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09:28 Uhr - 02.03.2015

In China wird das Geld erneut billiger

Die People’s Bank of China senkt angesichts der steigenden deflationären Risiken und der nachlassenden Dynamik im Industriesektor die Zinsen.

Die chinesische Notenbank hat über das Wochenende den Leitzins nicht ganz überraschend zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten gesenkt. Bereits Anfang Februar setzte die People’s Bank of China (PBoC) auch die Mindestreserven, die Geschäftsbanken zwingend in ihren Bilanzen halten müssen, herab. Im Vorjahr expandierte die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft 7,4%, das ist das geringste Wachstumstempo in 24 Jahren.

Dienstleistungssektor bleibt robust

Der Leitzins für die Krediterteilung wurde um 25 Basispunkte auf 5,35% und der für Spareinlagen auf 2,5% gesenkt. Die Intervention der PBoC ging nur Stunden der Meldung voraus, dass die Dynamik der verarbeitenden Industrie im Februar den zweiten Monat in Folge nachgelassen hat. Der offizielle Einkaufsmanagerindex lag im Februar bei 49,9, nachdem er sich im Januar auf 49,8 belaufen hatte. Ein Wert unter 50 weist auf eine Kontraktion des Sektors hin.

Weiter im grünen Bereich bewegt sich die Tätigkeit im Dienstleistungsbereich, der die Exporte und die Sachinvestitionen als Wachstumslokomotive Chinas ablösen soll. Die Diskrepanz weist aber auch darauf hin, dass die anhaltend schlechte Lesung des Industrie-Frühindikators nicht eine Folge von Sondereffekten wie etwa dem chinesischen Neujahr und der landesweit einwöchigen Ferien ist.

Überkapazitäten im der Industrie

Der geldpolitische Schritt vor Samstag wurde vor allem auch erwartet, weil die Inflation der Konsumentenpreise im Januar mit 0,8% auf den tiefsten Stand in vier Jahren gefallen ist. Ebenfalls stark verlangsamt hat sich die Teuerung der Produzentenpreise, was vor allem eine Folge der Überkapazitäten in der Schwer- und der Bauindustrie ist.

Nach Meinung von Tao Wang, Chinaökonomin der UBS (UBSG 16.51 -0.18%), werden dank des billiger gewordenen Geldes nicht nur die Finanzierungskosten in der realen Wirtschaft fallen, sondern wird vor allem auch die Kreditqualität der Banken verbessert.

Banken erhalten mehr Freiraum

Als langfristig noch wichtiger wertet sie die von der PBoC ebenfalls am Wochenende bekanntgegebene weitere Liberalisierung der Zinsraten. Die Banken erhalten grösseren Spielraum in der Festsetzung der Einlagenzinsen. Damit soll der Wettbewerb gefördert werden.

Weitere wirtschaftliche Reformen

Die geldpolitischen Lockerungsmassnahmen der vergangenen Wochen sind vor dem Hintergrund des am Donnerstag beginnenden Volkskongresses beschlossen worden. Es wird erwartet, dass Premierminister Li Keqiang zum Auftakt der zirka zwei Wochen dauernden Session eine ganze Reihe weiterer Reformen ankündigen wird, so etwa die beschleunigte Restrukturierung der Staatsunternehmen. Die direkt der Regierung unterstehende PBoC trägt das Ihrige dazu bei, dass dieser Prozess durch tiefere Finanzierungskosten abgefedert wird.

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