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17:21 Uhr - 17.03.2015

Bühne frei für Janet Yellen

Die US-Notenbank informiert am Mittwoch über die Geldpolitik.

Das Geschehen an den Finanzmärkten wird derzeit von einer Frage dominiert: Was wird das Federal Reserve tun? Mit grosser Spannung warten Investoren deshalb auf den Auftritt von US-Notenbankchefin Janet Yellen, die am Mittwochnachmittag in Washington eine Pressekonferenz abhalten und über den weiteren geldpolitischen Kurs in den USA informieren wird.

zoomSeit Monaten spekulieren Anleger rund um den Globus, wann das Fed den Startschuss für die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise geben wird. Zwar erfolgt die Zinswende frühestens im Sommer, doch Yellens Statement könnte wichtige Anhaltspunkte für den weiteren Fahrplan enthalten.

Ende der Forward Guidance

Um überhaupt eine Zinserhöhung beschliessen zu können, muss sich das Fed zunächst mehr Handlungsspielraum verschaffen. Bei vergangenen Auftritten hat die Fed-Chefin stets betont, dass die Notenbank bei der Normalisierung der Geldpolitik «geduldig» sein werde. Das bedeutet konkret, dass die Währungshüter wenigstens zwei Sitzungen abwarten werden, bevor sie an der Zinsschraube drehen. Löst Yellen dieses Versprechen am Mittwoch auf, ist eine Zinserhöhung ab Juni möglich.

Der Entscheid würde zugleich die Ära der Forward Guidance beenden. Sie zählte in den vergangenen Jahren zu den Hauptinstrumenten des Fed: Mit der Zusicherung, die Leitzinsen auf niedrigem Niveau zu halten, hat die Notenbank seit der Finanzkrise versucht, die Markterwartungen zu steuern und Vertrauen zu gewinnen.

Doch auch wenn Yellen die Formulierung anpasst, heisst das nicht, dass ein Zinsschritt im Juni bereits in Stein gemeisselt ist. Das hat Yellen bei ihrer ­Anhörung vor dem US-Senat Ende ­Februar deutlich gemacht. Entscheidend sei die Konjunkturentwicklung in den USA, hatte die Fed-Chefin erklärt.

Skeptische Finanzmärkte

Die amerikanische Wirtschaft sendet derzeit gemischte Signale aus und erschwert dadurch die Arbeit des Fed. Der Arbeitsmarkt brummt, doch zahlreiche weitere Indikatoren sind enttäuschend ausgefallen. Dazu zählen etwa die Umsatzzahlen der Einzelhändler. Kopfzerbrechen dürften den Währungshütern zudem der starke Dollar und die niedrige Teuerung bereiten. Von Interesse wird daher sein, ob das Fed am Mittwoch seine Konjunkturprognose (Summary of Economic Projections, SEP) nach unten anpasst.

Der SEP-Bericht, der einmal pro Quartal veröffentlicht wird, zeigt zudem, wie die Mitglieder des Offenmarkt­ausschusses die Entwicklung der Federal Funds Rate einschätzen. Er ist ein Anhaltspunkt dafür, wie schnell die Zinsen steigen könnten. Zielwert ist der langfristige Gleichgewichtszins, bei dem weder die Inflation angeheizt noch das Beschäftigungswachstum gehemmt wird. Im Dezember lag dieser Satz gemäss den Notenbankern bei 3,75%.

Die Finanzmärkte sind gegenwärtig skeptisch, dass das Fed diesen angepeilten Pfad zur Zinserhöhung einhalten kann: Die Markterwartungen liegen durchwegs unter den Prognosen der Währungshüter.

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