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16:25 Uhr - 25.09.2020

Novartis bindet Bond an soziales Ziel

Die erste ESG-Anleihe in der Pharmabranche ist mit Medikamentenzugang verknüpft.

Novartis (NOVN 80.24 0.05%) gibt als erstes Pharmaunternehmen einen Bond heraus, der an Ziele im Umwelt-, Sozial- oder Governance-Bereich gebunden ist. Die 1,85-Mrd.- Fr.-schwere sogenannte ESG-Anleihe ist die erste überhaupt mit sozialen Zielen. Sie ist an den Medikamentenzugang in armen Ländern und solchen mit geringem mittleren Einkommen gebunden.

Novartis hat im Rahmen ihrer Anfang September vorgelegten Nachhaltigkeitsziele bekannt gegeben, sie wolle den Zugang zu essenziellen und innovativen Medikamenten ärmerer Menschen verdreifachen. 50% mehr Menschen sollen ausserdem ihre Produkte der sogenannten Flagship-Programme gegen Krankheiten wie Malaria und Lepra erhalten.

Die Verknüpfung läuft über die Verzinsung des Bonds, der einen Nullcoupon zahlt. Verfehlt Novartis die zwei genannten Ziele, muss sie ab 2026 bis zur Fälligkeit 2028 einen Zuschlag von 0,25% zahlen. Den Stand überprüfen zwei Organisationen jährlich. Im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» erklärt CFO Harry Kirsch, die Anleihe unterstreiche, dass es Novartis sehr ernst sei mit ihren ESG-Zielen. Diese bestehen aus den vier Pfeilern ethische Standards, Preispolitik und Medikamentenzugang, globale Herausforderungen im Gesundheitswesen, und verantwortungsvolle Mitbürger zu sein.

Bisher sind im Rahmen von ESG vor allem Green Bonds bekannt geworden. Die Erlöse sind, wie der Name sagt, für Investitionen im Bereich Umwelt vorgesehen, die in der Regel die Reduktion des Kohlendioxidausstosses und des Einsatzes erneuerbarer Energien umfassen. Novartis hat hingegen einen anderen Weg gewählt. CFO Kirsch schliesst zwar nicht aus, dass es in Zukunft auch von Novartis einmal einen Green Bond geben könnte: «Aktuell macht das für uns aber keinen Sinn.» Es gebe schlicht nicht genug Investitionsbedarf im Umwelt- und Energiebereich, um dafür eine Anleihe aufzulegen.

Das Ziel, Hunderttausende Patienten in Entwicklungsländern zusätzlich zu erreichen, stellt eine grosse Herausforderung dar. Viele Länder verfügen über eine ungenügende Infrastruktur im Gesundheitsbereich. Wird Novartis selbst als Entwicklungshelfer aktiv? «Nein, wir arbeiten etwa in Afrika schon seit langem mit Organisationen zusammen, die den Zugang zu medizinischer Versorgung vorantreiben», erklärt Kirsch. «Auch die Kooperation mit den jeweiligen staatlichen Gesundheitsdienstleistern ist zentral für uns.»

Die Zusatzkosten, die entstehen, bezeichnet Kirsch als marginal. Logistik und weitere Ausgaben seien in der Rechnung bereits berücksichtigt. Auch die Rendite von 0,08% sei mit einer herkömmlichen Anleihe vergleichbar.

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