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23:54 Uhr - 19.11.2014

Das Fed sorgt sich um die Weltwirtschaft

Die globale Abkühlung hält die US-Währungshüter in Alarmbereitschaft. Bisher sehen sie jedoch keine gravierende Folgen für die amerikanische Wirtschaft.

Trübe Aussichten in Europa und Japan, der festere Dollar und die wachsende Nervosität an den Finanzmärkten hielten Investoren in den vergangenen Wochen auf Trab. Umso mehr erstaunte es, dass die amerikanische Notenbank diese Aspekte nach ihrer letzten Sitzung mit keinem Wort erwähnte. Wie nun aber das detaillierte Protokoll zum Treffen zeigt, sind diese Aspekte für die US-Währungshüter durchaus ein wichtiges Thema.

«Es wurde beobachtet, dass die Konjunktur in den USA mittelfristig langsamer als bisher angenommen wachsen könnte, wenn sich die wirtschaftlichen oder finanziellen Bedingungen im Ausland weiter verschlechtern», heisst es in den Unterlagen zur Fed-Sitzung vom 28. und 29. Oktober.  Dennoch rechnen «viele Teilnehmer» damit, dass der Effekt auf die amerikanische Wirtschaft «wahrscheinlich ziemlich limitiert» ist, halten die sogenannten FOMC Minutes fest.

Diskussion über «Mini-Korrektur»

Ebenfalls diskutiert wurden Turbulenzen an den Börsen von Mitte September bis Mitte Oktober. Der US-Leitindex S&P 500 hatte in diesem kurzen Zeitraum um 7% korrigiert und drehte für das Gesamtjahr ins Minus. «Trotz der Volatilität in den Märkten blieben die finanziellen Rahmenbedingungen hochgradig förderlich», steht dazu im Fed-Sitzungsprotokoll, das am Mittwoch veröffentlicht wurde. Zudem seien weitere Kursschwankungen zu erwarten, wenn eine Normalisierung der Geldpolitik näher rücke, befanden die Währungshüter.

Das Federal Reserve hatte am letzten Treffen entschieden, dass Stimulusprogramm QE3 zu beenden. Der nächste Schritt zurück  zu einer traditionelleren Geldpolitik wäre nun eine Zinserhöhung. Seit Ende 2008 hält die US-Notenbank die sogenannte Federal Funds Rate auf nahezu null gedrückt. An der Sitzung vom Oktober hatten die Währungshüter bekräftigt, dass sie nach dem Stopp von QE3 noch «geraume Zeit» mit dem ersten Zinsschritt warten werden.

Spekulation um ersten Zinsschritt

An den Märkten wird seit Monaten darüber spekuliert, wie lange das Fed dieses Versprechen noch aufrecht halten wird. Die Sitzungsunterlagen zeigen, dass im Kreis der US-Währungshüter über die Formulierung «geraume Zeit» heftig diskutiert wird. Einige von ihnen wollten sie sogar schon an der letzten Sitzung aus dem Statement streichen.  «Wir erwarten, dass der Passus im Dezember weggelassen wird und es im Juni 2015 zur ersten Zinserhöhung kommt», meinen dazu die Ökonomen der britischen Bank Barclays (BARC 235.75 -0.74%).

An Wallstreet lösten die FOMC Minutes keine grössere Emotionen aus. Der S&P 500 schloss am Mittwoch leicht im Minus, nachdem er am Vortag mit 2051,80 ein neues Rekordhoch markiert hatte. Am Bondmarkt stieg die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen 3 Basispunkte auf 2,35%. Der Dollar notierte gemessen an den wichtigsten Weltwährungen nahezu unverändert.

Druck auf Fed-Chefin Yellen wächst

Bis zur nächsten Sitzung am 16. und 17. Dezember wird der US-Notenbank ein weiterer Bericht zum Arbeitsmarkt vorliegen. Im Oktober hat sich die Arbeitslosenrate erneut leicht reduziert. Mit aktuell 5,8% ist sie nicht mehr weit von den 5,2 bis 5,5% entfernt, die der Fed-Vorsitz als Niveau bei Vollbeschäftigung erachtet. Hellt sich die Situation im Jobmarkt diesen Monat weiter auf, wird der Druck auf Fed-Chefin Janet Yellen steigen, die Zinsprognose neu zu formulieren.

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