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17:27 Uhr - 25.03.2015

Die Männer hinter dem spektakulären Kauf von Kraft Foods

Hinter der Gesellschaft 3G steckt eines der erfolgreichsten Investorentrios aus Brasilien, mit Jorge Paolo Lemann als Drahtzieher.

Obwohl es inzwischen einer der erfolgreichsten Investorengruppen weltweit ist, muss Warren Buffett, wenn er einen neuen Milliardendeal gemeinsam mit 3G verkündet, stets wieder neu erklären, um wen es sich bei dem brasilianischen Investorentrio handelt.

Das war schon bei der gemeinsamen Übernahme von Heinz vor zwei Jahren so, als Buffett die Brasilianer Jorge Paulo Lemann, Marcel Telles und Beto Sicupira über den grünen Klee lobte – genauso wie jetzt, als er deutlich machte, dass er das Management des künftigen Kraft-Heinz-Konzerns ganz in den Händen der Brasilianer und ihrer Mitarbeiter lassen wird. «Die führen Heinz besser als wir das je könnten», erklärte Buffett erst vor einem Monat im Brief an seine Investoren bei Berkshire Hathaway (BRK.A 216580 -0.2%), seiner Beteiligungsgesellschaft.

Der Mega-Investor aus Omaha – der drittreichste Mann der Welt – kennt Jorge Paulo Lemann, den Senior des Investorentrios schon seit mehr als zwei Dekaden, als der noch ein einfacher Milliardär aus Brasilien war. Buffett hat dem knapp zehn Jahre jüngeren Investmentbanker 2008 entscheidend dabei geholfen, dass der mit seinen zwei Mitstreitern gemeinsam als Kontrolleure des belgisch-brasilianischen Brauereikonzerns Inbev für 52 Mrd. $ den weit grösseren Weltmarktführer Anheuser Busch in den USA übernehmen konnte.

«Richtig wohlhabend»

Durch diesen riskanten Deal kurz vor der weltweiten Finanzkrise sind Lemann, Telles und Sicupira in die Riege der richtig wohlhabenden Milliardäre aufgestiegen: Lemann, 75 Jahre alt, ist auf dem Bloomberg-Index der Milliardäre die Nummer 25 weltweit mit einem Vermögen von 27 Mrd. $. Telles und Sicupira besitzen jeweils 10 Mrd. $.

Telles und Sicupira haben als Praktikanten in Lemanns Investmentbank Garantia angefangen, welche dieser inmitten der Emerging-Market-Krisen kurz vor der Jahrtausendwende an Credit Suisse (CSGN 25.72 -0.69%) verkaufen musste. Auch Bernardo Hees, der designierte Board-Vorsitzende bei Kraft Heinz sowie Alex Behring, 3G-Geschäftsführer und künftiger CEO des Konglomerats, haben als Praktikanten bei Lemann & Co. angefangen.

Kostensenkung im Blick

Die Strategie des Brasilien-Schweizers bei 3G ist immer die gleiche, seitdem er vor 16 Jahren in Brasilien die zwei führenden Brauereien zu Ambev fusionierte und damit den Grundstein für den weltweiten Übernahmezyklus legte, der von Anheuser-Busch (2004) über Burger King (Burger King 0 0%) (2000), Heinz (2013), die kanadische Kaffeekette Tim Hortons (2014) bis jetzt zu Kraft reicht: Lemann & Co. suchen sich Unternehmen aus dem Konsumbereich mit starken Marken, stagnierenden Umsätzen und schrumpfenden Gewinnen – und beginnen die sofort nach der Übernahme auf Kostenersparnis zu trimmen.

Beim traditionellen Brauriesen Anheuser-Busch liessen sie kein Stein auf dem anderen: Die mahagonigetäfelten Büros der Geschäftsleitung wurden genauso eingerissen wie die zwei Kästen Freibier für jeden Mitarbeiter abgeschafft. Der Konzernchef fährt seitdem mit der Metro (MEO 30.56 -1.55%) zur Arbeit in New York, statt dem Helikopter. Auch bei Heinz kürzten sie in zwanzig Monaten 7000 Jobs. So gelingt ihnen in den übernommenen Unternehmen meist das Kunststück, bei schrumpfenden Umsätzen die Gewinne zu steigern. Die Finanzinvestoren applaudieren und schiessen 3G bereitwillig neue Kredite zu. So auch jetzt: Der Börsenkurs von Kraft Foods (KRFT 85.26 39.03%) legte nach Bekanntgabe der Übernahme durch 3G um 40% zu.

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