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19:08 Uhr - 13.03.2020

Panik an Börsen: Volatilität springt auf Rekordwerte

Viele Anleger haben kapituliert und ihre Aktien auf den Markt geworfen. Entspannung ist noch nicht in Sicht.

An den Aktienmärkten herrscht der Ausnahmezustand. Zweistellige Kursverluste waren diese Woche keine Seltenheit. Bewertungsindikatoren, Geschäftsaussichten oder attraktive Dividenden: Anleger haben im Bann der Coronavirus-Pandemie alles ausgeblendet und blind Aktien verkauft. Die Volatilität ist dadurch in die Höhe geschnellt.  

Der prominenteste Volatilitätsindikator, der Vix, schoss am Donnerstag auf einen Wert von 75. Das hat Seltenheitswert. In der jüngeren Vergangenheit lag er nur während der Finanzkrise 2008 und dem damit verbundenen Konkurs der ­Investmentbank Lehman Brothers höher, damals gipfelte er bei einem Wert von 80. Die Interpretation scheint klar: Die Börsen befinden sich in der Kapitulationsphase. So nennt Behavioral Finance, die Wissenschaft, die sich mit der Psychologie der Anleger beschäftigt, die letzte Phase eines Ausverkaufs an der Börse.

In welcher Verfassung sich Anleger befinden, zeigt der Blick auf das vergangene Jahr, das als äusserst positives Börsenjahr in die Geschichte eingegangen ist. 2019 lag der Vix im Schnitt bei 15, im Maximum bei 25. Der Index misst die erwartete Schwankungsbreite für den S&P 500 (SP500 2561.69 3.27%) über die nächsten dreissig Tage. Je stärker die Marktbewegungen, umso höher die Volatilität, umso grösser das Risiko. Aus diesem Grund wird der Vix auch Angstbarometer genannt. In der Praxis steigt die Volatilität bei fallenden Märkten und sinkt, wenn sie sich erholen. Das liegt daran, dass eine Korrektur in der Regel viel rascher abläuft als die anschliessende Erholung. So hat der S&P 500 seine Performance der vergangenen 15 Monate in den letzten drei Wochen wieder abgegeben, den Grossteil davon diese Woche. 

Dass die Börsen am Freitag zur Gegenbewegung angesetzt haben, ist noch kein Zeichen, dass die Korrektur ausgestanden ist. Vielmehr verdeutlicht es das unsichere Umfeld. Noch immer sind die Volatilitätswerte weit über dem Durchschnitt.   

Die Ratingagentur Standard & Poors spricht bei Werten des Vix von unter 12 von einem niedrigen Niveau, bei solchen über 20 von hoher Volatilität. Für einen Zukauf von Aktien scheint deshalb noch keine Eile zu bestehen. Erst wenn die Angst an den Börsen schwindet, sollten sich Anleger positionieren. Die Volatilität sollte dabei als Entscheidungshilfe beigezogen werden.

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