Das auf naturnahe Zusatzstoffe spezialisierte Unternehmen fährt einen hohen Verlust ein. Auch im neuen Jahr kämpft es mit Produktionsproblemen.
Einige Erfolge kann Evolva (EVE 0.24 -1.67%) für das abgelaufene Jahr durchaus vorweisen. So wurde Nootkatone in den USA für die Schädlingsbekämpfung zugelassen. Der Hauptumsatztreiber Resveratrol habe sich reger Nachfrage erfreut, wie der Hersteller von naturnahen Zusatzstoffen für Nahrungsmittel und anderen Anwendungen mitgeteilt hat.
Dank des gesteigerten Interesses an gesunder Nahrung sei das Phenol Resveratrol gefragt gewesen. Es kommt auch im Rotwein vor und hat gemäss Studien einen positiven Effekt auf mehrere Körperprozesse, etwa die Durchblutung oder die Knochendichte, aber auch die Erinnerungsleistung. Vor allem aus Asien habe man steigendes Interesse festgestellt.
Produktionsprobleme halten an
Doch leider konnte Evolva die Nachfrage nicht befriedigen. Bereits zum Halbjahr hatte das Management Produktionsprobleme für die eher enttäuschenden Zahlen verantwortlich gemacht. Der Betrieb bei zwei neuen Auftragsfertigern sei durch die Pandemie beeinträchtigt gewesen. Diese hätten auch neue Kapazitäten installieren müssen, wobei es zu Lieferverzögerungen gekommen sei. Betroffen waren hier die Geräte für das Fermentierungsverfahren. Schliesslich habe die Produktion nicht reibungslos hochgefahren werden können.
Diese Probleme haben im zweiten Halbjahr demnach weiter bestanden und zu Mehrkosten von 2,9 Mio. Fr. geführt. Auch im angebrochenen Jahr werde man noch einige Monate damit zu kämpfen haben. Weitere ausserordentliche Kosten von geschätzten 6,1 Mio. Fr. seien die Folge. Das Management erwartet, dass der operative Gewinn auf Stufe Ebitda und der freie Cashflow ähnlich ausfallen werden wie 2020.
Einnahmen sinken
Evolva gibt den Ebitda-Verlust mit 16,7 Mio. Fr. an, den freien Geldfluss aus betrieblicher Tätigkeit mit –23,4 Mio. Fr. Im Jahresbericht ist der operative Verlust vor Finanzergebnis und Steuern mit 24,9 Mio. Fr. ausgewiesen.
Insgesamt sind die Einnahmen von 11,6 auf 7,5 Mio. Fr. gesunken. Grund ist, dass Einnahmen aus dem ausgelaufenen Vertrag mit der US-Behörde Barda weggefallen sind, die im vergangenen Jahr noch 4,1 Mio. Fr. überwiesen hatte. Zu den auf noch 1 Mio. Fr. gesunkenen Einnahmen aus Forschungsaufträgen kommt ein Produktumsatz von 6,5 Mio. Fr. hinzu, 1 Mio. oder 18,1% mehr als im Vorjahr.
Cash-Break-even bis Ende 2023
Dennoch hält CEO Oliver Walker am mittelfristigen Ziel eines Cash-Break-even bis Ende 2023 fest. Bis dahin werde Evolva noch frische Mittel in der Höhe von 15 bis 20 Mio. Fr. brauchen. Mehrere Optionen würden ausgelotet, von Wandelanleihe über Privatplatzierung von Aktien bis zu Krediten. Um den Cash-Break-even zu erreichen, seien voraussichtlich weiterhin 35 Mio. Fr. Umsatz nötig. Die Frage der «Finanz und Wirtschaft», ob das nicht Wunschdenken sei, verneint Walker klar.
Er macht geltend, dass Evolva ohne die Produktionsschwierigkeiten wohl schon 2020 mehr als 10 Mio. Fr. Umsatz gemacht hätte. Sind die Probleme erst einmal gelöst, würden voraussichtlich noch höhere Wachstumsraten möglich sein als vor der Pandemie. 2019 wuchs der Produktumsatz fast 60%.
Verkäufe müssten stark anziehen
Nicht nur die Verkäufe von Resveratrol würden dann aufdrehen, ist Walker zuversichtlich. Auch der erst Anfang Jahr lancierte Zuckerblocker L-Arabinose, der Armomastoff Valencen, das neu zugelassene Nootkatone und Vanillin und nicht zuletzt auch die Lizenzeinnahmen für den Süssstoff Eversweet würden alle dazu beitragen, das Ziel zu erreichen.
Die FuW ist skeptisch. Um das zu erreichen, müssen sich einige Dinge positiv entwickeln – und zwar schnell. Bisher hat Evolva mit immer neuen Verzögerungen die Nerven der Anleger strapaziert. Es ist dem Unternehmen (und den Anlegern) zwar zu wünschen, dass es nun endlich vorwärtsgeht. Die Beweislast liegt aber bei Evolva. Ein Engagement empfiehlt sich erst, wenn es klare Anzeichen für eine Besserung gibt.
Die komplette Historie zu Evolva finden Sie hier.»
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