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07:45 Uhr - 20.07.2017

Temenos gibt mächtig Gas

Der Bankensoftwarespezialist macht im zweiten Quartal wieder mehr Umsatz und Gewinn als erwartet. Die Wachstumsstory geht in hohem Tempo weiter.

Es wird zur Normalität. Wieder übertrifft das Softwarehaus Temenos (TEMN 91.7 0.77%) die Markterwartungen, und zwar deutlich. Der Umsatz mit Lizenzen – ein verlässlicher Indikator für die Entwicklung des Kerngeschäfts mit Bankensoftware – vergrösserte sich im zweiten Quartal im Periodenvergleich 22%. Betriebsgewinn und Gewinn pro Aktie stiegen bereinigt um 24%, gemäss IFRS um rund ein Fünftel. Analysten erwarteten entsprechend dem AWP-Konsens durchs Band geringere Werte.

«Das Marktmomentum ist sehr stark. Wir ziehen derzeit der Konkurrenz davon», sagt Finanzchef Max Chuard gegenüber «Finanz und Wirtschaft». Er betont, dass sich nicht nur die Softwareverkäufe stark entwickelten, auch die Unterhalts- und Servicedienstleistungen wüchsen dynamisch und trügen zum starken Ergebnis bei.

«Ich bin äusserst zuversichtlich, dass wir die Jahresziele erreichen werden. Wir sind auch ausgesprochen stark ins dritte Quartal gestartet», sagt Chuard. Die Auftragsvisibilität sei tendenziell noch höher als im ersten Quartal. Ende April ging Temenos davon aus, 80% des bevorstehenden Umsatzes prognostizieren zu können.

Hohes Tempo, ohne Grossaufträge

Die anhaltend hohe Wachstumsdynamik überrascht. Zwar berichtet Temenos vom Gewinn von zwölf neuen Kunden, Grossaufträge gab es in der Periode jedoch keine zu melden. Das letzte grössere Projekt geht auf Dezember 2016 zurück, als mit der Commerce Bank ein zweiter Bankkunde aus den USA gewonnen werden konnte.

«Der US-Markt geniesst für uns strategische Priorität», sagt Chuard. Konkret gibt es dort aber keine kommerziellen Neuigkeiten. «Wir bauen unsere Verkaufsmaschine auf. Die Integration bei Commerce Bank läuft gut», sagt der Finanzchef lediglich.

Das Potenzial im US-Bankenmarkt mit seiner verbreitet veralteten Softwareinfrastruktur ist tatsächlich gross. Schnelle Erfolge sollten jedoch nicht erwartet werden. Der US-Markt gilt besonders für ausländische Bankensoftwareanbieter als hartes Pflaster.

Konservative Ziele

Hohe Wachstumsdynamik kann Temenos offenbar auch ohne Grossaufträge vorweisen. Im Quartalsvergleich arbeitet das Unternehmen zudem markant profitabler: Die Ebit-Marge steht mit 27,5% über zwei Prozentpunkte höher als noch vor einem Jahr (25,2%). Überhaupt haben die von Temenos gesteckten Finanzziele auch ohne Grossaufträge Gültigkeit.

Für das gesamte Jahr peilt das Genfer Unternehmen eine Umsatzvergrösserung von 10 bis 13% in Lokalwährungen an. Das entspricht einem Umsatz zwischen 693 und 712 Mio. $. Die Einnahmen aus Softwarelizenzen sollen mit 15 bis 20% noch schneller zulegen. Der Betriebsgewinn (Ebit) soll 210 bis 215 Mio. $ betragen, die entsprechende Marge um 30,5%.

Im Licht der starken Leistung im ersten halben Jahr erscheinen die Ziele konservativ. Zumal das zweite Semester historisch gesehen als das stärkere gilt. Eine Erhöhung der Ziele hätte zu diesem Zeitpunkt jedoch überrascht. Die Temenos-Führung hat die Finanzziele erst Ende Mai angepasst, um den Kauf des australischen Softwareherstellers Rubik zu berücksichtigen.

Starke Avancen, teure Aktien

Die 50-Mio.-$-Akquisition wurde im Mai abgeschlossen und hat einen Monat zur Umsatzentwicklung beigetragen. Der Beitrag sei nicht materiell gewesen, sagt der CFO. Doch dank Akquisition sei in Australien viel Dynamik im Markt entstanden.

Mit einer Kursavance von über 75% seit zwölf Monaten – 28% seit Jahresbeginn – finden sich Temenos unter den zehn Aktien mit der besten Zwölfmonatsperformance im SPI (SXGE 10278.32 0.49%). Seit nahezu zwei Jahren verfolgen sie einen beständigen Aufwärtstrend.

Die Wachstumsstory überzeugt, doch mit jedem überragenden Quartalsergebnis wächst das Enttäuschungspotenzial. Und mit einem für das laufende Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 39 sind die Titel auch im historischen Vergleich teuer. Anleger sollten für den Einstieg auf Kurskontraktionen setzen.

Die komplette Historie zu Temenos finden Sie hier. » 

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