Der drittgrösste Schweizer Mobilfunkanbieter Salt steigt ins Festnetzgeschäft ein. Swisscom und Sunrise müssen sich warm anziehen.
Salt, die Nummer drei im Schweizer Mobilfunk, hat am Dienstag für einen Paukenschlag gesorgt und ihr Festnetzangebot vorgestellt. Das Besondere: Mit Glasfasertechnologie verspricht der Anbieter Surfgeschwindigkeiten von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde. Das ist zehnmal mehr als bei der Konkurrenz. Der Preis in Kombination mit TV und Telefonie – rund 50 Fr. – ist ein Kampfpreis. Inklusive Mobilfunkabo kostet das Paket rund 65 Fr.
Salt-CEO Andreas Schönenberger sprach bei der Präsentation in Bern von einer «Innovation, die in Europa einmalig ist». Sogar weltweit gebe es kein Angebot mit einer solchen Geschwindigkeit für Privatkunden, erklärte Salt-Manager Yannick Oberson. Gemäss Salt nutzen erst 13% der Schweizer Haushalte Glasfaser, die übrigen surfen auf Kabelnetzen und auf der älteren Kupfertechnologie.
Mit Apple, Sky und Zattoo
Ab sofort macht Salt wie Swisscom (SCMN 484.1 -3.68%) und Sunrise (SRCG 89.45 -1.38%) Kombiangebote aus Mobiltelefonie, Festnetzinternet, Festnetztelefonie und TV. Attraktive Inhalte sollen durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern verfügbar sein – dazu zählen der IT-Riese Apple (AAPL 175.3 -1.53%), die TV-Plattform Zattoo und der Pay-TV-Anbieter Sky. Die nötige Hardware, die «Salt Fibre Box», hat der Schweizer Designer Alfredo Häberli entworfen.
Salt selbst vergleicht den Preis für das Vierfachpaket (Mobiltelefonie, Festnetzinternet, Festnetztelefonie und TV) für rund 65 Fr. mit einem Swisscom-Angebot für 210 Fr., einem UPC-Angebot zu 159 Fr. und einem Sunrise-Angebot zu 139 Fr. Doch es gibt einen Haken: Glasfasertechnologie ist nur in grossen Schweizer Städten verfügbar. Dort befindet sich auch eine wichtige Zielgruppe des Telecomanbieters Salt – junge, urbane Konsumenten.
Besser im Wettbewerb positioniert
Der Eintritt von Salt ins Festnetzgeschäft dürfte das Geschäftsprofil des Unternehmens verbessern, meint Laura Perez Martinez, Moody’s Vice President und Senior Analyst auf Anfrage von «Finanz und Wirtschaft». Salt werde kompetitiver, da Konvergenz im Schweizer Telecommarkt eine immer wichtigere Rolle spiele.
Erst vergangene Woche hatte Salt Zahlen für 2017 ausgewiesen. Der Umsatz sank zwar 7% auf gut 1 Mrd. Fr., der Ebitda verbesserte sich aber 10% auf 475 Mio. Fr. Auffallend waren Investitionen von 382 Mio. Fr., die fast viermal so hoch waren wie im Vorjahr. Das dürfte am Aufbau des Festnetzangebots gelegen haben. Zum Vergleich: Sunrise investierte 315 Mio. Fr. und Swisscom rund 2,4 Mrd. Fr. – auch in Italien.
Ein neuer Anlauf von Niel?
Salt befindet sich im Besitz des französischen Unternehmers Xavier Niel. Er hatte den französischen Telecommarkt in den vergangenen Jahren mit der von ihm kontrollierten Iliad (ILD 177.25 0.2%) aufgerüttelt, Iliad lancierte 2012 ein konvergentes Angebot zu Discountpreisen und hat inzwischen einen Marktanteil von einem Fünftel im Mobilfunk. Salt ist im Vergleich zu Sunrise und Swisscom vergleichsweise stark verschuldet. Moody’s beziffert die Nettoverschuldung per Ende 2017 auf das 4,2-fache des bereinigten Ebitda. Swisscom und Sunrise kamen etwa auf Faktor 2.
Vor allem für Sunrise, die in den vergangenen Quartalen ein sehr gutes kommerzielles Momentum hatte, dürfte Salts Festnetzangebot alles andere als gelegen kommen. Nun könnte der Druck zu einer Konsolidierung im Schweizer Telecommarkt steigen. Moody’s-Analystin Perez Martinez hält es für «wahrscheinlich», dass Kabelnetzbetreiber UPC den Schulterschluss mit einem Mobilfunkunternehmen sucht. Das dürfte eher Sunrise als Salt sein.
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