Zurück zur Übersicht
16:00 Uhr - 03.04.2015

US-Jobmarkt kühlt sich überraschend ab

Das überraschend dürftige Stellenwachstum im März spricht gegen eine Zinserhöhung durch das Fed im Juni. Bis dann stehen noch zwei Arbeitsmarktberichte an, doch der Markt rechnet bereits mit einem späteren Termin.

zoom
Der amerikanische Arbeitsmarkt sorgt für eine unerfreuliche Überraschung. Wie das Statistikamt BLS (BLSN 0.7 -2.78%) am Freitag mitteilte, hat die US-Wirtschaft im März lediglich 126 000 neue Stellen geschaffen. Das ist das schwächste Wachstum seit Dezember 2013. Ökonomen hatten mit annähernd 250 000 Jobs gerechnet. Hinzu kommt, dass die Zahlen für Januar und Februar deutlich nach unten revidiert wurden. Demnach sind in den beiden Monaten insgesamt fast 70 000 Arbeitsplätze weniger entstanden als angenommen. Die Arbeitslosenquote, die in einer separaten Umfrage erhoben wird, stagnierte auf 5,5%.

An den Finanzmärkten sorgten diese Nachrichten für Bewegung. Die Börsen in New York waren am Freitag zwar geschlossen. Die Bondmärkte in Chicago blieben jedoch bis Mittag geöffnet. Dort gab die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen im frühen Handel 8 Basispunkte auf 1,82% nach. Ausgeprägt war die Reaktion auch am Devisenmarkt, wo sich der Dollar zum Euro mehr als 1% auf 1.10 $/€ abschwächte.

Robustheit in Frage gestellt

«Die Märkte haben die Chancen auf eine Zinserhöhung rasch nach hinten im Kalender verschoben», folgert Steven Ricchiuto, Chefökonom von Mizuho Securities USA. Bisher hatte sich der Jobsektor als erstaunlich robust erwiesen und monatlich mehr als 200 000 Stellen geschaffen. Das, obwohl die meisten Konjunkturdaten eine Abkühlung der Wirtschaft signalisierten. In auffälligem Gegensatz zum Stellenwachstum stand ebenso die Entwicklung der Löhne, die nur langsam angezogen hatten. Auch im März nahm der durchschnittliche Stundenlohn im Privatsektor nur 7 Cent auf 24.86 $ zu, was im Vergleich zum Vorjahresmonat der gewohnten Wachstumsrate von rund 2% entspricht.

«Der Jobbericht könnte Sorgen verstärken, dass sich das Konjunkturwachstum signifikant abkühlt», meint US-Ökonom Jim O’Sullivan vom Researchdienst High Frequency Economics. Das Federal Reserve steht damit vor einem schwierigen Entscheid. Seit Ende 2008 hält die US-Notenbank den Leitzins auf nahezu null gedrückt und hat an der letzten Sitzung von Mitte März das Versprechen aufgelöst, dass sie mit einer Zinserhöhung «geduldig» sein werde. Theoretisch könnte sie demnach schon an der Sitzung von Mitte Juni die geldpolitischen Zügel erstmals straffen.

Mehr Aufschluss durch Fed-Minutes

Bis dahin stehen zwei weitere Berichte zum Jobmarkt an. Setzt sich die enttäuschende Entwicklung im April und im Mai fort, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die US-Notenbank erst im Herbst oder sogar erst gegen Ende Jahr an der Zinsschraube drehen wird.

Mehr Details zu den Diskussionen unter den US-Währungshütern gibt es kommende Woche, wenn das Protokoll zur letzten Fed-Sitzung veröffentlicht wird. Interessieren wird Wallstreet vor allem, was die US-Währungshüter zum festen Dollar denken und wie es nach der ersten Zinserhöhung weitergehen könnte. Ende März hat Fed-Chefin Janet Yellen an einem Referat in San Francisco dazu gesagt, dass die US-Notenbank einen «graduellen Ansatz» mit kleinen Schritten verfolgen wird, um die Konjunkturerholung nicht abzuwürgen. Im Gegensatz dazu hatte der frühere Notenbankchef Alan Greenspan im letzten Zinszyklus einen höheren Rhythmus angeschlagen und den Leitzins an jeder Sitzung um 0,25% angehoben.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.