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09:15 Uhr - 25.08.2015

Chinas Notenbank schiesst Liquidität ein

Während die Börse Schanghai weiter nachgibt, hat sich die Lage an anderen asiatischen Aktienmärkten am Dienstag stabilisiert. Von der chinesischen Regierung werden neue wachstumsstützende Massnahmen erwartet.

Während die von einheimischen Privatanlegern dominierten Börsen Festlandchinas ihre Talfahrt am Dienstag mit einem Verlust von 7,6% fortsetzten, sank der Aktienmarkt in Hongkong um weniger als 1%. Er wird von internationalen institutionellen Anlegern beherrscht. Die von China ausgehenden Schockwellen verbreiteten sich am Dienstag in der ersten Stunde im Handel auch in anderen Teilen der Region Asien-Pazifik.

Der japanische Nikkei-Index stürzte am Dienstag zum ersten Mal seit sechs Monaten unter die Marke von 18’000 Zählern. Die Börse in Tokio schloss mit einem Minus von fast 4%. Dagegen konnte sich die rohstofflastige Börse in Australien erholen. Sie schloss mit einem Plus von 2,7%. Auch der koreanische Kospi (+0,9%) und der taiwanesische Taiex (+3,6%) gewannen.

Pensionskassen stemmen sich gegen Kurszerfall

In der Zwischenzeit hat die chinesische Notenbank im Zuge von Offenmarktgeschäften zusätzliche Liquidität von 30 Mrd. $ in das Finanzsystem eingeschossen. Die chinesische Regierung gab in der Nacht auf Montag zudem bekannt, dass die Pensionskassen zukünftig einen grösseren Anteil ihres Vermögens in Aktien investieren dürfen. Am Dienstag hiess es in einem Kommentar des der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua gehörenden Wirtschaftsblatts «Economic Information Daily», dass die grosse Volatilität an den Aktienmärkten keine Gefahr für die Realwirtschaft darstelle.

Die Intervention der Regierung am Aktienmarkt werde dank der nachlassenden Schuldenproblematik der lokalen Körperschaften zu einer sanften Landung der hochfliegenden Wirtschaft führen, schrieb Xu Gao, Kommentator von «Economic Information Daily». Die Provinzen und Gemeinden hatten nach Ausbruch der globalen Finanzkrise zur Ankurbelung der Wirtschaft ein kreditfinanziertes massives Infrastrukturprogramm lanciert, das allerdings eine hohe Verschuldung der öffentlichen Hand zurückliess.

Schutz gegen weitere Schocks

Analysten gehen davon aus, dass die People’s Bank of China in den kommenden Tagen zur Belebung der Konjunktur den Geldhahn weiter öffnen wird. In der Vorwoche veröffentlichte Frühindikatoren wie etwa der Einkaufsmanagerindex, aber auch die schwachen Handelsdaten weisen auf ein sich deutlich verlangsamendes Wirtschaftswachstum hin.

Ökonomen der UBS sind der Meinung, dass die Regierung alles unternehmen wird, um das Wachstumsziel für 2015 von 6,5 bis 7% zu erreichen. Dafür hat die Notenbank angesichts eines Leitzinses von 4,85% nach Meinung von Experten der HSBC relativ viel Freiraum. Die britische Grossbank geht davon aus, dass die Regierung das Wachstum infolge der schwachen Exporte auch mit weiteren Fiskalmassnahmen stimulieren wird. Die hohen Devisenreserven ebenso wie die Kapitalverkehrskontrollen bieten nach Meinung von Volkswirten der Credit Suisse erheblichen Schutz gegen interne wie externe Schocks.

Talsohle noch nicht erreicht

Dennoch dürfte die Talfahrt an den Festlandbörsen angesichts der im Vergleich zu den globalen Aktienmärkten hohen Bewertungen weitergehen. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis der sogenannten A-Aktien (Banktitel ausgeschlossen) beläuft sich auf über 30. Nach Meinung der UBS-Ökonomen wird die anhaltende Baisse das Wachstum der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 0,5% schmälern.

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