Eine massive Wertberichtigung im Kreditportfolio und ein sinkender Ertrag belasten den Gewinn der Vermögensverwalterin. Die Dividende sinkt deutlich.
2020 hat VP Bank (VPBN 119.80 -3.39%) Schwung verloren. Trotz guter Kostenkontrolle und selbst unter Ausklammerung des grossen «Kreditunfalls», der eine Wertberichtigung von fast 20 Mio. Fr. nötig gemacht hat, sank der bereinigte Gewinn 9%. Die Kommissionseinnahmen stiegen zwar leicht. Aber der Erfolg aus dem Handelsgeschäft war gegen den Branchentrend rückläufig.
Der Konzerngewinn belief sich gemäss definitiven Zahlen auf 41,6 Mio. Fr. nach 73,5 Mio. im Jahr davor. Die Aktionäre erhalten eine Dividende von 4 Fr. je Namenaktie nach 5.50 Fr. im Vorjahr. Die betreuten Kundenvermögen erhöhten sich auf 47,4 Mrd. Fr., nach 46,7 Mrd. Fr. im Vorjahr bei einem Neugeldzufluss von 1,4 Mrd. Fr. Insgesamt reduzierte sich der Geschäftsertrag um 2,7% auf 319 Mio. Fr.
Mit einem weitgehend erneuerten Managementteam und einer nochmals veränderten Organisationsstruktur will VP wieder Tritt fassen. Auf eine Prognose für 2021 verzichtet die Liechtensteiner Bankgruppe allerdings. Dafür formuliert sie Ziele für eine Sechsjahresperiode – ein langer Horizont im Banking.
10% mehr pro Jahr
Kernziel der VP ist es, den Gewinn von heute bis Ende 2026 auf 100 Mio. Fr. zu steigern und den Firmenwert auf mehr als 1 Mrd. Fr. zu bringen, wie an der Medien- und Analystenkonferenz kommuniziert wurde. Firmenwert und Gewinn müssen also jährlich rund 10% zunehmen. Der «Strategiezyklus» definiert als weitere Ziele ein Netto-Neugeldwachstum von mindestens 4%, eine Gewinnmarge grösser als 15 Basispunkte, eine Cost/Income Ratio bei maximal 70% sowie eine Tier-1-Ratio grösser als 20%.
Verwaltungsratspräsident Thomas Meier und CEO Paul Arni haben dafür ein neues Team zusammengestellt und der Bank eine neue Struktur verpasst. Der Finanzchef, der Risikochef und die Leiter der beiden Marktsegmente Intermediaries & Private Banking und Client Solutions sind alle weniger als ein Jahr auf ihrem Posten. Die Position des Finanzchefs wurde erst vor drei Wochen mit Roger Barmettler definitiv besetzt.
Die Einstellungsinitiative für neue Kundenberater, die in den letzten Jahren im Zentrum der Kommunikation stand, war kein Thema mehr. Dafür wurde die Tatsache hervorgehoben, dass VP 50% des Ertrags im Geschäft mit professionellen Anbietern (zum Beispiel selbständigen Vermögensverwaltern) erzielt. Der strategische Schwerpunkt wurde deshalb etwas verschoben.
Auf in die Privatmärkte
Gespannt sein darf man auf die Entwicklung des Segments Client Solutions, wo VP auf die Karte Thomas von Hohenhau setzt. Der Bereich umfasst als Basis das traditionelle Fondsdienstleistungsgeschäft der VP. Darauf gepfropft wurde Hohenhau als Leiter und Fintech-Spezialist. Er soll für die Bankkunden «systematischen Zugang zu neuen Anlageopportunitäten im Bereich Private Markets» schaffen. Hohenhau sprach in diesem Zusammenhang von einer «Orbit-Strategie» der VP, worunter offenbar eine offene Plattform für Privatmarktanlagen gemeint ist.
Ebenfalls mit Genugtuung spricht die VP-Gruppe von ihrer Partnerschaft in Hongkong, wo nun mit der chinesischen Hywin Wealth Management, einer Vermögensverwaltungsgesellschaft, eine Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet wurde. Gemeinsam werde eine Kooperationsplattform über die Hongkonger Niederlassung von Hywin etabliert, um wohlhabenden chinesischen Kunden Vermögensverwaltungsdienstleistungen im Ausland anzubieten.
Stabiles Stammgeschäft
Das traditionelle Geschäft der VP, das an den Standorten Liechtenstein, Zürich und Luxemburg auf Privatkunden, Finanzintermediäre und Fondsdienstleistungen baut, läuft ansprechend und liefert unter Berücksichtigung der hohen Eigenkapitalausstattung im Normalfall zuverlässig eine akzeptable, wenn auch im Branchenvergleich der Privatbanken bescheidene Rendite. Die Entwicklung der neuen Trendgeschäfte in Asien und im Bereich Privatmärkte dürfte etliche Mittel absorbieren.
Deswegen ist nicht zu erwarten, dass VP nächstes Jahr wieder 5.50 Fr. Dividende je Aktie zahlen kann wie für 2019. Mit 4 Fr. wird für 2020 fast das Maximum ausgeschüttet, das aufgrund des Gewinnrückgangs im Rahmen der vom Verwaltungsrat stipulierten Regel (Ausschüttungsquote von 40 bis 60%) möglich ist.
Aktien halten
Es ist denkbar, dass genug chinesische Kunden in Liechtenstein buchen wollen, um für VP eine attraktive Nische darzustellen. Und vielleicht entspricht eine Plattform für Privatmarktinvestitionen einem Bedürfnis von Firmen und Investoren. Beides dürfte sich frühestens 2022 im Zahlenwerk der VP niederschlagen, weshalb für Fantasie in den Titeln noch Zeit bleibt. Wir empfehlen, die Valoren zu halten, zumal auch das Management keine konkrete Prognose für das laufende Jahr stellen wollte. Auf der Basis einer Dividende von 4.50 Fr. ergibt sich beim gegenwärtigen Kurs eine Dividendenrendite von 3,75%.
Die komplette Historie zu VP Bank finden Sie hier.»
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