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11:55 Uhr - 09.03.2015

«Swiss Life hat die Dividendenkraft gesichert»

Patrick Frost, Konzernchef von Swiss Life, will bis Herbst die Finanzziele und die Ausschüttungspolitik neu formulieren. Ein Interview mit der FuW.

Der Versicherer Swiss Life (SLHN 236.9 -0.38%) zeigt für 2014 einen 4% höheren Überschuss von je Aktie gut 24 Fr. Die Dividende soll gleich 18% auf 6.50 Fr. gesteigert werden. Mit der Ausschüttungsrendite von 2,8% ist das Assekuranzunternehmen im Branchenvergleich dennoch vergleichsweise knausrig. Die Perspektiven für Ergebnis und Kapitalisierung seien gut, betont Konzernchef Patrick Frost. Der Dividendenvorschlag signalisiere, dass Swiss Life trotz der Niedrigzinspolitik der Schweizerischen Nationalbank solid stehe.

Herr Frost, wie geht es mit der Dividende weiter? Die Ausschüttungsquote ist noch auf 20 bis 40% des Gewinns begrenzt.
Die Zahlungskapazität ist durch die Massnahmen für den Geldzufluss auf Holdingstufe nachhaltig gesichert. Im Herbst werden wir an der jährlichen Investorentagung die neuen Mittelfristziele und die künftige Ausschüttungspolitik darlegen.

Sie haben bis Mitte 2014 die ganze berufliche Karriere im Asset Management verbracht. Was bringt diese Kompetenz für die neue Rolle als Konzernchef?
Meine zwanzigjährige Erfahrung im Anlegen von Versicherungsgeldern kann ich in der jetzigen Aufgabe vorteilhaft einbringen. Immer drehte sich alles darum, für die Erfordernisse der Kundenkontrakte und der Versicherungsverbindlichkeiten die optimal passende Investmentstruktur zu finden. Und der Ertrag dieser Investments prägt den Konzerngewinn Jahr für Jahr ganz wesentlich. Das Sparergebnis ist mit rund 55% Anteil noch immer die wichtigste Ertragsquelle der Gruppe.

Werden Sie die Verlagerung vom Versicherungs- zum Kommissionsgeschäft noch akzentuieren?
Ich führe gerne diese bewährte und erfolgreiche Diversifikation weiter, weil sie die Zinsabhängigkeit des Konzerns mindert. Dank unseres Erfolgsausweises haben wir das für Dritte verwaltete Vermögen – insbesondere in Immobilien und Obligationen – in nur fünf Jahren mehr als verdreifacht. Wichtige Diversifikation sind auch unsere Kanäle der unabhängigen Finanzberatung, die in mehreren Ländern Versicherungs- und Anlagelösungen vermitteln und steigende Vertriebseinnahmen erzielen.

Besonders expansiv gebärdet sich Swiss Life in der beruflichen Vorsorge für KMU, in der sich einige Wettbewerber zurückhalten. Wie gefährlich sind die BVG-Zins- und Kapitalgarantien?
Wir bieten kleineren Unternehmen die Wahl zwischen Modellen ohne Investmentgarantien und der bewährten Vollversicherung, für die unsere Garantiestellung dem Kunden auch verrechnet wird. Als einer der Marktführer können wir einen Grössenvorteil ausspielen. Auf den Vermögen erzielten wir 2014 rund ein Prozentpunkt mehr laufende Rendite als die meisten Wettbewerber – das kommt den Kunden zugute. Für uns ist es zwar nicht die profitabelste der Aktivitäten, aber jeder zusätzliche Vertrag erbringt einen wertvollen Grenzertrag.

Wie sehr kommt die Anlagerendite unter Druck, falls das Zinsniveau noch jahrelang niedrig bleibt?
Schon seit langer Zeit investieren wir in langlaufende Anlagen und müssen deshalb jährlich nur etwa 4% des Obligationenbestands neu anlegen. Deshalb besitzt Swiss Life noch immer sehr viele Obligationen früherer Emissionsjahre mit hohem Zinscoupon. Die laufende Rendite des Portefeuilles ist sehr widerstandsfähig. Sie lag 2014 auf 3,3% und würde bei einem Anhalten der Niedrigzinslage nur etwa jährlich 0,1 Prozentpunkt schmelzen.

Wie dringend sollte der BVG-Mindestzins von aktuell 1,75% gesenkt werden?
Als Mindestvorgabe ist dieser Satz viel zu hoch. Der Bundesrat dürfte den Satz im Herbst geltend für 2016 anpassen; vernünftig wäre wohl ein Mindestzins von 1% oder gar weniger. Es ist zwar kontraintuitiv, doch weniger ist mehr. Würde die Zinshürde tiefer liegen, könnten die Versicherer und die Pensionskassen grössere Schwankungsrisiken auf den Investments eingehen mit dem Vorteil, längerfristig höheren Ertrag für die Pensionsversicherten zu erreichen.

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