Zurück zur Übersicht
15:15 Uhr - 11.02.2016

Die AHV schreibt 2015 rote Zahlen

Die Ausgleichsfonds der Sozialversicherungswerke AHV/IV/EO haben eine negative Anlagerendite erwirtschaftet – daran wird sich vorerst kaum etwas ändern.

Deutlich früher als erwartet ist die AHV schon 2015 in die roten Zahlen gerutscht. Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass das negative Umlageergebnis (Saldo aus den Prämienzahlungen und den ausgezahlten Renten) bis gegen 2020 durch das Anlageergebnis kompensiert werden könnte. Das war jedoch schon 2015 nicht mehr der Fall. Das Anlageergebnis der drei Fonds für die AHV, die IV und die EO (Erwerbsersatzordnung) fiel, in Anbetracht der Turbulenzen auf den Finanzmärkten nicht überraschend, negativ aus.

Auf dem sogenannten Marktportfolio, ohne die liquiden Mittel in der Grössenordnung von 3,5 Mrd. Fr. und nach Kursabsicherungen, ergab sich für die drei Fonds zusammen eine Nettorendite von –0,77%.  Die Nettorendite inklusive liquider Mittel betrug –0,92%. Im Vorjahr erreichte sie noch knapp 6,5%.

Turbulenzen auf den Finanzmärkten

Das Anlageergebnis wurde insbesondere durch die negative Rendite auf Zinspapieren, schlechte Aktienmärkte sowie die Währungsturbulenzen, die zu höheren Absicherungskosten geführt haben, beeinflusst. Erschwerend wirkten zudem die Aufhebung der Kursuntergrenze des Frankens zum Euro sowie die Einführung von Negativzinsen durch die Nationalbank. Angesichts dieses schwierigen Umfelds kann das Resultat als akzeptabel betrachtet werden.

Das gesamte Anlagevermögen der drei Fonds belief sich Ende 2015 auf 33,6 Mrd. Fr. Davon entfielen 27,8 Mrd. Fr. auf die AHV, 4,9 Mrd. Fr. auf die IV und 902 Mio. Fr. auf die EO. Die Schuld der IV gegenüber dem AHV-Fonds betrug 12,8 Mrd. Fr. – zu Jahresbeginn sank sie auf schätzungsweise 12,2 Mrd. Fr. Dieser Betrag wird als Aktivum geführt, sodass sich ein Gesamtvermögen von 46,4 Mrd. Fr. ergab.

Die AHV allein erarbeitete auf ihrem Anlagevermögen von 27,8 Mrd. Fr. (inkl. liquider Mittel) eine Performance von –0,97%. Das entspricht einem Fehlbetrag von rund 270 Mio. Fr. Das Umlageergebnis für 2015 ist noch nicht bekannt, es wird Ende März publiziert. Es war 2014 erstmals seit langer Zeit negativ geworden, der Fehlbetrag belief sich auf 320 Mio. Fr. Gemäss den Perspektiven des Bundesamtes für Sozialversicherungen vom vergangenen September dürfte das Umlageergebnis 2015 einen Fehlbetrag von deutlich über 500 Mio. Fr. ergeben haben. Damit könnte für die AHV insgesamt ein Fehlbetrag von gegen 1 Mrd. Fr. resultieren.

Gemäss dem Geschäftsleiter der Ausgleichsfonds, Eric Breval, ist auf den Finanzmärkten vorerst keine grundlegende Änderung zu erwarten. Das heisst, für die kommenden Jahre ist nicht mit wesentlich besseren Anlageergebnissen zu rechnen.

Folgen der Vermögenserosion

Die insgesamt resultierende Vermögenserosion hat wiederum Auswirkungen auf die Anlagepolitik der Fonds. Sie ist schon heute konservativ: 42,8% entfallen auf Zinsanlagen in Fremdwährungen, 24,7% auf Aktien, 22,1% auf Zinsanlagen in Franken, 6,4% auf Immobilien (kotiert), 3,4% auf Geldmarktanlagen und 0,6% auf Rohstoffe. Potenziell höher rentierende Investments in Direktimmobilien, Private Equity (PEHN 60.35 -3.82%) oder Hedge Funds gehen die Fonds praktisch nicht ein, weil sie stets eine hohe Zahlungsbereitschaft halten müssen.

Ein sinkendes Vermögen engt grundsätzlich den Anlagespielraum ein, zumal das hohe Liquiditätserfordernis dadurch nicht beeinflusst wird. Der Anlagehorizont dürfte in der Folge kürzer werden, das Risikoprofil vorsichtiger und der Anteil an liquiden Anlagen grösser. Anders formuliert: Die Performance gerät weiter unter Druck, es entsteht eine Abwärtsspirale. Zusammen mit den steigenden Defiziten im Umlageergebnis führt dies rasch zu einer existenziellen Bedrohung der AHV – Gegensteuer ist dringend erforderlich.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.