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11:51 Uhr - 04.10.2017

Kleine Banken erhalten bei Regulierung Gehör

Die Finma stellt Erleichterungen in Aussicht und hat sich nun mit rund 200 operativen Chefs von Klein- und Kleinstinstituten getroffen.

Im Juni hat Finma-Direktor Mark Branson die Idee im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» lanciert. Jetzt hat die Finanzmarktaufsicht Kontakt mit den Betroffenen aufgenommen: Am Kleinbankensymposium in Bern hat Branson rund 200 operativen Chefs der Klein- und Kleinstbanken dargelegt, wie er die Regulierungsbelastung senken will. Ausserdem stellt er ihnen ein Expertenpanel zum Thema Kleinbanken in Aussicht.

Bransons Ziel ist, die Regulierungseffizienz zu erhöhen, ohne das Sicherheitsniveau zu senken. Raum für administrative Entlastungen sieht der Finma-Direktor für Banken der Kategorien 4 und 5, das heisst bei Instituten mit maximal 450 Mitarbeitern. Gemessen an der Bilanzsumme ist das Gewicht der betroffenen Banken und Effektenhändler mit 10% der Bilanzsumme aller Banken zwar gering. Mit knapp 260 der rund 300 Institute der Schweiz bilden sie anzahlmässig aber die grosse Mehrheit. Keine Abstriche will Branson bei der Verhaltensaufsicht. Geldwäschereibekämpfung sei nicht an Grösse gebunden. Auch kleine Banken könnten grosse Geldmengen waschen.

«Formalistische Prozesse»

«Wir begrüssen den Vorstoss der Finma sehr», sagt Jürg Staub, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Reichmuth & Co Privatbankiers. Das starre System, das auf die Regulierung von Grossbanken ausgelegt sei, erfasse die Strukturen und die Geschäftsdynamik von Kleinbanken nur unzureichend, analysiert er. Ausserdem seien heute die Prozesse zu formalistisch.

«Ziel der Regulierungserleichterung muss sein, die aufsichtsrechtlichen Pflichten besser in Einklang mit dem operativen Bankgeschäft zu bringen, und zwar spezifisch an das jeweilige Geschäftsmodell angepasst», lautet Staubs Appell. «Nicht in erster Linie weniger Regulierung, sondern Regulierung, die für jedes Einzelinstitut relevant ist», fordert Heinrich Leuthard, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nidwaldner Kantonalbank. «Niemand von den Kleinbanken will nicht reguliert sein. Regulierung schafft Vertrauen, schützt die Kunden, ebenso das Finanzsystem.»

Sinnvolle Erleichterungen

Branson sieht in drei Bereichen Möglichkeiten einer Erleichterung: Erstens soll die Komplexität der Regulierung entschärft werden. Der Finma-Direktor kann sich zweitens vorstellen, unproblematische Kleinbanken gänzlich von der Berechnung gewisser internationaler Kennzahlen zu befreien, wenn auf den ersten Blick offensichtlich ist, dass sie Kapitalanforderungen stark übererfüllen.

«Eine reine Entschlackung der internationalen Vorschriften, die auf die Regulierung von Grossbanken abzielt, führt nicht zur idealen Lösung für Kleinbanken», findet jedoch  Leuthard: «Ziel muss sein, das Geschäftsmodell der einzelnen Banken und dessen Risikogehalt stärker in den Fokus zu nehmen.»

Den dritten Ansatzpunkt für Erleichterungen ortet Branson beim Prüfwesen: Institute, die weder ein erhöhtes Risiko noch eine problematische Vergangenheit aufweisen, könnten diesen Prozess künftig nur noch alle zwei bis drei Jahre durchlaufen müssen.

«Die Verlängerung der Zyklen der aufsichtsrechtlichen Basisprüfungen auf drei Jahre ist kaum die optimale Lösung», sagt Bankenchef Leuthard. Besser wären jährliche Schwerpunkte: Dies stelle erstens einen kontinuierlichen Kontakt zu den Prüfgesellschaften sicher und liefere zweitens den Aufsichtsorganen in und ausserhalb der Bank regelmässig verlässliche Grundlagen, um die Kontrollfunktion auszuüben. Drittens bietet die periodische Überprüfung einzelner Prozesse Chancen zu schrittweisen Optimierungen. Für Gesprächsstoff im künftigen Expertenpanel ist gesorgt.

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