Nach einer Datenrevision soll die Wirtschaftsleistung der Schweiz bereits 2018 zwei Quartale hintereinander geschrumpft sein.
Die Nachricht, dass die Schweizer Wirtschaft im Frühjahr langsamer gewachsen ist als zuvor, dürfte kaum jemanden überrascht haben. Vielen Beobachtern war klar, dass die labile Weltwirtschaft – das deutsche Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im zweiten Quartal sogar leicht geschrumpft – auch in der Eidgenossenschaft ihre Spuren hinterlassen wird: Das BIP-Wachstum zum Vorquartal schwächte sich von 0,4% auf 0,3% jeweils ab.
Überraschend war dagegen, dass es 2018 so etwas wie eine technische Rezession gegeben haben soll, wie neueste Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) seit Donnerstag zeigen. Unter einer technischen Rezession verstehen Volkswirte nach gängiger Definition zwei Quartale hintereinander mit schrumpfender Wirtschaftsleistung. «Technisch» nennen die Fachleute das Phänomen deswegen, weil es nicht automatisch und unbedingt bedeuten muss, dass sich eine solche Abschwungsphase in einer Wirtschaftskrise mit vielen Entlassungen auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt.
Konkret ging es vergangenes Jahr mit der Schweizer Wirtschaft 0,3% im dritten und 0,1% im vierten Quartal abwärts. Das war für Ökonomen deswegen überraschend, weil ohne die jüngste Datenrevision nur ein Quartal im Minus gewesen wäre. Die Fachleute im Bundesamt für Statistik führen solche Revisionen regelmässig durch, um neue und bessere Quellen bei der Berechnung zu berücksichtigen. Nach den alten Zahlen wäre das Schweizer BIP aber nur im Sommer 2018 um 0,2% geschrumpft. Dies war ein vorübergehender Effekt, der auch auf die Probleme der deutschen Autoindustrie mit einem neuen Abgastest zurückging sowie auf die Trockenheit, die den Transport über den Rhein einschränkte. Im Vierteljahr von Oktober bis Dezember hatte bislang wieder ein Plus von 0,3% gestanden, das seit dieser Woche aber komplett verschwunden ist.
Das Seco verweist noch auf einen weiteren Effekt, der die technische Rezession in einem anderen Licht erscheinen lässt: Alle zwei Jahre lassen Grossereignisse im Sport die Wirtschaftsleistung der Eidgenossenschaft auf dem Papier für wenige Quartale sehr stark anschwellen. Denn nach jeder Europa- und Weltmeisterschaft im Fussball sowie olympischen Spielen fliessen Milliarden an Lizenzeinnahmen in die Schweiz.
Der Grund: Hier sitzen der europäische Fussballverband UEFA und der Weltverband FIFA sowie das Internationale Olympische Komitee IOC. Und der Effekt ist wirklich enorm: So stieg die Wirtschaftsleistung im ersten und zweiten Quartal 2018 jeweils 0,4 Prozentpunkte stärker, was allein auf die Winterspiele und die WM zurückging. Der Rückprall kam im dritten und vierten Quartal, als die Lizenzeinnahmen ausblieben.
Wären die Eventeinnahmen aber gleichmässig auf alle Quartale verteilt worden, hätte es Ende 2018 kein Minus von 0,1% gegeben, sondern ein Plus von 0,2%, und die technische Rezession wäre ausgeblieben.
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