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11:43 Uhr - 23.07.2014

Argentinien kurz vor Zahlungsausfall

Eine Einigung mit Gläubigern bis Ende Juli ist gemäss Anwälten des Landes nicht möglich. Dann droht der technische Zahlungsausfall.

Es wäre ein Fiasko für die Volkswirtschaft Argentiniens: Der Zahlungsausfall des Landes steht kurz bevor. Selbst bei «Rund-um-die-Uhr-Verhandlungen» sei eine Einigung mit Gläubigern über die Rückzahlung von Anleihen bis zum 30. Juli nicht machbar, erklärten die Anwälte der argentinischen Regierung. Der New Yorker Richter Thomas Griesa hat nun tägliche Verhandlungen zwischen den beiden Parteien unter der Leitung eines vom Gericht ernannten Schlichters angeordnet.

Hedge Funds hatten argentinische Anleihen zu einem Bruchteil ihres Nominalwerts gekauft. Die grosse Mehrheit der Eigentümer dieser Anleihen hatte sich zu einer Umschuldung bereiterklärt. Doch die Hedge Funds behielten die Anleihen in der Erwartung, dass sie Argentinien zu einem besseren Deal zwingen können. Dazu wurden US-Gerichte angerufen, da die Anleihen nach New Yorker Recht emittiert wurden. Mit der Abweisung eines Berufungsantrags durch den obersten Gerichtshof der USA wurde die Entscheidung des Richters Thomas Griesa Mitte Juni rechtskräftig: Argentinien darf die Gläubiger, die an der Umschuldung teilgenommen haben, nicht bevorzugen.

Zinszahlung Ende Juni gescheitert

Das bedeutet: Für die umgeschuldeten Bonds dürfen keine Zinsen bezahlt werden, wenn nicht auch die Hedge Funds bedient werden. Am 30. Juni war schon eine Zinszahlung an die Gläubiger der restrukturierten Anleihen gescheitert. Argentinien hätte die Obligationen gerne weiter bedient, doch die US-Banken, über welche die Zahlungen abgewickelt werden, konnten sich der Anweisung des Gerichts nicht widersetzen.

Das Land hat eine Frist bis zum 30. Juli, um doch noch eine Einigung zu finden. Am Montag beantragten die Anwälte Argentiniens einen Aufschub der Zahlungen an die Hedge Funds. Richter Griesa lehnte dies ab und lässt bis zum Ende der Frist weiter verhandeln. Nun steht der «technische Default» Argentiniens kurz bevor. Gemessen an den Prämien für Kreditausfallversicherungen (CDS) erwarten Schuldner einen Zahlungsausfall nun mit einer Wahrscheinlichkeit von 74%. Schon im Juni hat die Ratingagentur Standard & Poor’s das Land nur noch mit der Bonität CCC– bewertet. Das ist lediglich eine Stufe über dem Default.

Ende Jahr 15 Mrd. $ neue Forderungen

Ende Jahr könnten auf Argentinien neue Forderungen von 15 Mrd. $ zukommen. Die umgeschuldeten Anleihen sind mit einer Klausel versehen, die sie bei einem Nichtbezahlen der Zinsen fällig werden lässt. Das Land kann solche Summen kaum stemmen.

Argentinien würde bei einem Zahlungsausfall wohl bis auf weiteres von den internationalen Kapitalmärkten abgeschnitten sein. Die extrem hohen Zinsen würden Staat und Private weiter belasten. Die Kapitalkontrollen würden bestehen bleiben. Eine weitere Abwertung des offiziellen Kurses des argentinischen Pesos wäre nur eine Frage der Zeit.

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