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11:55 Uhr - 24.06.2016

SNB greift am Devisenmarkt ein

Die Schweizerische Nationalbank schwächt den Franken. Während die Finanzmärkte nach Orientierung suchen, wird das Vorgehen der SNB als glaubwürdig erachtet. Im Notfall könnte sie den Negativzins verschärfen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB (SNBN 1094 0.09%)) schwächt den Franken. Sie hat heute Morgen bekannt gegeben: «Nach der Abstimmung Grossbritanniens über einen Austritt aus der Europäischen Union ist der Schweizer Franken unter Aufwertungsdruck geraten. Die Schweizerische Nationalbank hat mit Interventionen auf dem Devisenmarkt stabilisierend eingegriffen und bleibt am Markt aktiv.»

Zum Euro sank der Franken auf das Tief von 1.0624 Fr./€, dann ist der Wechselkurs auf 1.0848 Fr./€ gestiegen.

Investoren sind vom Brexit überrascht

«Die Investoren sind überrascht und die Märkte paralysiert, man weiss nicht, wie man mit der Situation umgehen soll», sagt  Felix Adam, CEO und Gründer des Devisenhändlers ACT Currency Partner in Zürich, gegenüber FuW. «Ich war überzeugt, dass die Zentralbanken und die Investoren auf die Abstimmung und damit auch auf den Brexit vorbereitet sind. Doch das ist nicht der Fall.» Nun würden am Markt teilweise Opportunitäten gesucht und Vergleiche zum vergangenen Januar gezogen. «Aber diesmal könnte es bleibende Veränderungen geben.»

In der Tat hat der Brexit die Märkte auf dem falschen Fuss erwischt (lesen Sie hier mehr dazu).

Adam führt aus, die Politik und die Zentralbanken schienen keinen Plan B zu haben. Er habe erwartet, dass Cameron, Merkel und Hollande eine klare Aussage abgeben, nach dem Austritt würden Brücken gebaut. Davon sei nichts zu hören, und Cameron trete zurück. «Der Bruch und die Probleme zwischen Grossbritannien und der EU könnten grösser werden als erwartet. Das macht mir Sorgen.»

Die SNB hat einen klaren Plan

Die Schweizerische Nationalbank hingegen habe sich offensichtlich gut vorbereitet. «Sie hat einen klaren strategischen Plan und setzt ihn um.» Werde der Franken zu stark, interveniere die SNB am Devisenmarkt. «Und das wird sie weiterhin tun. Da gibt es im Markt keine Zweifel.»

Die SNB leiste solide Arbeit, um den Franken zu schwächen, sagt Adam. «Falls der Aufwertungsdruck sehr stark ist, könnte die SNB die Negativzinsen verschärfen.»

Das sieht auch Michael Strobaek, CIO der Credit Suisse (CSGN 11.57 -11.41%): «Wir rechnen mit zusätzlichen Kapitalströmen in die Schweiz.» Um zu verhindern, dass sich dadurch der Franken aufwerte, werde die SNB intervenieren, «und es ist nicht auszuschliessen, dass sie die Zinsen sogar noch stärker in negatives Terrain senken muss». Gelingt es der SNB, den Franken gegenüber dem Euro auf einem stabilen Niveau zu halten, werde die Schweizer Wirtschaft möglicherweise nicht allzu stark leiden.

Probleme für Exporteure und den Tourismus

Für gewisse Branchen könnte die Lage schwierig werden, schreibt der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Wie zu erwarten gewesen sei, seien der Euro und das britische Pfund gegenüber dem Franken deutlich unter Druck geraten. «Der dadurch noch stärker gewordene Franken stellt die Schweizer Exportwirtschaft und den Tourismus vor grosse Herausforderungen.» Immerhin habe die Schweizerische Nationalbank situativ Massnahmen gegen einen weiteren Aufwertungsdruck auf den Franken angekündigt.

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