, wird jedes dritte auf der Welt konsumierte Bier von ABI geliefert werden. Der Umsatz des Biergiganten wird 70 Mrd. $ übersteigen.

Triebfedern für die Fusion sind die teils schrumpfenden Biermärkte in den Industrienationen und die Konkurrenz durch regionale Bierspezialitäten (Craft Beer). Zudem kann die besonders in ­Lateinamerika dominante ABI dank SABMiller die Marktlücke in Afrika schliessen. Die Synergien dürften geringer ausfallen als bei früheren Zukäufen von ABI, da auch SABMiller effizient wirtschaftet. Analysten schätzen sie auf  10% des Gewinns je Aktie.

Wettbewerbshürden

zoomWie gross der neue Branchenleader wird, zeigt der erwartete Abstand zu den Nummern drei und vier. Sein Bierausstoss wird gemäss Euromonitor dreimal so hoch sein wie derjenige von Heineken (HEIA 75 1.85%) und fünfmal so gross wie derjenige von Carlsberg (CARL B 525.75 -1.45%). Das ruft in diversen Marktregionen die Wettbewerbsbehörden auf den Plan.

In Nordamerika wird das Zusammengehen wettbewerbsrechtliche Konsequenzen haben. Dort dominiert ABI (Budweiser, Corona) fast die Hälfte des Marktes, leidet aber unter rückläufigem Bierausstoss und dem Verlust von Marktanteilen. SABMiller unterhält in Nordamerika ein Gemeinschaftsunternehmen mit Molson Coors.

Analysten und Wirtschaftsrechtler gehen davon aus, dass sich der neu entstehende Konzern von Teilen des Geschäfts trennen muss, um das Okay der US-Wettbewerbshüter zu bekommen. Als Käufer liegt SAB-Partner Molson Coors nahe, der 42% an MillerCoors hält und für den Rest ein Vorkaufsrecht hat.

Zum Knackpunkt könnte weiter der 49%-Anteil von SABMiller an CR Snow Zeijang in China werden. Kleinere Überschneidungen gibt es in Lateinamerika.

Sehr hohe Verschuldung

AB InBev ist genügend finanzstark, um die Transaktion trotz gestiegener Nettoverschuldung zu stemmen. Der Branchenprimus erarbeitet einen hohen freien Cashflow, und das freundliche Zinsumfeld begünstigt die Kapitalaufnahme. Sie wird kleiner gehalten werden können, da ein Teil des Preises in Aktien bezahlt werden soll. Mit der Abkehr von der bisher bevorzugten Bartransaktion zeigt ABI, wie wichtig ihr der Deal ist. Die Transaktion bewertet SABMiller mit dem Fünfzehnfachen des Ebitda. Die Verschuldung von ABI würde das Fünffache des Betriebsgewinns betragen, sollte der Verkauf von MillerCoors die geschätzten 12 Mrd. $ einbringen.

Dem hohen Transaktionspreis zum Trotz rückten die in Brüssel gehandelten ABI-Aktien am Dienstag 2% vor. Der Markt traut dem Unternehmen und dem als erfolgreicher Integrator geltenden CEO Carlos Brito den Kraftakt demnach zu. SABMiller gewannen zwar rund 9%, blieben aber mit gut 39 £ deutlich unter dem Angebotspreis von 44 £ je Titel.

Konsolidierungsdruck

Die neue Situation zwingt Konkurrenten wie Heineken und Carlsberg zu­mindest zum Nachdenken. Die bessere Ausgangslage haben die Niederländer. Sie sind operativ schlagkräftig, wie die letzten Semesterzahlen zeigen, und könnten weitere Optionen in den USA oder Asien wahrnehmen. Ein Nomura-Analyst verweist auf gute Beziehungen von Heineken mit Molson, was zu einem Arrangement um MillerCoors genutzt werden könnte.

Vor Wochenfrist hat Heineken bereits Diageo (DGE 1844 0.99%) aus zwei Gemeinschaftsunternehmen in Jamaica und Malaysia ausgekauft und ihre Rolle als aktiver Konsolidator bestätigt. Auch die Investoren schreiben Heineken keineswegs ab; die Aktie (KGV 20 für 2016) hat in den letzten vier Wochen fast 9% gewonnen. Sie trauen dem Konzern weitere Konsolidierungsschritte zu.

In der aktuellen Konstellation hat Carlsberg (KGV 16 für 2016) unter den grössten Brauern die schlechtesten Karten. Den Dänen sind wegen der Strategieüberprüfung, die durch das Russland­engagement nötig wurde, im Branchen­umbruch die Hände gebunden.

 

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